Videos aus dem Mittleren Osten, die Distanzpferde mit amputierten Beinen zeigen, sorgen bei Pferdefreunden für Entsetzen. Tierschutz-Organisationen und die FEI sind alarmiert.
Es sind Bilder, die für Pferdefreunde aufwühlend, ja, für manche sogar unerträglich sind: Videos, die aus dem Mittleren Osten stammen und die Pferde zeigen, denen der untere Teil eines Vorderbeins amputiert wurde, sorgen im Internet derzeit für heftige Diskussionen und leidenschaftliche Auseinandersetzungen. Das Magazin Horse&Hound berichtet, daß sogar die FEI auf die Videos aufmerksam wurde und das gezeigte Material als „äußerst verstörend" bezeichnet. Man werde das Thema bei einem Meeting der FEI Gruppe VII (Mittlerer Osten) demnächst zur Sprache bringen, ebenso das Thema der Betreuung von Sportpferden im Ruhestand.
Ein Video, das auf der Social Media-Plattform Iconosquare gepostet wurde und von einem professionellen Pferdefotografen stammten soll, zeigt ein Stute mit amputiertem rechtem Vorderbein, die sich mühsam in einen Anhänger schleppt. Es soll sich um ein Pferd handeln, das nach einer Verletzung beim CEI in Riyadh im Jänner dieses Jahres operiert werden musste – der unterste Teil des Vorderbeins war dabei entfernt worden. Ein anderes, auf Instagram gepostetes Video zeigt einen Schimmel, dessen rechtes Vorderbein beim Karpalgelenk amputiert und durch eine provisorische Prothese ersetzt wurde.
In vielen arabischen Ländern, besonders in jenen des Mittleren Ostens, wird das Einschläfern eines Pferdes deutlich restriktiver und zurückhaltender gehandhabt als in westlich orientierten Ländern. Es ist gleichsam ein kulturelles Tabu – und das letzte Mittel, das nur in dramatischen, völlig aussichtslosen Fällen zur Anwendung kommt. Mehrere Kommentare, die zu diesem Video gepostet wurden, verteidigen daher auch die Amputation – und meinen, daß viele schwere Beinverletzungen damit beseitigt werden können, ohne dem Pferd das Leben nehmen zu müssen.
Roly Owers, Geschäftsführer der Tierschutzorganisation World Horse Welfare, sieht die Vorgänge mit Besorgnis: „Diese Entwicklung ist äußerst problematisch und wird nicht dazu beitragen, das Wohlbefinden und den Schutz des Pferdes in diesen Ländern zu verbessern", so Owers gegenüber Horse&Hound. „Amputationen sind bei Pferden zwar nicht völlig neu, aber sie sind doch sehr unüblich – und die Auswirkungen auf das Wohl und die Lebensqualität von Pferden können äußerst gravierend sein. Wir müssen uns die Frage stellen: Was ist – hinsichtlich des Pferdewohls – die Rechtfertigung dafür, Pferde einem solchen Leidensweg auszusetzen, auch im Vergleich zu einem humanen und schmerzfreien Einschläfern? Vor allem aber geht es darum, sich nicht von der Hauptsache ablenken zu lassen – nämlich Unfälle und Stürze mit Knochenbrüchen bei Distanzrennen zu reduzieren und im Idealfall ganz zu verhindern."
Das Video auf Iconosquare kann man sich hier ansehen – wir weisen darauf hin, daß die gezeigten Bilder sehr verstörend sind...