Bei Temperaturen über 26 Grad und Windstärken von 5,5 Metern pro Sekunde nimmt die Motivation zur Arbeit auch bei Pferden messbar ab – das haben polnische Forscher im Rahmen einer Studie herausgefunden.
Pferde sind auch nur Menschen – so könnte man, ein wenig scherzhaft, die Ergebnisse einer Studie zusammenfassen, die polnische Wissenschaftler durchgeführt haben: Wie bei uns Menschen schwindet auch bei Pferden mit zunehmender Temperatur die Motivation zur Arbeit deutlich – und auch kräftigen Wind mögen sie nicht.
In ihrer Untersuchung wollten Iwona Janczarek und ihre Kollegen der Universität von Lublin herausfinden, inwiefern äußere atmosphärische Einflüsse wie Temperatur, Luftbewegungen, Luftfeuchtigkeit etc. das Verhalten und den physiologischen Zustand von Freizeitpferden beeinflussen. Sie führten ihre Untersuchungen mit insgesamt 16 Anglo-Araber-Wallachen zwischen 1. Juli und 1. September 2014 durch, also in der warmen Zeit des Jahres. Sie ritten die Pferde täglich von 9 bis 10 Uhr vormittags und unterzogen dabei jedes Pferd einer genauen, qualitativen Verhaltens-Analyse, bei der auch die Gemütslage und die Einsatzbereitschaft der Pferde bewertet wurde. Insbesondere wurde während der Reit-Einheiten auf unerwünschte Verhaltensweisen geachtet – es wurde detailliert festgehalten, wie oft diese auftraten und wie lange sie im Verhältnis zur Reiteinheit angedauert haben.
Parallel dazu haben die Forscher Herzschlagrate, Körpertemperatur und Atemfrequenz jedes Pferdes gemessen – und zwar um 8 Uhr früh (um einen verläßlichen Ruhewert zu erhalten) und um 10.05 vormittags, um die Werte nach den Reiteinheiten festzuhalten.
Die Ergebnisse waren bemerkenswert – wenngleich nicht unbedingt überraschend: Die Forscher konnten deutliche, negative Verhaltensänderungen feststellen, wenn die Pferde bei Temperaturen jenseits der 26 Grad Celsius und bei Windstärken von mehr als 5,5 Meter pro Sekunde geritten wurden. „Derartige äußere Umstände können die Stimmung der Pferde und ihre Bereitschaft zur Arbeit senken", so das Resümee von Iwona Janczarek. Es konnte jedoch kein solcher Effekt hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit und des Luftdrucks nachgewiesen werden. Die Forscher weiter: „Physiologische Parameter wie Herzschlag und Körpertemperatur scheinen bessere Indikatoren für die körperlichen Reaktionen auf das Wetter zu sein als die Änderungen im Verhalten."
Die Studie „Correlations between the behavior of recreational horses, the physiological parameters and summer atmospheric conditions" ist im ,Animal Science Journal' 7/2015 erschienen und kann in Kurzform hier nachgelesen werden.