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Erster Fall von West-Nil-Virus bei einem Pferd in Deutschland
01.10.2018 / News

Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen.
Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen. / Symbolfoto: Fotolia/kwadrat70

Das West-Nil-Virus breitet sich weiter in Europa aus – nun wurde die Infektion erstmals bei einem Pferd in Deutschland nachgewiesen. Das verendete Tier stammt aus dem Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg).

 

Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilte, wurde am 21. September der erste Fall einer West-Nil-Virus-Infektion bei einem Pferd in Deutschland festgestellt. Der Nachweis erfolgte durch das Nationale Referenzlabor für West-Nil-Virus-Infektionen (WNV) bei Vogel und Pferd des FLI. Das verendete Tier stammt aus dem Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg).  

Pferde können wie Menschen und Vögel durch virustragende blutsaugende Stechmücken infiziert werden. Das Pferd gilt dabei wie der Mensch aber als so genannter Fehlwirt („dead end host“), d.h. das Virus vermehrt sich nicht in dem Maße, dass es zur weiteren Infektion von Stechmücken ausreicht. Von WNV-infizierten und erkrankten Pferden geht daher keine Infektionsgefahr aus.

Die Mehrzahl der WNV-infizierten Pferde entwickeln, ähnlich dem Menschen, keine klinische Symptomatik. Einige Tiere reagieren jedoch mit deutlichen zentralnervösen Ausfallserscheinungen aufgrund einer von WNV verursachten Meningitis oder Enzephalitis. Fiebrige Allgemeinerkrankungen sind dagegen selten. Zu den zentralnervösen Störungen zählen Stolpern, Nachhandlähmungen, Ataxien, allgemeine Schwäche, Muskelzittern (Tremor) und Lähmungen bis zum Festliegen. Klinisch kranke Pferde können die Infektion zwar überleben, leiden aber in bis zu 20 Prozent der Fälle lebenslang unter Ausfallserscheinungen (neurologische Schäden).  Bei 22 bis 44% der klinisch kranken Pferde kann die Erkrankung tödlich verlaufen.

Eine spezifische Therapie gegen eine WNV-Infektion gibt es nicht, nur eine symptomatische Behandlung ist möglich. Prophylaktisch stehen in Deutschland drei Impfstoffe zur Anwendung am Pferd zur Verfügung, die durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen sind. Dazu gehört ein inaktivierter Vollvirusimpfstoff sowie ein rekombinanter Lebend- bzw. ein rekombinanter Totimpfstoff.

Die WNV-Infektion bei Vögeln und Pferden ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.

In Europa trat WNV erstmals Anfang der 1960er Jahre in Frankreich auf und hat sich seitdem im gesamten Mittelmeerraum etabliert. Regelmäßig treten vor allem aus süd- und südosteuropäischen Ländern (Frankreich, Italien, Kroatien, Albanien, Griechenland, Türkei, Österreich, Ungarn, Serbien, Spanien, Tschechische Republik) WNV-Infektionen bei Mensch und Pferd auf.

Aufgrund der epidemiologischen Situation ist das Auftreten von WNV in Deutschland nicht überraschend. Bisher wurden unter anderem ein Habicht aus Bad Düben (Sachsen), zwei Bartkauze aus Poing (Bayern), ein Bartkauz aus Halle und ein Habicht aus Bernburg (beide Sachsen-Anhalt) sowie zwei Schneeeulen und eine Amsel aus Berlin positiv auf WNV getestet. Langanhaltende hohe Temperaturen begünstigen die Virusvermehrung in der Mücke. Deshalb sind weitere Fälle von WNV bei Vogel und Pferd nicht ausgeschlossen.

Der erste Fall einer West-Nil-Virus-Infektion bei einem Pferd in Österreich wurde im Jahr 2016 festgestellt (siehe unseren Artikel dazu).

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