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Fohlen in Gefahr: Wurmkur-Resistenzen weiter im Vormarsch
31.12.2018 / News

Nicht gut: Bereits Fohlen sind von Resistenzen gegen Entwurmungsmittel betroffen, wie schwedische Forscher nun herausfanden.
Nicht gut: Bereits Fohlen sind von Resistenzen gegen Entwurmungsmittel betroffen, wie schwedische Forscher nun herausfanden. / Symbolfoto: Irene Gams

Eine schwedische Studie konnte erstmals Resistenzen gegen das Entwurmungs-Mittel Pyrantel bei Fohlen nachweisen – und zwar bei Spulwürmern. Dieses Ergebnis ist alarmierend – Wissenschaftler raten dringend dazu, die Entwurmungs-Praxis anzupassen und rasch Behandlungs-Alternativen zu finden.

 

Es sind in der Tat beunruhigende Ergebnisse, die eine Gruppe schwedischer Forscher in ihrer kürzlich veröffentlichten Untersuchung zutage förderten. Die Studie verfolgte zwei wesentliche Ziele: zum einen wollte man ermitteln, welche genaue Spezies von Spulwürmern (Parascaris) bei Fohlen in Schweden vorkommen – und ob sich bei ihnen irgendeine Art von Resistenz gegen die handelsüblichen Entwurmungsmittel (Anthelminthika) Pyrantel und Fenbendazol nachweisen lässt.

Als vorherrschende Parasiten-Spezies wurde im Rahmen der Untersuchung – durchaus überraschend – Parascaris univalens ermittelt, der durch ein Chromosomen-Paar gekennzeichnet ist – und nicht der deutlich bekanntere Parascaris equorum, der lange Jahre auch im wissenschaftlichen Focus stand. Dies bestätigt im Übrigen auch die Erkenntnisse des bekannten US-amerikanischen Parasitologen Martin K. Nielsen, der bereits 2014 in einer Untersuchung darlegte, dass Pascaris univalens mittlerweile die häufigste bei Pferden vorkommende Spulwürmer-Spezies sei (und daher auch die allgemeine Bezeichnung Parascaris spp. verwendet werden sollte).

Um allfällige Wurmmittel-Resistenzen festzustellen, führte das schwedische Forscher-Team von September 2016 bis Mai 2017 auf insgesamt neun Gestüten Eizahlreduktionstests bei insgesamt 142 Fohlen durch. Gesunde Fohlen mit mindestens 150 Parasiten-Eiern pro Gramm Kot (EPG) wurden in die Studie aufgenommen und mit oral verabreichten Pasten aus Pyrantel-Embonat oder Fenbendazol jeweils nach Herstellerangaben behandelt.

Die Wirksamkeit der Entwurmungsmittel wurde mit Hilfe eines statistischen Modells (Bayes-Statistik) berechnet. In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der American Association of Equine Practitioners wurden Parasiten dann als resistent gegen Pyrantel eingestuft, wenn die EPG-Reduktion kleiner als 85 % war – und gegen Fenbendazol, wenn die beobachtete Wirksamkeit geringer als 90 % war.

Die Ergebnisse zeigten ein klares Bild: Vier von elf Gruppen, die mit Pyrantel behandelt worden waren, hatten eine beobachtete Wirksamkeit von weniger als 85 % – und 43 % der mit Pyrantel behandelten Fohlen schieden 10–16 Tage nach der Behandlung noch Parasiten-Eier aus: ein klarer Hinweis, dass dieses Wurmmittel keine effektive Bekämpfung des Parasitenbefalls mehr gewährleistet. Im Gegensatz dazu wies nur eine der sechs mit Fenbendazol behandelten Gruppen eine beobachtete Wirksamkeit von weniger als 90 % auf – und nur 6 % der behandelten Fohlen haben 10–16 Tage nach der Behandlung noch Parasiten-Eier ausgeschieden.

Entsprechend ernüchternd fiel das Resümee der schwedischen Wissenschaftler aus: „Da bereits in früheren Untersuchungen die Resistenz gegen Ivermectin bei Spulwürmern (Parascaris spp.) in Schweden nachgewiesen werden konnte, ist es wahrscheinlich, dass mittlerweile multiresistente Populationen in schwedischen Zuchtbetrieben vorhanden sind. Dies ist die erste Studie, welche die Existenz von Pyrantel-resistenten Spulwürmern (Parascaris spp.) in Europa nachweisen konnte –  und die erste Studie, die eine Resistenz gegen Entwurmungsmittel bei Parascaris univalens aufgezeigt hat.“

Basierend auf ihren gewonnenen Erkenntnissen raten die Wissenschaftler dringend dazu, die Entwurmungs-Praxis bei Fohlen entsprechend zu adaptieren: „Da die Wirksamkeit von Fenbendazol in der Mehrzahl der Betriebe immer noch im erwartbaren Bereich liegt, schlagen wir vor, dass dieses Medikament die erste Wahl für die Behandlung von Parascaris-Infektionen sein sollte, wobei eine möglichen Anpassung der Behandlungszeiten auf 2 und 5 Monate empfehlenswert ist, wie sie auch von Leathwick und Kollegen (2017) vorgeschlagen wird. Betriebe sollten auch regelmäßig die Wirksamkeit der Entwurmungsmittel überwachen, um durch Parasiten hervorgerufene Erkrankungen bei Fohlen zu vermeiden. Unsere Ergebnisse unterstreichen auch die Bedeutung der Suche nach alternativen Methoden zur Verhinderung von Parasiten-Infektionen bei Fohlen – und der Suche nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung eines Befalls mit Parascaris univalens sowie der Entwicklung molekularer Methoden zur Früherkennung von Arzneimittel-Resistenzen.“

Die Untersuchung „Resistance to pyrantel embonate and efficacy of fenbendazole in Parascaris univalens on Swedish stud farms“ von Frida Martin, Johan Höglund, Tomas F.Bergström, Oskar Karlsson Lindsjö und EvaTydén ist im Dezember 2018  in der Zeitschrift „Veterinary Parasitology“  erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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