Wie eine aktuelle Studie zweier britischer Wissenschaftlerinnen nachweist, sind Brustprobleme bei Reiterinnen überraschend häufig – und die Auswirkungen gravierend.
Die britische Wissenschaftlerinnen Jenny Burbage und Lorna Cameron haben im Rahmen einer Online-Umfrage untersucht, ob und in welcher Weise britische Reiterinnen von Brustproblemen – etwa Brustschmerzen oder schlecht sitzenden Büstenhaltern – betroffen sind. Wie vorangegangene Untersuchungen gezeigt haben, können ReiterInnen, die steif, nicht im Gleichgewicht oder von Schmerzen geplagt sind, das Training und das Wohlbefinden der Pferde negativ beeinflussen – es sei daher wichtig, so die Forscherinnen, über die Verbreitung, den Schweregrad und die Folgen von Brustproblemen bei Reiterinnen Bescheid zu wissen.
Basis der Untersuchung war ein sechsteiliger Fragebogen mit insgesamt 32 Einzelfragen, u. a. zu BH-Größe und -Sitz sowie den genauen reiterlichen Aktivitäten und den damit zusammenhängenden Brustproblemen. Zudem hatten die Umfrage-Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Kommentare und Verbesserungsvorschläge zu hinterlassen, ebenso wurden die demographischen Daten erhoben. Insgesamt nahmen 1.324 Reiterinnen an dieser Befragung teil, die anschließend analysiert und ausgewertet wurde. Mittels mathematischer Verteilungstests wurde der Zusammenhang zwischen der angegebenen Körbchengröße und dem Auftreten von Brustproblemen (Schmerzen, unpassende Büstenhalter) abgeschätzt.
Nahezu die Hälfte der Reiterinnen (47 %) waren aktive Turnierreiter, 51 % wurden als großbusig (Körbchengröße D oder größer) eingestuft. 40 % aller Umfrage-Teilnehmerinnen haben angegeben, an Brustschmerzen zu leiden, wobei es einen deutlichen Zusammenhang mit der Körbchengröße gab: Je größer die Körbchengröße, desto häufiger traten Brustschmerzen auf. Für Reiterinnen mit Brustschmerzen war das Aussitzen im Trab die Aktivität, die mit den größten Schmerzen verbunden war (58 %), gefolgt von intensivem Reiten im leichten Galopp (Kanter), Galopp und Springen (39 %). 21 % der Befragten gaben dabei an, daß die Brustschmerzen Einfluss auf ihre Reiterei gehabt hätten. Nur 27 % der Reiterinnen trugen ausschließlich einen Sport-BH beim Reiten. 59 % der Befragten meinten, zumindest einmal Probleme mit schlecht sitzenden BHs beim Reiten gehabt zu haben; an Schmerzen in der Oberkörper-Muskulatur und schlechter Körperhaltung litten deutlich häufiger Reiterinnen mit großer Brust (31 % und 26 %) als Reiterinnen mit kleinerer Brust (12 % und 9 %). Die Größe des Busens stellte für 25 % der Befragten nachweislich eine Hürde für das Reiten dar. Für Reiterinnen mit großer Brust stellt die Busengröße sogar das viertgrößte Hindernis für das Reiten dar (25 %).
Das Resümee der beiden Forscherinnen war eindeutig: „Brustschmerzen und Muskelschmerzen im Oberkörper als Ergebnis schlecht sitzender Büstenhalter kommen bei Reiterinnen in hohem Maße vor – besonders bei solchen mit großer Brust. Es ist bislang noch unbekannt, welche Auswirkungen diese Schmerzen und das damit verbundene Unbehagen auf die Pferd-Reiter-Interaktion haben – dies wäre in weiteren Studien zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, daß es mehr Aufklärung und entsprechende Informationskampagnen braucht, um Reiterinnen über die Bedeutung von optimal sitzenden und stützenden Büstenhaltern beim Reiten zu informieren – und dazu beizutragen, daß Hürden für das Reiten abgebaut und mögliche negative Konsequenzen auf die reiterlichen Leistungen verringert werden."
Wie mittlerweile bekannt wurde, arbeitet auch Felicity Goater, Master-Studentin am Sparsholt College, gemeinsam mit der Forschungsgruppe der Universität von Portsmouth an einer weiteren Untersuchung, um die Auswirkungen unterschiedlicher Büstenhalter während des Reitens zu analysieren. Insgesamt zwölf Reiterinnen werden dabei verschiedene BH-Varianten ausprobieren und deren biomechanische Effekte auf die Reitbewegungen und die Pferd-Reiter-Interaktion untersuchen. Die Ergebnisse könnten Reiterinnen bei der schwierigen Wahl des optimalen Reit-BHs hilfreich sein...
Die Studie ,An initial investigation into breast health issues in female horse riders' wurde von Jenny Burbage (Universität von Portsmouth/GB) und Lorna Cameron (Sparsholt College/GB) im Rahmen der diesjährigen Konferenz der Internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften (ISES) von 5.–8. August 2015 in Vancouver mündlich vorgestellt.