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EHV-2 und EHV-5: die weniger bekannten Herpesviren beim Pferd
27.05.2020 / News

Die Viren-Stämme EHV-2 und EHV-5 sind in der Pferdepopulation allgegenwärtig und können eine Reihe von Erkrankungen verursachen.
Die Viren-Stämme EHV-2 und EHV-5 sind in der Pferdepopulation allgegenwärtig und können eine Reihe von Erkrankungen verursachen. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Wenn vom Equinen Herpesvirus (EHV) die Rede ist, dann denken die allermeisten Pferdebesitzer an die Virus-Stämme 1 (EHV-1) und 4 (EHV-4) – während Infektionen mit EHV-2 und EHV-5 kaum Beachtung finden. Zu Unrecht, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen.

 

Bei Herpes-Infektionen denken Pferdebesitzer unweigerlich an EHV-1 und EHV-4, also jene beiden Virus-Stämme, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen und die Atemwegsinfektionen, Aborte und neurologische Erkrankungen verursachen können. Gefürchtet ist insbesondere EHV-1, das nicht nur Aborte verursachen kann, sondern auch mit schweren neurologischen Ausfallserscheinungen in Verbindung steht, die in vielen Fällen tödlich enden. Während Impfstoffe zum Schutz vor Atemwegsinfektionen und Aborten sowohl für EHV-1 als auch für EHV-4 zur Verfügung stehen, gibt es keinen effektiven Schutz gegen die mit dem Herpesvirus verbundenen neurologischen Erkrankungen.

Dr. Kate Hepworth-Warren weist in einem aktuellen Fachbeitrag darauf hin, dass auch die weniger bekannten Herpesstämme 2, 3 und 5 nicht gänzlich übersehen bzw. vernachlässigt werden sollten: Auch diese sind in der Pferdepopulation weit verbreitet – möglicherweise sogar mehr als EHV-1 und EHV-4 – und können ebenfalls eine ganze Reihe von Krankheiten verursachen. So wurden in einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 insgesamt 167 Pferde getestet, die in die USA importiert wurden, viele davon aus Europa.

Die Studie ergab:
– Bei 52 Prozent der Pferde konnte mindestens ein Herpesvirus nachgewiesen werden;
– EHV-5 und EHV-2 waren häufiger als EHV-1 und EHV-4;
– EHV-5 wurde bei 40,76 Prozent der Pferde gefunden;
– EHV-2 wurde bei 28,7 Prozent der Pferde gefunden;
– 1,2 Prozent der Pferde waren positiv für EHV-1:
– 3 Prozent der Pferde hatten EHV-4;
– Pferde, die positiv auf einen EHV-Stamm getestet wurden, zeigten nicht unbedingt Krankheitssymptome (etwa Nasenausfluss, Atemnot oder Fieber).

EHV-2
EHV-2 konnte in einigen Studien mit einer Seroprävalenz (= Häufigkeit des Vorkommens von Antikörpern im Blut) von nahezu 100 % nachgewiesen werden und wird häufig bei Pferden ohne Krankheitssymptome festgestellt. Es wird angenommen, dass es bei jungen Tieren mit Atemwegserkrankungen sowie mit bestimmten Augenerkrankungen in Verbindung steht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Infektion mit EHV-2 in einem sehr jungen Alter auftritt, wobei die Seroprävelanz im Alter von 2 bis 4 Monaten fast 100 % erreicht, dann jedoch abnimmt, bevor das Pferd ein Jahr alt wird. Bei Fohlen wurde EHV-2 mit einer Pharyngitis (Entzündung der Rachenschleimhaut, Rachenkatarrh, Anm.) in Verbindung gebracht, die mit oder ohne einer Schwellung der Lymphknoten bzw. Schnupfen (Rhinitis) und Fieber einhergehen kann. Bei älteren Pferden wird auch ein Zusammenhang mit Leistungsabfall (poor performance syndrome) sowie mit einer Entzündung der Bindehaut und der Hornhaut des Auges vermutet.

EHV-5
EHV-5 kommt in der Pferdepopulation vermutlich noch häufiger vor als EHV-2: Eine Studie aus dem Jahr 2015, in der Nasenabstriche von 663 Rennpferden untersucht wurden, ergab, dass 74 % davon positiv für EHV-5 waren – und 27 % positiv sowohl für EHV-5 und EHV-2. Keiner dieser beiden Viren-Stämme war jedoch mit einem Leistungsabfall oder einer Atemwegserkrankung verbunden.
Die bekannteste mit EHV-5 in Verbindung stehende Erkrankung ist die sogenannte multinoduläre Lungenfibrose (Equine multinodular pulmonary fibrosis – EMPF), eine chronische Lungenerkrankung, die glücklicherweise nur selten auftritt und deren Symptome jenen von Asthma gleichen (insbesondere Gewichtsverlust, erhöhte Atemfrequenz und beschleunigte Herzfrequenz). Angesichts des häufigen Vorliegens einer EHV-5-Infektion und des geringen Auftretens von EMPF ist es für Praktiker wichtig zu wissen, dass ein positiver Nasenabstrich nicht als Bestätigung von EMPF herangezogen wird.

Dennoch seien im Zusammenhang mit EHV-2 und EHV-5-Infektionen noch viele Fragen offen, vor allem auch jene nach der tatsächlichen klinischen Bedeutung dieser Viren, so Dr. Hepworth-Warren abschließend: „Die hier beschriebenen Studien haben gezeigt, dass beide Viren in der Pferdepopulation allgegenwärtig sind und bei Pferden mit und ohne Krankheit nachgewiesen werden können. Das macht es schwierig, die Bedeutung eines positiven PCR-Ergebnisses aus einem Nasentupfer zu beurteilen. Einzeln oder gemeinsam auftretende Infektionen mit EHV-2 und EHV-5 können bei Atemwegserkrankungen, Augenerkrankungen und Leistungsabfall eine Rolle spielen, dennoch ist die tatsächliche Bedeutung dieser Viren derzeit noch immer weitgehend unbekannt.“ 

Dr. Kate L. Hepworth-Warren ist Spezialistin für Innere Medizin und Professorin am North Carolina State University College of Veterinary Medicine in Raleigh.

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