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Menschen mit Rückenschmerzen profitieren von pferdegestützter Therapie
19.03.2023 / News

Das Geheimnis pferdegestützter Therapie: Das Pferd fördert die richtige Art der Lendenbewegung.
Das Geheimnis pferdegestützter Therapie: Das Pferd fördert die richtige Art der Lendenbewegung. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Im Laufe einer 12-wöchigen pferdegestützten Therapie gingen die Schmerzen von RückenpatientInnen zurück, während sich das psychische Wohlbefinden, die sozialen Aktivitäten sowie die gesamte Lebensqualität verbesserten – so das Ergebnis einer Studie in Finnland.

 

Das Studienteam rund um Sanna Maaria Mattila-Rautiainen von der Universität von Ost-Finnland in Kuopio untersuchte die Auswirkungen der pferdegestützten Therapie auf die wahrgenommene körperliche Leistungsfähigkeit, das Schmerzniveau, die Schmerzakzeptanz, Depression und Angst sowie die Lebensqualität von nsgesamt 22 PatientInnen (4 Männer und 18 Frauen), die unter Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule litten.

Die untersuhte Intervention bestand aus 12 wöchentlichen Sitzungen mit pferdegestützter Therapie. Unter Berücksichtigung des Schmerzes und seines anhaltenden Zustands wurde die Trainingsbelastung – auf einem sich bewegenden Pferd sitzend – systematisch von 10 auf 30 min erhöht: Die ersten vier Male bestanden aus 10 Minuten, die nächsten vier Mal aus 20 Minuten und die letzten vier Mal aus 30 Minuten . In der ersten Sitzung durften die Patienten zwischen zwei Pferden und Geräten wählen, die beide vom sitzungsleitenden Therapeuten als für sie am besten geeignet ausgewählt wurden.

Die Interventions- und Ergebnismessungen wurden 2016–2017 in zwei Zentren für pferdegestützte Therapie in Finnland abgeschlossen. Mit 22 Teilnehmern wurden Telefoninterviews durchgeführt und Krankenhauspatientendaten bei Besuchen in der Rehabilitations- oder Schmerzklinik erhoben.

Die Ergebnisse waren eindrucksvoll und zeigten, dass die pferdegestützte Therapie zur Verbesserung der täglichen Funktionsfähigkeit von Menschen eingesetzt werden kann. Statistisch signifikante Verbesserungen wurden in den Bereichen Schlaf, Greifen und Vorbeugen sowie langes Stehen beobachtet. Durch die schrittweise Erhöhung der Trainingsbelastung war es auch möglich, das Schmerzempfinden der Patienten zu reduzieren, ihre Teilnahme an sozialen Aktivitäten zu steigern und ihr psychisches Wohlbefinden zu verbessern.

Während einer sechsmonatigen Nachuntersuchung kehrten nur zwei der chronischen Schmerzpatienten aufgrund von Schmerzen in die Klinik zurück. In den Interviews hoben die Patienten vor allem die wahrgenommenen körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen der Therapie hervor und bestätigten, dass die Intervention einen umfassenden Einfluss auf ihre Rehabilitation und Lebensqualität hatte.

Bei der psychischen Gesundheit wurde eine statistisch signifikante quantitative Verbesserung beobachtet: Während der Intervention verbesserte sich die soziale Funktionsfähigkeit der Patienten und ihre Depression nahm ab – was auch in den Interviews hervorgehoben wurde: „Der erzeugte Gruppeneffekt war eine positive Erfahrung.“ Mit anderen Worten: Die pferdegestützte Therapie brachte Linderung für Patienten mit chronischen Schmerzen, die mehrere Jahre arbeitsunfähig waren.

Autorin Sanna Mattila-Rautiainen hob in der Studie hervor, dass chronische Rückenschmerzen eine multidimensionale Erfahrung sind, die nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch erlernte Denkmuster und emotionale Reaktionen umfasst: „Traditionell wird Physiotherapie für die Rehabilitation von Patienten mit chronischen Schmerzen empfohlen, da sich körperliche Bewegung als die effektivste Methode zur Behandlung von Wirbelsäulenschmerzen erwiesen hat. Schon Hippokrates empfahl die Bewegung von Pferden als eine Form der körperlichen und psychischen Rehabilitation für Menschen, aber der genaue Grund für die rehabilitative Wirkung war bisher unbekannt.“

Mattila-Rautiainen wies auf den für sie entscheidenden Vorteil von pferdegestützter Therapie hin: „Patienten mit chronischen Schmerzen neigen dazu, das Schmerzempfinden zu vermeiden, das durch die Bewegung des betroffenen Körperteils entsteht. Wenn man jedoch auf einem sich bewegenden Pferd sitzt, bewegt sich eine Person mit Kreuzschmerzen letztendlich zum Gang des Pferdes, was die richtige Art der Lendenbewegung fördert.“

In der Intervention wurde das Sitzen auf einem Pferd mit 100 schrittähnlichen Bewegungen pro Minute als vorteilhaft empfunden. Ein Teilnehmer kommentierte: „Die Bewegung fühlte sich gut an – das Pferd hat mich richtig bewegt.“ Ein anderer bemerkte: „Es gibt keine andere Möglichkeit, so zu trainieren.“

Falsche Bewegung hält einen Teufelskreis aus Schmerzen aufrecht und beeinträchtigt das physische, psychische und soziale Wohlbefinden der Menschen. Die Verträglichkeit des Patienten mit den Bewegungen des Pferdes sowie eine angemessene Bewegungsbelastung spielten eine zentrale Rolle bei der Intervention.

Mattila-Rautiainen verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Anwendung von pferdegestützter Therapie bei der Rehabilitation von PatientInnen mit Rückenschmerzen und arbeitet eng mit regionalen Sozial- und Gesundheitsbehörden in der Region Kainuu, Finnland, zusammen.

In Finnland ist die pferdegestützte Therapie eine Form der medizinischen Rehabilitation, die seit 2019 von der Sozialversicherungsanstalt des Landes bezuschusst wird. In der Rehabilitation von Erkrankungen des Bewegungsapparates ist die pferdegestützte Therapie jedoch weniger etabliert.

Die Studie „The impact on physical performance, pain and psychological wellbeing of chronic low back pain patients during 12-weeks of equine- facilitated therapy intervention" von Sanna Mattila-Rautiainen, Mika Venojärvi, Heta Rautiainen und Alice Keski-Valkama ist am 14. März 2023 in der Zeitschrift ,Frontiers in Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden (https://doi.org/10.3389/fvets.2023.1085768)

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