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Lockdown-Folgen für Reiterinnen: schlechtere Fitness, mehr Gewicht
28.05.2022 / News

Das Reiten ist nicht ohne weiteres durch ein Heimtraining ohne Pferd zu ersetzen – das ist die zentrale Schlussfolgerung aus der aktuellen italienischen Studie.
Das Reiten ist nicht ohne weiteres durch ein Heimtraining ohne Pferd zu ersetzen – das ist die zentrale Schlussfolgerung aus der aktuellen italienischen Studie. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Mädchen, die wegen der strengen Covid-19-Beschränkungen in Italien 12 Wochen lang auf ihr Reittraining verzichten mussten, nahmen an Gewicht zu und verloren wichtige Elemente ihrer Fitness, wie eine aktuelle Studie zeigt.


Sabrina Demarie von der Universität Rom und ihre Forscherkollegen der Universität von Cassino und Lazio Meridionale haben in ihrer Studie  das Fitnessniveau junger Reiterinnen vor und nach den 12-wöchigen Trainingsbeschränkungen untersucht, die aufgrund der Covid-19-Pandemie eingeführt worden waren. Ihre im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlichte Studie konzentrierte sich auf 66 Mädchen im Alter von 9 bis 18 Jahren (Durchschnittsalter 13,87 Jahre). Sie alle waren Freizeitreiterinnen, die entweder an Distanzritten, Ponybewerben oder Springturnieren teilnahmen.

Um in die Studie aufgenommen zu werden, mussten die Mädchen zuvor mindestens 12 Monate lang regelmäßig an der Reiterausbildung teilgenommen und mindestens zweimal pro Woche Reitunterricht erhalten haben. Während der 12-wöchigen Reitbeschränkungen wurden sie gebeten, an mindestens zwei Tagen in der Woche 45 bis 50 Minuten lang alleine zu Hause zu trainieren, was ein Aufwärmen, isometrische Übungen (ohne Gewichte) und Übungen mit Fitnessband für den Oberkörper beinhaltete, ebenso Kraftraining für Arme und Beine.

Die Reiterinnen wurden von der Studie ausgeschlossen, wenn sie während der 12-wöchigen Trainingsbeschränkung das Heimtraining nicht einhielten, positiv auf Covid-19 getestet wurden oder während des Testzeitraums bzw. in den drei vorangegangenen Monaten verletzt oder erkrankt waren. Insgesamt wurden fünf ausgeschlossen, so dass 61 Teilnehmer – gleichmäßig auf die drei Reitsportdisziplinen verteilt (20 im Ausdauersport, 20 im Ponyspiel und 21 im Springreiten) – in der Studie verblieben.

Die Mädchen wurden in den drei Wochen vor der Verhängung der Reitbeschränkungen eingehend untersucht. Ihre Größe und ihr Gewicht wurden gemessen und ihr Body-Mass-Index berechnet. Sie durchliefen jeweils acht motorische Fitnesstests, bei denen u.a. Griffkraft, Bauchkraft, Beinkraft, Armkraft, Hüftmobilität gemessen sowie die aerobe Fitness im Rahmen eines 12-minütigen Ausdauerlaufs überprüft wurde. Geschwindigkeit und Agilität wurden in einem Shuttle-Test gemessen.

Nach der 12-wöchigen Zwangspause wurden sämtliche 61 Teilnehmerinnen mit den gleichen Tests neu bewertet. Die Ergebnisse zeigten zwar keine Veränderungen in der Körpergröße – aber das Körpergewicht hatte während der 12 Wochen um durchschnittlich 3,9 % zugenommen, und auch der BMI war um durchschnittlich 8,5 % gestiegen. „Man kann also feststellen, dass das Reittraining es den Probanden anscheinend ermöglichte, Gewicht und BMI unter Kontrolle zu halten, bevor Trainingsbeschränkungen in Kraft traten“, so die Forscher. Auch weitere Fitness-Parameter zeigten eine negative Tendenz: Die Griffkraft sank um durchschnittlich 15,4 %,  die Bauchkraft nahm um 6,9 % ab, auch die Beweglichkeit der Hüfte war eingeschränkt. Darüber hinaus waren die Ergebnisse der Shuttle-Tests um durchschnittlich 3,5 % und die Ergebnisse des aeroben Fitnesslaufs um durchschnittlich 11,5 % schlechter.

Für die Wissenschaftlerinnen zeigen die Ergebnisse, dass 12 Wochen Trainingsbeschränkungen das Fitnessniveau junger Freizeitreiterinnen messbar verringert haben: „Obwohl die Schülerinnen von ihren Trainern angewiesen wurden, körperliche Aktivitäten zu Hause zu üben, kann argumentiert werden, dass entweder allgemeine und nicht angeleitete Übungsaufgaben von 45 bis 50 Minuten an zwei Tagen pro Woche nicht ausreichten, um die körperliche Fitness von Jugendlichen zu erhalten, oder dass man die Aufgaben nicht gewissenhaft genug ausgeführt hatte, möglicherweise trifft auch beides zu.“

Die Autoren räumten ein, dass eine Einschränkung der vorliegenden Studie das Fehlen einer Kontrollgruppe war – dass sie also nicht feststellen konnten, ob die Fitnessniveaus vor dem Test ausschließlich auf das Reiten zurückzuführen waren oder ob nicht auch andere Aspekte eine Rolle gespielt haben könnten. „Außerdem wurde die körperliche Aktivität während der Trainingseinschränkungen der individuellen Verantwortung anvertraut, was zu unterschiedlichen Fitnessergebnissen führte.“

Insgesamt sprechen die Resutate aber für die Annahme, dass Reitaktivitäten bei Reiterinnen dieser Altersgruppe zu einem höheren Fitnessniveau führen, während ein unbeaufsichtigtes Training zu Hause während der 12-wöchigen Beschränkungen nicht ausreichte, um dieses Niveau aufrechtzuerhalten. Eine entscheidende Rolle dabei könnte insbesondere die höhere Motivation und die damit verbundene größere Hingabe bzw. Intensität spielen, die mit dem Bewegen eines Pferdes im sportlichen Umfeld oder in der Freizeit verbunden ist – und die durch ein einfaches Heimtraining (ohne Pferd) nicht ohne weiteres ersetzt werden kann.

Die Studie „Puberal and Adolescent Horse Riders’ Fitness during the COVID-19 Pandemic: The Effects of Training Restrictions on Health-Related and Functional Motor Abilities" von Sabrina Demarie, Emanuele Chirico, Cecilia Bratta und Cristina Cortis ist am 24. Mai 2022 in der Zeitschrift ,International Journal of Environmental Research an Public Health' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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