Viele Pferdebesitzer weichen ihr Grünfutter ein, um Staubpartikel und Verunreinigungen zu minimieren oder den Kohlehydrat-Gehalt zu senken – doch dies hat auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie schwedische Forscher herausfanden.
Heu und anderes Grünfutter einzuweichen kann dessen hygienische Qualität herabsetzen – das ist das Resümee einer Studie, die kürzlich schwedische Forscher vorgestellt haben. Das Team von der Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala unter der Leitung von Cecilia Müller konnte im Rahmen seiner Forschungsarbeit feststellen, daß das Einweichen von Grünfutter über einen Zeitraum von 24 Stunden zu einer erhöhten Anzahl von Hefepilzen und Enterobakterien (= Bakterien, die hauptsächlich im Darm von Mensch und Tier, aber auch freilebend in der Umwelt vorkommen und z. T. krankheitserregend sind) führt.
Im Rahmen der Studie wurde die Keimbelastung von Silage, Heulage und Heu vor und nach dem Einweichen in Wasser für die Dauer von 24 Stunden analysiert. Da auch die Lagerungs-Dauer die Keimbelastung beeinflussen könnte, wurde die Einweich-Prozedur bei Futtermitteln durchgeführt, die unterschiedlich lang – nämlich 3 und 12 Monate – gelagert waren.
Die Ergebnisse zeigten ein deutliches Bild:
– Das Einweichen führte zu einer höheren Anzahl von Hefepilzen, Enterobakterien sowie Milchsäurebakterien und zu einer geringeren Anzahl von Schimmelpilzen. Die Schimmelpilz-Anzahl in Heu ist zwar nach dem Einweichen zurückgegangen – nämlich von 4,5 auf 3,6 KBE (KBE = Koloniebildende Einheiten) – doch eingeweichtes Heu hatte im Vergleich immer noch mehr Schimmelpilze als Silage oder Heulage vor dem Einweichen.
– Die Anzahl von Enterobakterien erhöhte sich durch das Einweichen sowohl bei Silage (von 1,1 auf 2,7 KBE) als auch Heulage (von 1,7 auf 4,8 KBE) – sie erhöhte sich jedoch kaum bei Heu (von 4,9 auf 5,1 KBE).
– Die Anzahl von Hefepilzen und Milchsäurebakterien erhöhte sich generell durch das Einweichen.
Insgesamt kann der Vorgang des Einweichens für eine Dauer von 24 Stunden die hygienische Qualität von Grünfutter beeinträchtigen, so die Forscher abschließend. Auch die Lagerzeit der Futtermittel hat einen Einfluß auf die Hygiene: Eine längere Lagerung – nämlich 12 statt 3 Monate – führte zu einer geringeren Schimmelpilz-Belastung bei Heu (von 4,8 auf 3,5 KBE) und zu einer geringeren Anzahl von Milchsäurebakterien in Silage (von 8,1 auf 6,6 KBE) und in Heulage (von 6,9 auf 4,8 KBE) – selbstverständlich konstant gute Lager-Bedingungen vorausgesetzt...
Die Studie der schwedischen Forscher wurde unter dem Titel „Microbial counts in forages for horses – effect of storage time and of water soaking before feeding" („Keimzahlen in Grünfutter für Pferde – die Auswirkungen der Lagerzeit und des Einweichens vor der Fütterung!) im ,Journal of Equine Veterinary Science' veröffentlicht – hier eine Zusammenfassung.
Britische Studie bestätigt
Die Ergebnisse der schwedischen Studie decken sich weitgehend mit den Resultaten, die im Vorjahr von einer Gruppe britischer Forscher erarbeitet wurden. In ihrer Untersuchung, die im Online-Magazin PLOS One im November 2014 veröffentlicht wurde, wurden fünf unterschiedliche Varianten der Heu-Behandlung getestet und analysiert:
1) trockenes Heu (ohne jegliche Behandlung)
2) 40 Minuten langes Bedampfen des Heus (im Heubedampfer)
3) Einweichen in 16 Grad warmem Wasser für 9 Stunden
4) 40 Minuten langes Bedampfen, anschließend Einweichen für 9 Stunden
5) 9 Stunden Einweichen, anschließend 40-minütiges Bedampfen
Insgesamt wurden fünf verschiedene Heu-Chargen allen fünf Behandlungen unterzogen, anschließend wurde der Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten sowie der hygienische Zustand (Keimbelastung) der Heu-Sorten ermittelt, wobei die Bakterien- und Schimmelpilz-Belastung getrennt erhoben wurden.
Die wesentlichen Ergebnisse: Durch Einweichen – bzw. durch Bedampfen gefolgt von Einweichen – konnten die wasserlöslichen Kohlehydrate z. T. deutlich gesenkt werden – doch die Verluste waren höchst unterschiedlich und reichten von 0 bis zu 53 %. Durch das Einweichen hat sich aber – im Vergleich mit dem trockenen, unbehandelten Heu – die Keimbelastung durchwegs erhöht, die hygienische Qualität verschlechterte sich. Ein effektiver Weg, die Belastung durch Keime und Bakterien zu reduzieren, ist das Bedampfen – aber nur, wenn das Heu nicht anschließend auch noch eingeweicht wird (was wiederum einen Anstieg der Bakterienzahl verursacht).
Das Bedampfen des Heus hat in den Tests zwischen 60 und 99 % aller Bakterien gebunden bzw. beseitigt – auch die Belastung mit Schimmelpilzen konnte durch Bedampfen (bzw. Einweichen mit anschließendem Bedampfen ) deutlich reduziert werden. Das Bedampfen hatte aber nur minimale Auswirkungen auf den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten, der durchschnittlich nur um 3 % gesenkt werden konnte. Durch das Einweichen im Wasser konnte eine Reduzierung von durchschnittlich 34 % erzielt werden – jedoch um den Preis einer bis zu fünffach höheren Keimbelastung.
Als effektivsten Weg, sowohl den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten, als auch die Keimbelastung zu reduzieren, ermittelten die Forscher das 9-stündige Einweichen des Heus mit anschließendem 40-minütigem Bedampfen.
Die Studie „The Effect of Five Different Wetting Treatments on the Nutrient Content and Microbial Concentration in Hay for Horses" („Die Auswirkungen fünf unterschiedlicher Feuchtigkeits-Behandlungen auf den Nährstoff-Gehalt und die Keim-Konzentration in Pferdeheu" wurde im November 2014 im Journal PLOS One veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.