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Antibiotika-Resistenzen ein immer größeres Problem bei jungen Pferden
31.08.2015 / News

Lt. der neuseeländischen Studie ist das Problem von Antibiotika-Resistenzen bei Pferden mit Atemwegsinfektionen besonders hoch.
Lt. der neuseeländischen Studie ist das Problem von Antibiotika-Resistenzen bei Pferden mit Atemwegsinfektionen besonders hoch. / Symbolfoto: Irene Gams

Eine Studie aus Neuseeland zeigt, dass Mehrfach-Resistenzen gegen Antibiotika ein immer größeres Problem für die Pferdemedizin darstellen. Auch junge Pferde sind stark davon betroffen.

 

Die sinkende Wirkung von Antibiotika und die Zunahme von Resistenzen sind ein immer größeres Problem für die Pferdemedizin, das Wissenschaftler und Tierärzte zusehends mit Sorge erfüllt. Ähnlich wie in der Humanmedizin wird auch in der Tiermedizin der zu häufige bzw. falsche Einsatz von Antibiotika dafür verantwortlich gemacht. Wie groß das Problem mittlerweile ist, wurde durch eine aktuelle Studie einmal mehr deutlich, die nun im ,Journal of Veterinary Internal Medicine' veröffentlicht wurde.

Forscher vom Institute of Veterinary and Biomedical Sciences an der Massey University in Neuseeland haben Gewebeproben aus den Atemwegen von vier Wochen bis drei Jahre alten Pferden hinsichtlich Bakterienkulturen und antimikrobieller Sensibilität/Empfindlichkeit analysiert und beschrieben. Ihr Ziel war es, zur Entwicklung eines Grundprinzips für die Wahl von passenden antimikrobiellen Medikamenten für vermutete oder bestätigte bakterielle Atemwegsinfektionen beizutragen.

Leah Toombs-Ruane und ihre Kollegen führten eine Datenbankrecherche von Gewebeproben durch, die bei einem kommerziellen neuseeländischen Veterinärlabor zwischen April 2004 und Juli 2014 eingeschickt wurden. Die Proben von 289 Pferden wurden als Basis für die Studie verwendet.  Die Ergebnisse der Datenbank von Empfindlichkeitstestungen, die nach einem standardisierten Laborprotokoll, bekannt als Agardiffusionstest (nach Kirby-Bauer), durchgeführt wurden, wurden ausgewertet und tabellarisch – nach den wichtigsten Bakterienstämmen isoliert – geordnet.
Aus den Gewebeproben der insgesamt 237 Pferde konnten insgesamt 774 Bakterienisolate erfolgreich kultiviert wurden. Streptokokken waren mit 40,1% der Isolate die am häufigsten isolierte Gattung. Die Sensibilität/Empfindlichkeit von Streptokokken auf Penicillin, Gentamicin und Ceftiofur betrug über 85%.

Mehrfachresistenzen wurden definiert als die Resistenz gegen drei oder mehr antimikrobielle Medikamente, und wurden in 39,2% der Pferde nachgewiesen (93 von 237 Tieren). Von den 773 möglichen Isolaten wurden 120, oder 15,5%, als resistent gegen drei oder mehr antimikrobielle Medikamente befunden – eine beträchtlich hohe Quote, die nach Aussagen des Forscherteams bestätigt, dass Mehrfachresistenzen ein immer größeres Problem für junge Pferde mit vermuteten Atemwegsinfektionen in Neuseeland darstellen. „Diese Erkenntnis sollte jeder Tierarzt berücksichtigen, wenn antimikrobielle Medikamente verschrieben werden – und es verdeutlicht die Notwendigkeit für das Abgeben von Gewebeproben für das Kultivieren und eine Empfindlichkeits-Testung“, sagten sie.

Die Forscher wiesen darauf hin, dass der tierärztliche Einsatz von antimikrobiellen Medikamenten in letzter Zeit immer kritischer unter die Lupe genommen wird, nachdem speziell bei Atemwegsinfektionen unangemessene Behandlungen relativ häufig vorkommen. „Es ist entscheidend, dass bakterielle Atemwegsinfektionen korrekt identifiziert und diagnostiziert werden, weil Laborergebnisse zusammen mit dem klinischen Bild verwendet werden sollten, um den klinischen Gebrauch von Antibiotika zu rechtfertigen“, sagten sie.

Das Forscherteam beschrieb die Empfindlichkeit einer ganzen Reihe von Bakterien, gegen die häufig Antibiotika verschrieben werden. Die niedrigste Empfindlichkeit mit 55,6% wurde für ein gram-negatives Bakterium gegen Ceftiofur gefunden. Streptokokken waren in mehr als 97% der Fälle empfindlich gegen Penicillin – ein besonders hoher Prozentsatz.
Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass Penicillin, Gentamicin und Ceftiofur – zumindest in Laborverhältnissen – gegen mehrere Spezies von gram-positiven Bakterien wirksam sind, und Gentamicin und Enrofloxacin häufig gegen gram-negative Bakterien. „Streptococcus spp. hat einen großen Teil der kultivierten Isolate ausgemacht, was nahelegt, dass Streptokokken-Infektionen häufiger als andere Auslöser für bakterielle Atemwegserkrankungen in Neuseeland sind.“

Weiters vermerkten die Forscher: „Ceftiofur wurde für die Behandlung von Streptokokken-Infektionen der Atemwege bei Pferden empfohlen. Die Ergebnisse dieser Studie belegen allerdings keinen therapeutischen Vorteil gegenüber dem Einsatz von Penicillin.“ Es gab kaum nennenswerte Unterschiede zwischen Penicillin und Ceftiofur in den Labortests der Studie, so die Forscher. „Weiters wurde empfohlen, dass Ceftiofur, ein Cephalosporin der dritten Generation, und Enrofloxacin nicht als erste Wahl verwendet werden sollen, da sie von der WHO als besonders wichtige Antibiotika eingestuft werden.“

Die Resultate der Studie bestätigten, dass Penicillin eine angemessene erste Wahl eines Antibiotikums für die meisten Pferden in Neuseeland ist, bei denen eine Streptokokken-Infektion vermutet wird, wenn die Ergebnisse der abgegebenen Proben auf Kulturen und Empfindlichkeit noch nicht vorliegen.

Die Wissenschaftler wiesen mit Nachdruck darauf hin, dass die kontinuierliche Überwachung von Antibiotikaempfindlichkeit- und Resistenz in Neuseeland gewährleistet sein muss, um die Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika auch künftig in ausreichendem Maß sicherzustellen und der Resistenzbildung nicht Vorschub zu leisten.

Die Studie ,Antimicrobial Susceptibilities of Aerobic Isolates from Respiratory Samples of Young New Zealand Horses' von Leah Toombs-Ruane, Chris Riley, Anna Kendall, Charlotte Bolwell, Jackie Benschop und Sarah Rosanowski ist im ,Journal of Veterinary Internal Medicine' am 20. August 2015 erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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