Nach langer, reiflicher Überlegung hat sich Ulla Salzgeber überraschend dazu entschlossen, ihr Spitzenpferd Herzruf's Erbe in den Ruhestand zu schicken – eine Entscheidung im Sinne des Pferdes.
Auf ihrer Facebook-Seite hat Ulla Salzgeber den überraschenden Schritt gestern verkündet: „ Nach sehr langer und reifer Überlegung habe ich mich gemeinsam mit dem um Herzi stehenden Team dazu entschieden, meinen derzeitigen Top- Sportpartner in seinen wohlverdienten Ruhestand zu schicken. Niemals hätte ich gedacht, dass Herzi nach seiner letzten Auszeit auf den ungarischen Weiden, auf denen auch schon Rusty seine Rente genießen durfte, zurück in den internationalen Top Sport findet. Das und noch so viel mehr haben wir gemeinsam geschafft – und dafür bin ich diesem einmaligen Pferd unendlich dankbar! Nun geniesse deinen Ruhestand Herzi – du hast ihn dir verdient!"
Herzruf's Erbe war ein Pferd, zu dem Ulla Salzgeber immer eine ganz spezielle Beziehung gehabt hat. Der 1999 geborene Rheinländer v. Herzruf-Caletto I wurde von Ulla Salzgeber dreijährig bei den CHIO-Sales in Aachen gekauft und bis Grand Prix-Niveau ausgebildet. 2008 erhielt Herzruf's Erbe den Otto-Lörke-Preis, schaffte mit Salzgeber den Sprung an die deutsche Dressurspitze und somit in den Championatskader, wo sich die beiden etablierten. Es folgten zahlreiche Grand-Prix-Erfolge, der größte sportliche Triumph des Paares war der dritte Platz beim Weltcup-Finale 2011 in Leipzig.
Nach mehreren Verletzungen 2012 entschied sich Ulla Salzgeber, ihrem Herzi eine mehr als einjährige Auszeit auf dem Pferdehof einer guten Freundin im ungarischen Máriakálnok zu geben, wo auch der pensionierte Rusty seinen Lebensabend verbrachte. Bemerkenswert – auch für das Verhältnis zu diesem besonderen Pferd – war die damalige Begründung. Salzgeber schrieb auf Ihrer Website: „Ich habe mir das sehr lange durch den Kopf gehen lassen, aber ich glaube, es ist die richtige Entscheidung, vor allen Dingen für Herzi. Seitdem er sich beim CHIO in Aachen 2009 verletzt hatte, hatte er immer wieder gesundheitliche Probleme. Es war nie etwas Dramatisches und auch immer etwas anderes. Aber es ist fast so, als ob Herzi mit Kopf und Körper einfach kein Sportpferd sein möchte, obwohl er für mich nach wie vor eins der besten Pferde der Welt ist."
Nach einer langen Turnierpause von September 2012 bis November 2013 gelang schließlich doch noch einmal das Comeback – und wieder gab ,Herzi' alles, schaffte 2014 erneut den Anschluss an die nationale Elite und belegte bei der Deutschen Meisterschaft Platz zwei im Grand Prix Special und wurde Vierter in der Kür. Auch beim Festhallenreitturnier in Frankfurt lief es anschließend rund. Salzgeber und „Herzi“ gewannen den Grand Prix und die Kür. Wie fit er mit seinen 16 Jahren noch immer ist, zeigte der Wallach noch im Februar 2015 in Neumünster, wo er die Weltcup-Kür gewann. Seinen letzten Auftritt im Turniersport absolvierte er im Mai in München-Riem – damit sollte es genug sein, wie Ulla Salzgeber nun entschied: „Wenn man seinem Pferd so nahe steht, spürt man, wann der richtige Zeitpunkt ist“, so die zweifache Mannschaftsolympiasiegerin. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen, höchstens: Eine schöne Zeit in Ungarn, lieber Herzi!