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Wie sich Sattel- und Steigbügel-Anpassungen beim Reiten auswirken
22.05.2023 / News

Es sei evident, dass „die Individualisierung von größter Bedeutung ist und dass die Anpassung eines Sattels an die Bedürfnisse eines Reiters potenzielle Auswirkungen auf seine Rückengesundheit hat", so die Forscher.
Es sei evident, dass „die Individualisierung von größter Bedeutung ist und dass die Anpassung eines Sattels an die Bedürfnisse eines Reiters potenzielle Auswirkungen auf seine Rückengesundheit hat", so die Forscher. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Die Auswirkungen der Steigbügellänge und der Sattelneigung wurden in einer Studie unter die Lupe genommen, wobei ein erheblicher Einfluss auf die Kinetik der Reiterin bzw. des Reiters festgestellt wurde.

 

Die slowenischen Wissenschaftler Marc Elmeua González und Nejc Šarabon stellten in der Zeitschrift ,PeerJ' fest, dass Schmerzen im unteren Rückenbereich die häufigste chronische Verletzung bei ReiterInnen sind und mit einer schlechten Haltungskontrolle und Beckenausrichtung zusammenhängen. „Trotzdem hatte die Anpassung von Sätteln an die Bedürfnisse von Reitern in der wissenschaftlichen Literatur zum Springreitsport keine Priorität“, sagten sie. Stattdessen haben sich viele Arbeiten darauf konzentriert, wie die Anpassung der Sättel an ihre Pferde die Leistung und die allgemeine Gesundheit des Tieres beeinflussen kann.

Das Forscher-Duo wollte diesen Fokus verändern und zusammen mit der Universität Primorska in Slowenien beschreiben, wie sich die Anpassung bzw. Veränderung von zwei wesentlichen Einstellungen, die ein Reiter/eine Reiterin wahrscheinlich vornehmen wird – nämlich Sattelneigung und Steigbügellänge – auf die Biomechanik eines Reiters auswirkt.

Sie führten eine Studie mit elf SpringreiterInnen durch, die sich freiwillig zur Teilnahme gemeldet hatten. Jede/r führte einen Standard-Versuch mit 120 Schritten im Trab und Galopp durch, mit einer Sattelneigung von 0 Grad und einer Steigbügellänge, welche die Knie jedes Reiters im 90-Grad-Winkel positionierte.

Anschließend wurden vier verschiedene Eingriffe durchgeführt und deren Auswirkungen analysiert, nämlich
– 60 Schritte mit 60 mm kürzeren Steigbügeln,
– 60 Schritte mit 60 mm längeren Steigbügeln,
– einem um 4 Grad nach vorne geneigten Sattel und
– einem um 4 Grad nach hinten geneigten Sattel.

Die Zugkräfte der Steigbügel und Zügel wurden mit Zugkraftmessdosen gemessen. Die Symmetrie wurde untersucht und indiziert. Die Beschleunigung wurde mit Trägheitsmessgeräten am Helm und am Rücken des Fahrers gemessen und die Stoßdämpfung berechnet.

González und Šarabon sagten, sie hätten von jedem Fahrer einzigartige und unterschiedliche Reaktionen erwartet und gleichzeitig gemeinsame Trends dargestellt. „Die Verkürzung der Steigbügel verbesserte die Stoßdämpfung beim Galoppieren und erhöhte die auf die Steigbügel ausgeübte Kraft sowohl im Trab als auch im Galopp. Längere Bügel führen zu geringeren Bügelkräften.“

Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Erkenntnissen überein, wonach die Kraftspitzen unter dem Sattel mit höheren Bügelkräften abnehmen. Die Anpassung der Sattelneigung entweder nach vorne oder nach hinten führte zu einer verbesserten Stoßdämpfung im Galopp, was darauf hindeutet, dass kleine Neigungen (weniger als 4 Grad) die Auswirkungen auf den Rücken des Reiters deutlich reduzieren können. Tatsächlich reagierten 65 % der Probanden positiv auf solche Sattelmodifikationen. Im Trab verringerte die Anpassung der Sattelneigung und der Steigbügellänge überraschenderweise den ungleichmäßigen Druck, der auf das Gebiss ausgeübt wurde.

Die Autoren sagten, dass ihre Ergebnisse es ermöglichen, allgemeine Richtlinien vorzuschlagen, obwohl die Individualisierung aufgrund der hohen Variabilität zwischen den Probanden zu einem offensichtlichen Bestandteil jedes Sattelaufbaudesigns wurde:„In jeder sportlichen Disziplin ist es schwierig, Absolutheiten in Bezug auf korrekte Techniken, Ausrüstungsaufbau usw. zu postulieren. Im Pferdesport ist es sogar noch schwieriger, da ein lebendes Tier, das wir kaum verstehen, als Hauptfigur ins Spiel kommt.“

Sie sagten, dass ihre Erkenntnisse als Grundlage für die Modifizierung spezifischer Parameter des Sattel-Setups entsprechend den Bedürfnissen jedes einzelnen Fahrers dienen könnten. „Obwohl einige Schlussfolgerungen gezogen werden können, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, eine einzige korrekte Methode zur Anpassung der Sattelparameter an einen Reiter zu behaupten. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass die Individualisierung von größter Bedeutung ist und dass die Anpassung eines Sattels an die Bedürfnisse eines Reiters potenzielle Auswirkungen auf seine Rückengesundheit hat und nicht vernachlässigt werden sollte.“

Im Kern würden ihre Daten darauf hindeuten, „dass eine Verlängerung der Steigbügel das Gewicht vom Steigbügel auf den Sattel verlagert und eine Verkürzung den gegenteiligen Effekt hat“, so das zentrale Resümee der Autoren. Diese Erkenntnis an sich könne bereits sinnvoll in Training und Wettkampf berücksichtigt werden: „Obwohl keine Länge besser ist als eine andere, ist es nützlich, die Richtung der Änderung zu kennen, um sie beim Training und Wettkampf im Springsport richtig anzuwenden.“

Die Studie „Effects of saddle tilt and stirrup length on the kinetics of horseback riders" von
Marc Elmeua González und Nejc Šarabonwurde am 5. Dez. 2022 in der Zeitschrift ,PeerJ' veröffentlicht und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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