Der Westfalen-Wallach Eglité v. Ehrentusch feierte mit Nina Stadlinger fulminante Erfolge im internationalen Dressursport und schaffte es bis zu den Olympischen Spielen. Nun ist Egalité im Alter von 30 Jahren an den Folgen einer Kolik gestorben.

Es sind bewegende, anrührende Zeilen, mit denen Nina Rihs – vormals Stadlinger – vor wenigen Tagen auf ihrem Instagram-Account die traurige Nachricht bekanntmachte:

„In tiefster Trauer und mit gebrochenem Herzen muss ich mitteilen, dass mein geliebter Freund und Partner, Egalité – auch liebevoll Emil genannt –  nach 23 Jahre gemeinsamen Jahren am Montag, dem 6. Januar, plötzlich eine schwere Kolik erlitten hat ... Nach mehreren Stunden Behandlung, in denen wir noch auf Besserung hofften, mussten wir ihn am Dienstagmorgen um 3.30 Uhr einschläfern …Wir kämpften Seite an Seite bei 5 Europameisterschaften, 2 Weltreiterspielen und bei den Olympischen Spielen 2004. Nach 11 gemeinsamen Jahren Dressursport wurde er 2007 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, seitdem genoss er diese Zeit mit all unserer Liebe, fürsorglichen Pflege und natürlich seinen vierbeinigen Freunden. Ich möchte mich bei allen bedanken, die uns während der vielen Jahre der Wettbewerbe, des Trainings und der Obsorge für dieses wunderbare und ganz besondere Pferd begleitet und unterstützt haben. Ein großes Dankeschön auch an meine Familie und Freunde, die uns auf jede erdenkliche Weise unterstützt haben! Emil mein Schatz, lauf jetzt frei – du wirst für immer in unseren Herzen bleiben ♾ ♾! Ein ganz besonderer Dank geht auch an Klaus Balkenhol, Jean Bemelmans, Hansi Holzleitner und Andrea Hanke und ihr Team, bei dem er seinen Ruhestand verbringen durfte.“

Der Stern von Nina Stadlinger und Egalité ging 1998 bei der Junioren-EM in Hickstead auf, wo das Paar wie Phönix aus der Asche emporstieg und auf Anhieb Vierte in der Einzelwertung wurde – eine Sensation für die damals 18-jährige Salzburgerin, die zwar von Kindheit an pferde- und pferdesportbegeistert war, doch bis zu ihrem 14 Lebensjahr vor allem Springen und Vielseitigkeit ritt. Den damals siebenjährigen Ehrentusch-Sohn Egalité hatte man erst 1997 in Westfalen entdeckt – und schon bald erkannt, dass man mit ihm einen wahren Glückstreffer gelandet hat. Nina Stadlinger und Egalité harmonierten hervorragend – und eilten fortan von Erfolg zu Erfolg: Bei der Young Rider-EM 1999 im polnischen Ksiaz waren die beiden mit Platz 10 in der Einzelwertung das beste österreichische Paar und holte mit dem Team auch die Mannschafts-Bronzemedaille.

2001, in ihrem letzten Young Rider-Jahr, wagten Nina & Egalité erstmals den Sprung in den Grand Prix – eher nur zum „Hineinschnuppern“, wie sie damals meinte, doch wieder funktionierte die Zusammenarbeit hervorragend, das Paar meisterte auch diese Prüfung mit Bravour und eilte fortan auch im großen Sport von Erfolg zu Erfolg: 2002 folgte das Debüt beim CHIO in Aachen, das mit Platz 22 ebenfalls sehr positiv ausfiel. International hatte sich das Paar damit aber endgültig etabliert und war in den folgenden fünf Jahren fixer Bestandteil des österreichischen Dressur-Nationalteams.

Bereits 2002 vertraten Nina Stadlinger & Eglité Österreichs Farben bei den Weltreiterspielen in Jerez de la Frontera. 2003 startete das Paar für Österreich bei der Dressur-EM in Hickstead, wo man Platz 16. in der Einzelwertung erreichte und – noch wichtiger – mit einem siebten Rang in der Nationenwertung die Olympia-Qualifikation für Athen 2004 schaffte. Die Teilnahme an den olympischen Dressurbewerben von Athen war zweifellos der Höhepunkt der gemeinsamen Karriere von Nina Stadlinger und Eglité – und ein wahrlich denkwürdiger Auftritt. Nach der geglückten Qualifikation für den Special erlitt Nina am Vorabend der Prüfung einen bösen Bandscheibenvorfall und erhielt Infusionen, um überhaupt starten zu können. Ohne Gefühl in den Beinen kam sie über Platz 25 nicht hinaus – doch ihre sportliche Leistung funkelte stärker, als es diese Zahl erahnen lässt.

In den folgenden Jahren nahmen Stadlinger & Egalité auch noch an der Europameisterschaft 2005 in Hagen teil, ebenso an den Weltreiterspielen 2006 in Aachen sowie an den Europameisterschaften 2007 in Turin, wo das Paar den beachtlichen 30. Rang erreichte. Seinen letzten gemeinsamen Auftritt feierte das Paar 2007 in Salzburg – Egalités grandiose Turnierkarriere war damit beendet, und auch Nina Stadlingers Dressur-Laufbahn trat in ruhigeres Fahrwasser ein, ehe sie im Jahr 2012 nach der Diagnose von Multipler Sklerose ein abruptes Ende fand. 2017 heiratete Nina Stadlinger den früheren Vielseitigkeits-Reiter und Olympia-Teilnehmer Wolf-Dieter Rihs.

Im Dezember 2019 postete sie auf Instagram noch ein berührendes Foto ihrer beiden Lebens-Partner, dazu den Text: „2 Olympioniken vereint 🥰 Meine Lieblinge erfüllen mein Herz und mein Leben mit Liebe und Glück. Ich bin so dankbar euch beide zu haben und dass mein geliebter Emil (Egalité) mit bald 30 Jahren in so einer tollen Verfassung ist und sein Leben einfach nur genießen darf. Auch meinem wunderbaren Mann ein Riesen Dankeschön, dass Du mich täglich mit Liebe und Glück erfüllst🍀🙏🏻 ! Ich bin eine sehr beschenkte Frau und LIEBE EUCH BEIDE ÜBER ALLES“