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Studie: Heunetze schaden der Zahngesundheit von Pferden nicht und verringern Verschwendung
18.07.2023 / News

Heunetze sollen nicht nur die Futteraufnahme verlangsamen – und so übermäßiger Gewichtszunahme bei Pferden vorbeugen – sondern auch die Heuverschwendung verringern, was laut einer aktuellen Studie auch zutrifft. Die Befürchtung, dass sich Heunetze negativ auf die Zahngesundheit auswirken könnten, hat sich hingegen bei ersten Zwischenergebnissen nicht bestätigt.

Heunetze sind eine beliebte Methode, um die Aufnahmerate zu verringern und Heuverschwendung zu reduzieren. Symbolfoto: iStock-Anja Janssen


Auf dem jüngsten Europäischen Pferdegesundheits- und Ernährungskongress in Belgien wurde eingehend über das Thema der Futterverschwendung – und welches Ausmaß es in der Pferdehaltung mittlerweile erreicht hat – diskutiert. Experten schätzen, dass in Europa bis zu 30 % des Heus bzw. der Heulage, die an Pferde verfüttert werden, als Abfall in den Boden getreten wird und schließlich auf dem Misthaufen landen. Dieser ernüchternde Befund sorgt in Fachkreisen für zunehmende Besorgnis: „Grünland und konserviertes Futter sind wertvolle Ressourcen für Pferde und Nutztiere. Die damit verbundenen Umweltkosten wie Treibstoff und Dünger sind ein weiterer Grund, warum diese wertvollen Ressourcen nicht verschwendet werden sollten“, meint etwa Sarah Nelson, Produktmanagerin beim Futterhersteller ,Mars Horsecare’, zu dem u.a. auch die Marke Spillers gehört.

Welchen Effekt Heunetze zur Eindämmung von Futterverschwendung leisten können, wird aktuell im Rahmen einer Studie untersucht, die im Juni 2023 auf dem Symposium der Equine Science Society in Texas vorgestellt wurde. Die dabei präsentierten vorläufigen Ergebnisse über den Einsatz von Heunetzen zur Abfallvermeidung sind durchaus ermutigend.

Ziel der Untersuchung war es, den Heuverbrauch, die Zahnabnutzung und die Zahnerkrankungen bei Pferden zu vergleichen, die mit oder ohne Heunetze gefüttert wurden. Die ForscherInnen der Universität von Wisconsin-River Falls und Minnesota-Twin Cities gingen dabei von der Hypothese aus, dass Pferde, die Heu aus Heunetzen erhielten, im Vergleich zu Pferden, die ohne Heunetze gefüttert werden, weniger Heu verbrauchen und keine Unterschiede in der Zahngesundheit aufweisen würden.

Im September 2021 wurden im Rahmen der Studie 13 erwachsene Pferde nach ihrem Körpergewicht (BW) in zwei Testgruppen eingeteilt und nach dem Zufallsprinzip ein Jahr lang einer Fütterung mit oder ohne Heunetz zugewiesen. Die Pferde wurden auf Sandkoppeln mit Unterstand, freiem Wasserzugang und frei verfügbarem Heu (in Rundballen mit oder ohne Heunetz bei einer Maschenweite von 4,45 cm) untergebracht. Im September 2021 (Ausgangswert) und 2022 (Abschluss von Jahr 1, Beginn von Jahr 2) wurde für alle Pferde eine – verblindete – zahnärztliche Untersuchung von einem Pferdetierarzt und Zahnarzt durchgeführt, die Messungen der Schneide- und Eckzahnlängen sowie Aufzeichnungen des Zahnzustands vor und nach der Zahnbehandlung umfasste.

Nach zahnärztlichen Eingriffen im Jahr 2022 wechselten Pferde auf den jeweils anderen Heufütterungs-Modus. Das Körpergewicht des Pferdes, der Body Condition Score (BCS) und Weichteilschäden am Zahnfleisch oder an den Lippen wurden monatlich beurteilt und aufgezeichnet. Die Rundballen wurden exakt gewogen, bevor sie in die Sandkoppel gelegt wurden, auch das genaue Fütterungsdatum wurde aufgezeichnet, um den Heuverbrauch (Aufnahme und Abfall) möglichst präzise zu berechnen.

Die Ergebnisse bestätigten die von den ForscherInnen aufgestellten Hypothesen: Körpergewicht, Körperzustandswert (BCS) und der Heuverbrauch des Pferdes waren bei Pferden, die Heu ohne Heunetz gefüttert wurden, höher. Bei der Beurteilung der Länge der Schneidezähne vor und nach der Behandlung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Testgruppen. Die Schneidezahnlänge erhöhte sich zwischen 2021 und 2022 um 3,77 bzw. 3,19 mm bei Pferden, die ohne Heunetz bzw. mit einem Netz gefüttert wurden – die Differenz der Abnutzung war also minimal. Auch das Vorhandensein von Schneidezahnschrägen nach einem Jahr und allfällige Weichteilschädigungen unterschieden sich nicht.

Das Resümee der ForscherInnen fiel daher eindeutig aus: „Diese vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass Heunetze über ein Jahr hinweg keine negativen Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben, aber den Heuverbrauch erheblich reduzieren und zur Kontrolle des Körpergewichts des Pferdes beitragen können.“  Im Detail ermittelten die AutorInnen, dass bei einem 500 kg schweren Pferd etwa 1,3 Tonnen verschwendetes Heu pro Jahr eingespart werden könnte – eine Menge, die jede/n verantwortungsvolle/n Pferdebesitzer/in nachdenklich machen sollte. Die Studie ist noch im Gange und wird im September 2023 abgeschlossen sein, so die AutorInnen.

Auch Futtermittelhersteller ermutigen mittlerweile PferdebesitzerInnen dazu, Verschwendung zu vermeiden und die Futteraufnahme ihrer Pferde möglichst genau zu beobachten und dabei auch Futter-Abfall im Auge zu behalten. Die Prämisse, so viel zu füttern, wie ein Pferd frisst (es sei denn, es ist übergewichtig), hat zwar nach wie vor Gültigkeit, doch wird z.B. der Begriff „ad-lib“ (,ad libitum’ = nach Belieben) von Produzent Spillers nicht mehr verwendet, wenn von uneingeschränkter Fütterung die Rede ist. Stattdessen verwendet das Team der Ernährungsberater nun Formulierungen wie „Idealerweise sollte den Pferden so viel Futter zur Verfügung gestellt werden, wie sie fressen, wobei auf überschüssigen Abfall zu achten ist.“

Sarah Nelson erklärt, dass sich das Unternehmen der durch Verschwendung verursachten Umweltbelastungen bewusst wäre und bestrebt sei, seinen Teil zur Abfallreduzierung beizutragen und gleichzeitig Managementratschläge zu fördern, die das Wohlergehen der Pferde unterstützen. Sie weist aber auch explizit darauf hin, dass bei der Fütterung von konserviertem Futter stets darauf geachtet werden sollte, was tatsächlich gefressen wird und nicht, was gegeben wird. Es ist außerdem wichtig sicherzustellen, dass ein absolutes Minimum von 1,5 % des aktuellen Körpergewichts (auf Trockenmassebasis) Futter gefressen wird (typischerweise mindestens 8,5 kg Heu für ein 500 kg schweres Pferd ohne Weidegang), es sei denn, dem Pferd wurde eine sorgfältig überwachte Diät zur Gewichtsabnahme verordnet.

 

Slow-Feeder wie die ,Heubox'Auch die sogenannte ,Heubox' (ein großer, auf dem Boden stehender Behälter mit einem Gitter oder Gitter auf dem Futter, um die Futterzeit zu verkürzen) und andere Vorrichtungen zur langsamen Futterfütterung werden zunehmend als wirksame Methode zur sicheren Futterfütterung bei gleichzeitiger Minimierung der Verschwendung anerkannt . Diese Fütterungsgeräte zielen darauf ab, eine natürlichere Art der Nahrungsaufnahme vom Boden aus zu imitieren und gleichzeitig die Nahrungsaufnahme zu verlangsamen.

„Obwohl Heuboxen und Netze möglicherweise nicht für alle Pferde geeignet sind, sind sie eine Überlegung wert, sowohl zur Abfallvermeidung als auch zur Gewichtskontrolle“, sagte Nelson. „Tatsächlich sind wir im Rahmen unserer laufenden Forschung in den Bereichen Hufrehe und Übergewicht an mehreren Studien beteiligt, die den Einsatz von Heunetzen und Futterspendern untersuchen. Wir wollen besser verstehen, wie wir die Heuaufnahme steuern können, ohne Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde zu beeinträchtigen.“

Die Studie „64 A preliminary study: Effect of hay nets on horse hay usage, dental wear, and dental conditions in mature adult horses" von L. Johnson, K. Martinson, L. Keener und M. DeBoer ist am 24. Mai 2023 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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