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Umweltbelastung und Tierqual: Immer mehr Städte verbieten Silvester-Feuerwerk
28.12.2018 / News

Immer mehr deutsche Städte haben mittlerweile ein Verbot von Feuerwerkskörpern erlassen.
Immer mehr deutsche Städte haben mittlerweile ein Verbot von Feuerwerkskörpern erlassen. / Foto: Archiv

Die Knallerei zu Silvester ist nicht nur eine Belastung für Menschen und Umwelt, sondern auch eine Qual für viele Tiere – weshalb immer mehr deutsche und österreichische Städte das Abbrennen von Feuerwerk verbieten oder stark einschränken, auch Wien gehört dazu.

 

Für die meisten ist das eine gute Nachricht: Der Silvester-Knallerei geht es in Deutschland und Österreich immer mehr an den Kragen. Immer mehr deutsche Städte, darunter Dortmund, Düsseldorf, Hannover, Braunschweig, Bremen, Lüneburg oder Göttingen haben mittlerweile ein Verbot von Feuerwerkskörpern erlassen, ebenso wie zahllose Gemeinden im gesamten Bundesgebiet. In München hat eine Bürgerinitiative ebenfalls ein derartiges Verbot gefordert, ist damit aber – jedenfalls vorerst – gescheitert.

Auch die Wiener Polizei hat anlässlich des Jahreswechsels auf das weitreichende Feuerwerks-Verbot im Stadtgebiet hingewiesen: „Die Verwendung praktisch aller Knallkörper, Feuerwerksraketen und anderer pyrotechnischen Sätze ab der Kategorie F2 ist im gesamten Ortsgebiet ausdrücklich verboten“, heißt es in einer Aussendung. Erlaubt sind lediglich Pyrotechnikartikeln der Kategorie F1 – also kleinen Tischfeuerwerken, Traumsterne, Knallerbsen oder Wunderkerzen, wobei ein Alterslimit von mindstens 12 Jahren gilt. Die allermeisten, nach wie vor im Handel angebotenen Feuerwerkskörper fallen unter die Kategorie F2 (z. B. sogenannte ,Piraten’, Vulkane, kleine Raketen etc.) – und diese Artikel dürfen erst ab 16 Jahren und nicht im Ortsgebiet verwendet werden (es sei denn, sie wird durch Verordnung für bestimmte Bereiche zugelassen – was in Wien jedoch nicht zutrifft). Wie die Wiener Polizei betont, werden Übertretungen ausnahmslos angezeigt und die betroffenen Gegenstände abgenommen. Es drohen Geldstrafen bis zu € 3.600, bei speziellen Verstößen z.B. verbotene Verwendung auf Sportplätzen bis zu € 4.360. Dieses Verbot gilt im Übrigen auch in Graz.

Das Problem ist in Österreich weniger das Gesetz – das ausreichend Handhabe für ein Verbot bietet – sondern die Überwachung und Vollziehung: Trotz der hohen Strafen kommt es immer wieder zu Übertretung – und eine flächendeckende Kontrolle ist für die Exekutive kaum möglich, wie man auch selbst zugibt. Nicht zuletzt deshalb fordern immer mehr Feuerwerks-Gegner nicht nur die Verwendung, sondern auch den Verkauf gänzlich zu verbieten und unter Strafe zu stellen – ein solches Verkaufsverbot wäre auch einfacher zu überwachen.

Eine Qual für Mensch und Tier

Mittlerweile fordern vor allem Umweltschützer und Mediziner immer vehementer ein gänzliches Feuerwerks-Verbot – nicht zuletzt, weil die negativen Folgen der Knallerei immer deutlicher hervortreten. Nach Informationen des deutschen Umweltbundesamtes werden deutschlandweit jährlich fast 5.000 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt. Diese Menge entspricht ca. 17 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge. Da diese Menge innerhalb weniger Stunden in die Umgebungsluft gelangt, werden in diesem kurzen Zeitraum mit Abstand die höchsten Feinstaubwerte des gesamten Jahres gemessen. So hat etwa zum Jahreswechsel 2017/18 eine Messstation in Ingolstadt eine Belastung von 1.244 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen – das 25fache (!) des maximal zulässigen Tagesmittelwerts. Mediziner weisen darauf hin, dass diese exorbitanten Belastungen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen schwer zusetzen und deren Gesundheitszustand nachhaltig verschlechtern. In der Bundesrepublik leiden nach Angaben der Deutschen Lungenstiftung heute schon mehr als zehn Prozent der Einwohner an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Auch die Belastung für viele Haustiere durch Knallerei und Feuerwerk ist enorm. Alle Großsäuger – und Pferde ganz besonders – haben ein wesentlich feineres Gehör als wir Menschen. Raketen, Heuler und Böller können zu Angst und Panik führen und belasten die Psyche enorm. Nicht nur die Lärmbelästigung bedeutet Stress für die Tiere, auch der Schwefel- und Feinstaubgehalt der Luft, der im Explosionsfeld der Knallkörper besonders hoch ist, kann empfindliche Schleimhäute in den Tiernasen reizen. Haustiere sollten zu Silvester daher generell bei geschlossenen Fenstern und Türen in Gebäuden und nicht alleine bleiben. Fenster und Türen sind zu verschließen, um die Lautstärke des Feuerwerks zu dämpfen. Hundehaltern wird geraten, rechtzeitig vor dem Jahreswechsel einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Hund zu machen – größere Spaziergänge zu Problemzeiten sollten vermieden und der Hund immer an der Leine geführt werden, um ein Weglaufen zu verhindern.

Erheblich schwieriger ist der Schutz von Weidetieren, die nicht in den Wald oder in ein schützendes Gebäude flüchten können. Insbesondere bei Pferden und jungen Rindern besteht die Gefahr, dass sie in Panik geraten, ausbrechen und unter Umständen sogar Unfälle verursachen. Pferde sollten in jedem Fall frühzeitig in einen sicheren Stall gebracht werden – auch die Anwesenheit einer vertrauten Person im Stall oder das Durchführen von regelmäßigen Kontrollen zu Silvester kann hilfreich sein, um Panik zu vermeiden und Zwischenfällen vorzubeugen.

Jahr für Jahr kommt es zu Unfällen oder schweren Zwischenfällen im Zusammenhang mit Feuerwerk: Im Jänner 2018 musste eine 27 Jahre alte Warmblutstute im Bezirk Oberwart wenige Tage nach dem Jahreswechsel eingeschläfert werden – das Pferd hatte durch die Silvester-Knallerei eine Stresskolik erlitten und konnte nicht mehr gerettet werden …

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