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Wegen Infektiöser Anämie: Poloturnier abgesagt – zwei neue Fälle in Hamburg
29.06.2017 / News

Aufgrund der grassierenden EIA-Infektionen musste das internationale Poloturnier auf Gut Basthorst bei Hamburg abgesagt werden.
Aufgrund der grassierenden EIA-Infektionen musste das internationale Poloturnier auf Gut Basthorst bei Hamburg abgesagt werden. / Symbofoto: Archiv

Die gefährliche Infektiöse Anämie hält Deutschlands Pferdeszene weiter in Atem: In Hamburg wurden zwei neue Infektionen bestätigt, das internationale Poloturnier auf Gut Basthorst wurde abgesagt.

 

Die Infektiöse Anämie ist in Deutschland weiter nicht unter Kontrolle: Nachdem gestern (28. Juni) insgesamt fünf neue Infektionsfälle – zwei in Düsseldorf sowie drei im bayerischen Tagmersheim – gemeldet worden waren (siehe unsere Meldung dazu),  meldete nun auch die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg zwei weitere bestätigte Krankheitsfälle im Hamburger Ortsteil Osdorf. Bereits am 25. Juni war in einem Polostall in Hamburg-Osdorf ein Pferd aufgrund einer EIA-Infektion eingeschläfert worden.

Wie die Behörde mitteilte, wurde ein Sperrbezirk mit einem Umkreis von einem Kilometer um die betroffenen Haltungen, die in unmittelbarer Nähe zueinander liegen, eingerichtet. Für alle im Sperrbezirk gehaltenen Pferde wurden tierseuchenrechtliche Schutzmaßnahmen angeordnet, die von den Tierhaltern einzuhalten sind. Sämtliche im Sperrbezirk gehaltenen Einhufer werden in den kommenden Tagen untersucht.

Die Tierseuchen-Verordnung bestimmt, dass Tiere, bei denen die EIA amtlich nachgewiesen wird, getötet werden müssen. Grund dafür ist, dass einmal infizierte Tiere lebenslang Virusträger bleiben und als potentielle Virusausscheider angesehen werden müssen, auch wenn sie keinerlei Krankheitserscheinungen erkennen lassen. Nicht infizierte Tiere müssen nicht getötet werden.

Am 28. Juni 2017 sind bei außerdem einem dritten Pferd, das ebenfalls im Sperrbezirk gehalten wird, Antikörper gegen das Virus der Ansteckenden Blutarmut der Einhufer (Equine Infektöse Anämie - EIA) festgestellt worden. Eine amtliche Probennahme wurde eingeleitet, die im nationalen Referenzlabor des Friedrich-Loeffler-Instituts zur Bestätigung des Verdachts untersucht wird. Erst mit der Bestätigungsuntersuchung gilt der Ausbruch der Ansteckenden Blutarmut der Einhufer (EIA) als amtlich festgestellt.

Internationales Poloturnier abgesagt

Die Serie von EIA-Infektionen bleibt nicht ohne Folgen: Gestern gab der Veranstalter des internationalen ,BMW Polo Cup Gut Basthorst' bekannt, dass man entschieden habe, auf die Durchführung der diesjährigen Veranstaltung zu verzichten, die von 30. Juni bis 2. Juli hätte stattfinden sollen. Auf der Website des Veranstalters heißt es dazu: „Wie sie alle wissen sind wir derzeit mit einem ernsten Seuchen-Problem bei Polopferden in Deutschland konfrontiert, das nach wie vor nicht vollständig unter Kontrolle ist und dessen Folgen noch unabsehbar sind. Um ihre Pferde zu schützen und eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern, haben wir beschlossen, der dringlichen Empfehlung unserer zuständigen Veterinärbehörde zu folgen und die diesjährige Veranstaltung abzusagen. Wir werden versuchen – wenn es die weitere Entwicklung der Lage zulässt – noch im heurigen Jahr einen neuen Austragungstermin für unser Turnier zu finden."

Beim Polo Cup auf Gut Basthorst wären sechs Teams – u. a. mit Spielern aus Argentinien, Belgien und Dänemarkt – am Start gewesen, 160 Pferde wurden dazu erwartet. Gegenüber der Tageszeitung ,Bild' meinte Gastgeber Enno von Ruffin: „Wäre eins infiziert gewesen, hätten wir alle Pferde während der Inkubationszeit bis Oktober auf der Wiese versorgen müssen. Dieses Risiko wollte niemand eingehen." Auch 600 geladene Gäste mussten wieder ausgeladen werden.

Hintergrund-Wissen zur Equinen Infektiösen Anämie

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Virusinfektion von Pferden und anderen Einhufern (zum Beispiel Esel, Maultiere und Zebras), die sich als akute oder chronische Krankheit mit Fieberschüben zeigt und nach unterschiedlich langem Verlauf tödlich enden kann. Manchmal treten auch keinerlei Krankheitssymptome auf. Die Ansteckende Blutarmut der Einhufer kommt weltweit vor, tritt jedoch regional gehäuft in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien sowie Süd- und Osteuropa auf. Die Übertragung des Virus erfolgt hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen. Das Virus bleibt in den Mundwerkzeugen der Insekten etwa 30 Minuten infektiös. In der Regel ist ein mehrfaches Stechen erforderlich, um einen Equiden zu infizieren. Eine Übertragung durch Insekten über Distanzen von mehr als 100 bis 200 Metern ist unwahrscheinlich. Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier setzt einen sehr engen direkten Kontakt voraus.  Betroffene Tiere müssen getötet werden, da sie lebenslang Virusträger bleiben. Virusträger stellen für die Verbreitung der Erkrankung eine große Gefahr dar. Eine Behandlung oder Impfung ist nicht möglich.

Tiere mit unklarer Symptomatik (therapieresistente Fieberschübe) sollten sofort dem Haustierarzt vorgestellt werden. Bei Seuchenverdacht muss das zuständige Verbraucherschutzamt des Bezirks informiert werden. Vom Ankauf von Pferden unklarer oder verdächtiger Herkunft wird abgeraten.

Empfehlungen zur Vorbeugung

Um das Risiko einer Übertragung zu minimieren, sollten Tierhalter folgende Empfehlungen beachten:

– Sauber halten der Ställe und allen dazugehörigen Räumlichkeiten.

– Vermeiden eines gemeinsamen Gebrauchs von Ausrüstung wie Sattelzeug, Trensen und Putzzeug; im Falle einer gemeinsamen Nutzung sollte das Zubehör nach jedem Gebrauch gereinigt und desinfiziert werden.

– Weidegänge auf Zeiten mit geringerer Flugaktivität übertragender Insekten verlegen soweit möglich. Weiden und Paddocks möglichst trocken halten.

– Schutz von Insekten durch das Eindecken der Tiere, den Einsatz von Repellentien sowie Insektenfallen im Stall.

– Möglichst viele Pferdebestände auf EIA untersuchen lassen, insbesondere die, in welchen Pferde stehen, die aus dem Ausland eingeführt wurden oder die Kontakt zu ansteckungsverdächtigen Tieren hatten und eine Gefahr für andere Einhufer sein können.

Quelle: Mitteilung der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz/Hamburg

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