Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio musste eine bittere Niederlage eingestehen: Er könne derzeit das von ihm versprochene Fiaker-Verbot im Stadtrat nicht durchsetzen – es gäbe dazu nicht genügend Unterstützer. Tierschützer sind schockiert.
Dem demokratischen Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, bläst derzeit ein kalter Wind ins Gesicht: Seit seinem triumphalen Wahlsieg im November 2013 ist von der einstigen Euphorie nicht mehr viel übrig geblieben, die Popularitätswerte des New Yorker Stadtoberhaupts sind im Sinkflut – und de Blasio lässt kaum eine Gelegenheit aus, in die negativen Schlagzeilen zu geraten, sei es aus Ungeschicklichkeit oder einfach nur aus Pech: So führte er einen monatelangen Krieg gegen den Fahrtendienst Uber, um am Ende auf einen Kompromiss einzuschwenken – für die Öffentlichkeit und de Blasios Anhänger eine Niederlage. Im Jänner war de Blasio in die Kritik geraten, weil sich seine Vorsichtsmaßnahmen für den Schneesturm ,Juno' sich als überzogen herausstellten – und im September letzten Jahres musste de Blasio sich gar für den Tod eines Murmeltiers verantworten, das ihm bei der traditionellen Lichtmess-Zeremonie am Groundhog Day aus den Händen rutschte und zu Boden fiel. Eine Woche später war es tot, was monatelang verheimlicht wurde. Und auch wenn die ,New York Times' später klarstellte, daß der Sturz mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Tod des Nagers zu tun hatte – der öffentliche Schaden war angerichtet.
Ein ähnliches Image-Debakel könnte dem New Yorker Bürgermeister nun erneut drohen. Letzte Woche musste de Blasio öffentlich zugeben, daß es derzeit im Stadtrat keine Mehrheit für eine Abschaffung der Pferdekutschen im Central Park gebe. Er halte das Fiaker-Gewerbe zwar weiterhin für inhuman und wolle es abschaffen – müsse aber zur Kenntnis nehmen, daß er derzeit dafür nicht die notwendigen Stimmen im Stadtparlament habe. „Faktum ist, daß die Fiaker viel Unterstützung im Stadtrat haben – und auch in der Öffentlichkeit", so de Blasio in einer Fernsehshow. Und spielte den Ball prompt in Richtung der Tierschützer zurück: „Was ich jedem Tierschützer sagen würde ist: Du hast meine Stimme – jetzt sieh zu, daß Du im Stadtrat noch weitere gewinnst und für ausreichend Unterstützung sorgst, damit wir diese Wende schaffen!'" so de Blasio weiter.
Das kam bei den Tierschützern erwartungsgemäß nicht gut an. Während seines Wahlkampfs hatte er noch versprochen, die Fiaker „am ersten Tag" seiner Amtszeit abzuschaffen. Viele Tierschutz-Aktivisten hatten ihm deswegen ihre Stimme gegeben und waren eine entscheidende Stütze seiner erfolgreichen Wahlkampagne. Nun hat sie de Blasio wohl endgültig vergrault – die Tierschützer sind erzürnt darüber, daß der Bürgermeister ein weiteres Mal vor einer Lobby klein beigibt und ein vollmundig verkündetes Versprechen nicht einlöst. In den sozialen Medien gehen die Wogen hoch: „Er ist ein Verlierer! Ich habe ihn gewählt, weil er versprochen hat, die Fiaker im Central Park abzuschaffen" schrieb etwa eine Aktivistin auf Facebook – und sprach damit wohl vielen aus der Seele.
Tatsächlich war der Widerstand gegen die geplante Abschaffung des traditionsreichen Gewerbes wohl größer, als de Blasio erwartet hatte. Der Fiaker-Lobby war es in den letzten Monaten gelungen, zahlreiche Abgeordnete des Stadtrats auf ihre Seite zu ziehen und sich auch in der Öffentlichkeit in ein positives Licht zu rücken. Auf der anderen Seite war die Tierschutzorganisation NYCLASS, die sich besonders vehement und lautstark für die Abschaffung der Fiaker eingesetzt hat, durch aggressive Statements und drastische Kampagnen zusehends negativ aufgefallen, ihr Rückhalt in der Bevölkerung wurde geringer. Politische Insider vermuten hinter dem Schritt de Blasios daher auch politisches Kalkül: Er stecke in einem hartnäckigen Umfrage-Tief und möchte ein mäßig populäres Thema – nämlich die Abschaffung der Fiaker – endlich vom Hals haben, um sich auf die wichtigen politischen Fragen wie Arbeitsplätze, Wirtschaft, Sicherheit und Bildung konzentrieren zu können.
Bei NYCLASS denkt man trotz des Rückschlags nicht ans Aufgeben: Man sammelt im Rahmen einer Online-Petition weiter Stimmen für die Abschaffung der New Yorker Fiaker – insgesamt hat man bislang über 30.000 Unterstützer dafür gefunden. Und man ruft seine Mitglieder dazu auf, die Abgeordneten ihres Wahlkreises zu kontaktieren und für die Unterstützung des bereits eingebrachten Gesetzesentwurfs (Intro 573) im Stadtrat zu gewinnen. Der Kampf um New Yorks Fiaker ist also noch nicht endgültig vorbei – man hat lediglich eine Schlacht verloren...
Fahrverbote bei Hitze und Kälte
Auch in Wien stehen die Fiaker immer wieder in der Kritik von Tierschutzorganisationen und Medien – auch ProPferd hat darüber berichtet. Insbesondere die extremen Hitzetage in diesem Sommer und die Weigerung der Wiener Fiaker, ihren Pferden an heißen Tagen frei zu geben, haben die Diskussionen neu entfacht. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, daß derartige Fahr-Beschränkungen in New York längst gang und gebe sind: Die Fiaker dürfen lt. Anordnung der Stadtverwaltung im Sommer nicht fahren, sobald die Temperaturen 32 Grad Celsius (89 Grad Fahrenheit) überschreiten – und sie haben auch Fahrverbot im Winter, sobald die Temperaturen unter –7 Grad Celsius (19 Grad Fahrenheit) fallen.