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Ausbilder- und Richter-Fortbildung mit Christoph Hess in Pernitz: Nur keine Panik!
14.06.2015 / News

FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess – hier mit Bereiter Marcus Nowotny – leitete das Seminar mit Kompetenz und Humor...
FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess – hier mit Bereiter Marcus Nowotny – leitete das Seminar mit Kompetenz und Humor... / Foto: Petra Kerschbaum
Marcus Novotny, Bereiter der Spanischen Hofreitschule, demonstrierte, wie man junge Pferde gefühlvoll an ihre Aufgaben heranführt und motiviert.
Marcus Novotny, Bereiter der Spanischen Hofreitschule, demonstrierte, wie man junge Pferde gefühlvoll an ihre Aufgaben heranführt und motiviert. / Foto: Petra Kerschbaum
Unter den behutsamen Händen von Anja Luise Wessely-Trupp mauserte sich Vielseitigkeits-Crack Zachery vom ,häßlichen Entlein
Unter den behutsamen Händen von Anja Luise Wessely-Trupp mauserte sich Vielseitigkeits-Crack Zachery vom ,häßlichen Entlein' zum stolzen Schwan! / Foto: Petra Kerschbaum

Die Reitanlage der Familie Wessely-Trupp in Pernitz war am 10. Juni Austragungsort einer Fortbildung für Ausbildungskräfte und Dressurrichter – die völlig anders verlief als geplant und ihr Ziel dennoch vollauf erreichte.

 

„Für mich als Norddeutschen sind das Berge – von Euch Österreichern habe ich gelernt, das sind nichts als Hügel“ Mit dieser erfrischenden Einleitung hatte der international tätige Vielseitigkeits- und Dressurrichter, Berufsreitlehrer und Ausbildungsbotschafter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Christoph Hess, die Zuhörer seines Seminars von Beginn an auf seiner Seite. Fast 100 Teilnehmer waren am 10. Juni 2015 auf die malerische Reitanlage der Familie Wessely-Trupp in Pernitz gekommen, um an einer Fortbildung für Ausbildungskräfte (Übungsleiter bis Reitlehrer) und Dressurrichter teilzunehmen und dem international hoch angesehenen Ausbilder und Richter zuzuhören und zuzusehen.

Sensibler Dialog
Titel des Seminars war „Der sensible Dialog zwischen Reiter und Pferd. Von der Remonte bis zu den Anfängen des Grand Prix aus Sicht der Relevanz für Reiter, Richter und Ausbilder“ Apropos Richter: Von den über 100 Dressurrichtern Österreichs, davon mehr als 20  allein in Niederösterreich, nahmen leider nur drei an dieser Veranstaltung teil. Aber das nur nebenbei.

Exzellentes Bereiter-Team
Tags zuvor hatte Christoph Hess gemeinsam mit den Reiter/Innen Anja Luise Wessely-Trupp (Richterin, Ausbilderin nach der Klassischen Reitkunst, Bundeschampionatssiegern, mehrfache Landesmeisterin) und Marcus Novotny (Bereiter der span. Hofreitschule, u.a. ausgebildet durch Hans Riegler) für jedes der sechs Pferde im Alter zwischen drei und elf Jahren einen genauen Präsentationsplan ausgetüftelt. Es kommt allerdings oft anders, als man denkt.

Junge Pferde sind keine Maschinen
Denn die vielen Zuschauer, die Lautsprecher, die gesamte Atmosphäre – all das war für die großteils jungen Pferde momentan zuviel und entfachte in ihnen ein vulkanartiges Feuerwerk an Emotionen: Von Diamond Dundi, dem 3-jährigen Dempsey-Sohn (Besitzerin und Reiterin Nathalie Mühl) über den 6-jährigen ÖWB Wallach Diavolo von Damon Hill bis hin zu Dr. Ivan Urbas` beiden Hengsten Silencio v. Serano Gold sowie dem Jazz-Nachkommen Verdi – sie alle verspannten sich zutiefst und waren anfangs kaum zu beruhigen. Junge Pferde sind eben keine Maschinen...

Ruhe, Verständnis, Konsequenz
Sich immer wieder entschuldigend (wofür eigentlich?) lebten Christoph Hess und die ReiterInnen in diesen äußerst herausfordernden Situationen aber genau das vor, wofür die Klassische Reitkunst steht: Losgelassenheit durch Gymnastizierung als oberstes Ziel der Ausbildung; niemals „strafen“ -  immer nur im Gang vorwärts korrigieren. Und siehe da – es funktionierte! Egal wie sehr sich die Pferde auch vor den Zuschauern und den Lautsprechern zu Beginn gebärdeten;  Mühl, Wessely-Trupp und Novotny motivierten, beruhigten und gymnastizierten ihre Pferde mit absoluter Gelassenheit, mit Sensibilität und Verständnis, aber auch mit Mut und Konsequenz – stets getragen und angeleitet von der Professionalität von Christoph Hess. Frei von jeglichem vorgeplanten Programm zeigten alle in Sekundenschnelle, was es heißt, sich in die Seele eines Pferdes hineinzuversetzen. Einmal mehr bewiesen die ReiterInnen, dass die Schlüsselqualifikation eines Reiters die Ruhe in sich selbst ist: ein Leitfaden, den Christoph Hess gleich zu Beginn des Seminars prägte.

Zur Mitarbeit motivieren
Darüber hinaus erlebten die Teilnehmer/Innen Wessely-Trupps` Schimmel Iberon (Ippon) von Elfado. Hier wurde einprägsam gezeigt was es heißt, einen 4-jährigen, völlig gelassenen Trakehner zur Arbeit zu stimulieren. Korrekte Dehnung, sichere Anlehnung mit einem geöffneten Ganaschenwinkel waren hier das Credo. Ippon zeigte deutlich, dass er der sensiblen Hand seiner Besitzerin vertraut und den exzellenten Sitz als Motivation ins Vorwärts verstehen gelernt hat.

Vom Entlein zum Schwan
Ebenso eindrucksvoll wurde das Märchen „das hässliche Entlein“ von Hans Christian Andersen in die Wirklichkeit transformiert. Von der Besitzerin selbst als solches bezeichnet, ritt Luise mit dem 11 jährigen Vielseitigkeitscrack „Zachery“ (Zac) von Calambo aus einer Vollblut Mutter ein. Anhand des Holsteiners zeigte Christoph Hess, wie in kürzester Zeit durch Losgelassenheit mit anschließender Versammlung tatsächlich aus einem häßlichen Entlein ein stolzer Schwan wurde. Piaffe/Passage, immer eingeleitet über halbe Tritte, bildeten den imposanten Abschluss.

Beispielhafte S-Lektionen
Für die Zuschauer/Innen dieses vielseitigen und top organisierten Seminars mit einem motivierten Team, einer hoch engagierten Familie Wessely-Trupp und einem köstlichen Buffet durfte Sparkling Fizz (Sparky) das Tüpfelchen auf dem „i“ sein. Der 8jährige Oldenburger von Serano Gold und seine Besitzerin Luise zeigten unter den Argusaugen von C. Hess beispielhafte S-Lektionen bis hin zu Galopp-Trab-Übergängen als Inspiration für die Gehorsamkeit eines Pferdes. Die Skala der Ausbildung als Basis für ein physisch und psychisch entspanntes Pferd stand auch hierbei immer im Vordergrund.
Auffallend bei der ganzen Veranstaltung waren bei allen Pferden der locker sitzende Sperriemen, die ohne angezogene Kandarenzügel sich selbst tragenden Pferde, minimalster bis gar kein Sporen- und Gerteneinsatz. Ja, die Pferden waren bei der 30 Grad Außentemperatur und der anfänglichen Panik sehr verschwitzt. Genau darauf ging Christoph Hess ein und betonte nachhaltig, dass ein Pferd grundsätzlich trocken und mit einem guten Gefühl aus einem Training entlassen werden muss. Und so war es am Ende auch! Um es mit den Worten von Christoph Hess abzuschließen. „Gymnastik auf natürlicher Basis – das ist Dressur!                  Britta Bruckmüller-Schweinhage


Ausbildungs-Tipps von Christoph Hess
•    „Junge Pferde sollten beim Anreiten und auch in neuen Umgebungen bestenfalls immer in der Gemeinschaft, mindestens aber im Beisein eines zweiten Pferdes geritten werden“
•    „Ein Pferd darf man niemals strafen – immer nur nach vorne korrigieren“
•    „Erst muss der Reiter sitzen lernen, bevor alles weitere kommt“
•    „Junge Pferde hauptsächlich in die Tiefe reiten – hierdurch wird die Muskulatur ausgebildet, die das Pferd später für die Aufrichtung braucht“
•    „Öffne immer erst den Rahmen, bevor Du an Lektionen denkst“
•    „Immer erst Ganaschenwinkel öffnen und das Pferd ausreichend gymnastizieren“
•    „Galopp-Trab Übergänge und Schenkelweichen sind der Schlüssel für Losgelassenheit“
•    „Gerte an die Schulter legen, um das Pferd zum vorwärts gehen zu motivieren, da es oft den Schenkel noch nicht kennt“
•    „Bei jungen Pferden: Steigbügel kürzer“
•    „Das Pferd muss immer den Zug behalten und vor dem Reiter an den treibenden Hilfen sein“  
•    „Von Trab in den Schritt oder von Galopp in den Trab hineinreiten – und nicht hinein stoppen“
•    „Die Frequenz der Fußfolgen durch reiten von Übergangen erhöhen“
•    „Geraderichtende Biegearbeit besteht aus „Schulter vor“, „Schulter herein“


Zitate von Christoph Hess während des Seminars:
•    „Ein Ausbilder muss sich selbst immer wieder hinterfragen“
•    „Richter müssen sich in die Seele von Pferden hinein versetzen können“
•    „In Dressurpferdeprüfungen kommt es u.a. nicht auf akademisches Punkt-genaues Reiten, sondern auf fließende Übergänge an. Losgelassenheit – kein Strampeln“
•     „Der Reiter sollte die Motivation seines Pferdes für die Arbeit durch Variantenvielfalt verbessern“
•    „Der Reiter sollte im Training  immer erst in sein Pferd hineinhorchen, zu was es heute bereit ist. Pferde müssen mental mitspielen.“
•    „Als Reiter muss man eine Vision von sich und dem Pferd haben“
•    „Rollkur ist gegen die Natur des Pferdes – und es ist die Verpflichtung von uns Richtern, dies zu verhindern“
•    „Wir wollen keine Sklaven, sondern Pferde, die Spaß an der Arbeit haben“


Video Empfehlung durch C. Hess während des Seminars:
•    „The scale of training: A happy and healthy dressage horse“ mit C. Hess und Linda Parelli unter http://www.parelli.com/-scale-of-training-dvds-offer-inside-look.html

 

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