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Hütchenspiele mit dem Tod – die andere Seite von Ascot
26.06.2015 / News

Mit der Aktion „Gespenster des Todes" hat Animal Aid auf die vier toten Pferde beim Vorjahres-Meeting in Ascot aufmerksam gemacht.
Mit der Aktion „Gespenster des Todes" hat Animal Aid auf die vier toten Pferde beim Vorjahres-Meeting in Ascot aufmerksam gemacht. / Foto: Animal Aid
Eine Kathedrale des Pferdesports: Seit 1711 werden in Ascot Pferderennen unter der Schirmherrschaft des britischen Königshauses ausgetragen. Die neue Tribüne wurde 2006 feierlich eröffnet.
Eine Kathedrale des Pferdesports: Seit 1711 werden in Ascot Pferderennen unter der Schirmherrschaft des britischen Königshauses ausgetragen. Die neue Tribüne wurde 2006 feierlich eröffnet. / Foto: Wikipedia/Troxx

Die Pferderennen in Ascot stehen unter der Schirmherrschaft des britischen Königshauses und gelten als besonders elitär und elegant. Dass bei den Rennen erschreckend viele Pferde ums Leben kommen und Jockeys durch rüdes Reiten auffallen, wird gerne verschwiegen.

 

Erst vor wenigen Tagen ist einer der Höhepunkt des britischen Rennsportjahres in Ascot über die Bühne gegangen – das Royal Meeting von 16.–20. Juni, das traditionell von Mitgliedern der königlichen Familie besucht wird, auch Queen Elizabeth II. war wieder persönlich anwesend und verlieh der traditionellen ,Royal Procession' ganz besonderen Glanz. Seit 1711, also seit mehr als 300 Jahren, wird Royal Ascot veranstaltet – und es zählt nicht nur zu den bestbesuchten und höchstdotierten Pferderennen Großbritanniens, sondern es ist auch einer der schillerndsten gesellschaftlichen Events: Kaum eine Tageszeitung oder Fernsehstation läßt sich den Wettkampf der anwesenden Damen um die ausgefallenste Haarpracht und den auffälligsten Hut entgehen – dafür ist Ascot mittlerweile wohl bekannter als für seinen Rennsport. Und es wird viel Alkohol im Freien getrunken.

Obwohl an den Renntagen zehntausende Besucher und Hunderte Journalisten anwesend sind, bleibt eine Tatsache nahezu unerwähnt – vielleicht, weil sie so gar nicht zum gesellschaftlichen Glanz und zum Gute-Laune-Image des Events passt: In den letzten vier Jahren gab es kein Meeting, bei dem nicht Pferde gestorben sind. Besonders dramatisch war der Blutzoll des Juni-Meetings von 2014, bei dem nicht weniger als vier Pferde tödlich verunglückten: das Pferd Case Statement brach sich ein Bein und konnte nicht gerettet werden, die Pferde Inchila und Sir Graham Wade erlitten Beckenbrüche und mussten eingeschläfert werden – und Tiger Cliff kollabierte nach seinem Rennen und starb.

Dieses Jahr war nicht viel besser: Auch heuer sind – wie die Tierschutzorganisation Animal Aid aufdeckte – wieder zwei Pferde beim Royal Ascot-Meeting ums Leben gekommen. Am Donnerstag, den 18. Juni, musste das Pferd Capel Path, nach einem Beinbruch eingeschläfert werden – einen Tag später, am 19. Juni, ereilte den dreijährigen Hengst Stravagante das gleiche Schicksal. Wie Animal Aid anmerkte, genießt Ascot mittlerweile den zweifelhaften Ruf, die gefährlichste Bahn für Flachrennen in Großbritannien zu sein. Und es kommt noch etwas anderes hinzu – die besonders rüde Reitweise einiger Jockeys und deren exzessiver Peitscheneinsatz. Alan Lee, einer der führenden Rennsport-Journalisten des Landes, schrieb in der ,Times', daß Royal Ascot mittlerweile „eine Bühne ist, bei der Jockeys immer öfter eine ,Gewinnen-um-jeden-Preis'-Mentalität in den Hauptrennen an den Tag legen und dabei reichlich von der Peitsche Gebrauch machen".

Bemerkenswert ist jedenfalls, daß diese negativen Aspekte von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden – und das ist wohl auch der Grund, weshalb die Veranstalter des Traditions-Meetings nur wenig Grund für Verbesserungen bei ihren Rennen sehen. Dene Stansall, Rennsport-Berater von Animal Aid: „Nach dem wahrlich beschämenden Royal Meeting 2014 hätte man erwarten können, daß Ascot alles tun würde, um weitere Todesfälle zu vermeiden. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Wir mussten nicht nur mitansehen, wie ein Pferd sich tödlich verletzt – und das in Anwesenheit der Queen, sondern auch den exzessiven Peitscheneinsatz einiger Jockeys, der geradezu schockierend war. Es ist Zeit, dass das Wohl der Rennpferde von unabhängiger Stelle untersucht wird und eine gemeinsame Anstrengunge unternommen wird, um das Leiden der Pferde zu beenden."

Um zumindest ansatzweise auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat Animal Aid dieses Jahr eine spezielle Aktion durchgeführt: Am ,Ladies' Day', den 18. Juni, platzierten sich zwei Tierschützerinnen mit anzüglicher Garderobe, Gerten und auffallenden Hüten vor dem Haupteingang – und enthüllten dort einen Grabstein mit den Namen jener vier Pferde, die 2014 in Ascot ums Leben kamen. Der Titel der Aktion: „Spectres of Death" –  „Gespenster des Todes". Viele der vorbeigehenden Zuschauer rümpften die Nase und waren ganz offenkundig ,not amused'...

Im Jahr 2014 sind lt. Animal Aid 189 Pferde auf britischen Rennbahnen ums Leben gekommen, die Britische Rennsport-Behörde BHA hat 586 Strafen wegen exzessiven Peitschengebrauchs gegen Jockeys ausgesprochen.

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