Das Miniaturpferd Roozer Brewz kam mit einer schweren Bein-Deformation zur Welt – seither kämpft seine Besitzerin unermüdlich, um ihm ein pferdegerechtes Leben zu ermöglichen. Hier die erstaunliche Geschichte des kleinen Roo!
Wie weit würden Sie gehen, um Ihrem Pferd zu helfen? Diese Frage kann wohl jede/r Pferdebesitzer/in nur für sich beantworten – und auch Christine Clark aus Kansas City (Bundesstaat Missouri/USA) musste sich ihr stellen. Denn das von ihr gezüchtete Miniaturpferd Roozer Brewz, das am 14. April 2011 geboren wurde, kam mit einem großen Problem zur Welt: Es litt an Zwergenwuchs, verursacht durch einen genetischen Defekt, der noch weitere physiologische Einschränkungen mit sich brachte. Das Fohlen hatte hochgradige Deformationen der Gelenkswinkel und schwache Sehnen an allen vier Beinen, die es ihm unmöglich machten, längere Zeit aufrecht zu stehen und ausreichend Milch von seiner Mutter zu saugen. „Aus diesem Grund habe ich die Milch von Hand abgemolken und Roo mit einer Flasche gegeben", so Christine Clark.
Als Clark aber trotz Unterstützung und Beratung durch ihre Tierärztin keine Lösung für Roos Sehnenschwäche finden konnte, steckte sie den Winzling in ihren Wagen und brachte ihn zur Wilhite and Frees-Pferdeklinik in Peculiar (Missouri), wo sich Klinikleiter Dr. Chris Wilhite und Hufschmied Ed Reardon des schwierigen Falles annahmen. Nach umfangreichen Röntgenanalysen wurden Spezial-Hufschuhe für Roozer Brewz angefertigt, die bereits nach einer Woche eine deutliche Verbesserung brachten: Roo konnte damit länger stehen, seine Beine wurden deutlich gerader.
Bei Christine Clark keimte Hoffnung auf – doch dann gab es einen herben Rückschlag: Ein Teil des Darmes war infolge eines Leistenbruchs verlagert und machte einen chirurgischen EIngriff an der Universitäts-Veterinärklinik von Missouri erforderlich. Wenige Tage nach der OP stellten sich Komplikationen ein – ein Abszess hatte sich in der Leistengegend gebildet, was eine intensive Behandlung mit Antibiotika und Schmerzmitteln notwendig machte. Zwei Wochen war Roo in der Klinik, immer wieder stellten sich neue Komplikationen ein, die weitere Behandlungen erforderten. Während sich sein Allgemeinzustand langsam besserte, verschlechterte sich seine Fehlstellung – vor allem die Hinterbeine waren betroffen, wo Roo fast auf seinen Fesseln gehen musste. Man versuchte es mit neuen Hufschuhen, die seine Fesseln besser unterstützen sollten, aber Roo kam damit nicht zurecht. Nicht nur die Tierarztrechnungen wuchsen, sondern auch die Verzweiflung bei Christine Clark.
Und irgendwann kam der Tag, an dem sie entscheiden musste, wie es für den kleinen Roo weitergehen sollte. Echte Besserung war nur von einem operativen Eingriff an allen vier Beinen zu erwarten, der aber mehrere Tausend Dollar kosten würde, die Christine Clark nicht hatte. Ohne diesen Eingriff rieten die Tierärzte dringend dazu, Roo einzuschläfern. Christine Clark durchlebte verzweifelte Stunden: „Ich war hin- und hergerissen in meinen Gefühlen: Soll ich ihn nicht doch einschläfern? Oder soll ich ihm eine Chance geben? Ich wäre mir egoistisch vorgekommen, wenn ich ihm nicht die Chance gegeben hätte, alle eines Besseren zu belehren. Er war immer so unglaublich tapfer!" Und so entschied auch sie sich, tapfer zu sein und alles Menschenmögliche zu tun, um Roo eines Tages ein normales, pferdegerechtes Leben zu ermöglichen. Der Kampf ging weiter.
Im Frühjahr 2012 schöpfte Christine Clark neue Hoffnung: Sie kam mit Dr. Alison Morton von der Universität von Florida in Kontakt, die sich bereit erklärte, dem kleinen Roo mit einem operativen Eingriff zu helfen und ihm so ein weitgehend normales Pferdeleben zu ermöglichen. Das einzige Problem dabei: Die Operation würde rund 10.000,– US-Dollar kosten – was die finanziellen Möglichkeiten seiner Besitzerin bei weitem überstieg. Doch einmal mehr kam Aufgeben für sie nicht in Frage: Auf Drängen ihrer Freunde startete Christine Clark einen Spendenaufruf über eine Website, um das nötige Geld zusammen zu bekommen. Zu Hilfe kam ihr nun der Umstand, daß der kleine Roozer Brewz im Internet bereits ein kleiner Star war, Christine hatte bereits früh begonnen, sein Schicksal über ihre Facebook-Seite öffentlich zu machen – und im Laufe der Jahre war seine Fan-Gemeinde immer mehr gewachsen – heute sind es bereits über 57.000!
Und so geschah das Unglaubliche: Im April 2013 hatte Christine tatsächlich 9.200,– Dollar beisammen – und konnte damit die Operation bezahlen. Sie packte Roo in ihren Ford Expedition und fuhr zu Dr. Alison Morton nach Florida. Doch dort folgte die nächste große Enttäuschung: Bei der Voruntersuchung stellte sich heraus, daß Roos Luftröhre sehr eng war – und die Gefahr bestand, daß sie während der Operation und der Anästhesie kollabiert. Nach einer eingehend Diskussion und Abwägung aller Möglichkeiten entschied man sich für einen anderen Weg, um Roos Beinprobleme zu korrigieren. Für die Vorderbeine schienen spezielle Hufschuhe ein ausreichendes Mittel zu sein. Diese wurden von Jody Schaible von der Universität von Florida in mehrwöchiger, penibler Feinarbeit angefertigt und ermöglichten es Roo, sein Gewicht besser zu verteilen, ohne die Vorderbeine zu stark zu belasten.
Schwieriger war es, eine Lösung für die Hinterbeine zu finden. Christine ließ spezielle orthopädische Stützgamaschen anfertigen, basierend auf den Abdrücke seiner Hinterbeine, damit diese auch perfekt passten. Im Juli 2013 waren sie fertig – und es kam der bange Moment, an dem sie Roo das erste Mal angelegt wurden. Würden sie passen? Und würde Roo mit ihnen zurechtkommen? Die Frage war nach wenigen Momenten beantwortet: Kaum trug Roo die Stützgemaschen, hüpfte er wie wild durch die Gegend: „Er hob förmlich ab – er liebte sie", so Christine Clark.
Seit diesem Moment geht es Roo deutlich besser: Er ist, dank seiner Stützgamaschen, viel mobiler und erhält zusätzlich spezielles Training für seine Hinterhandmuskulatur, zudem geht er fleißig und gern schwimmen. Und er setzt seine Bekanntheit auch für gute Zwecke ein, besucht Pflegeheime und Schulklassen und ist eine Inspiration für andere, sich auch durch noch so viele Hindernisse im Leben nicht kleinkriegen zu lassen. Und längst ist der kleine Roo auch für seine Besitzerin zum Vorbild und zum Lehrmeister geworden. Christine Clark: „Ich schwöre, dass mir dieser kleine, nur 48 cm große Bursche gezeigt hat, wie man alle Hindernisse in seinem Lebensweg überwinden kann, ohne jemals aufzugeben. Er hat einen unbändigen Lebenswillen und ein Herz, das größer ist als er selbst. Auch wenn es unrealistisch klingen mag, aber er war immer das Barometer für meine Entscheidungen. Solange er keine Schmerzen hat und sich wie ein ganz normales Pferd verhält, werde ich für ihn da sein", so Christine Clark.
Hier geht's zur Facebook-Seite von Roozer Brewz, auf der man weitere Infos zu seiner erstaunlichen Geschichte und auch viele Fotos und Videos findet.