Daß Pferde beim Schwitzen nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wertvolle Elektrolyte verlieren, ist hinlänglich bekannt – doch dieser Verlust könnte gößer sein als bislang angenommen, das hat ein internationales Forscherteam nun herausgefunden.
Schwitzen ist für Pferde wie für Menschen ein wichtiger Mechanismus zur Regulierung der Körpertemperatur – aber auch die Quelle von Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Elektrolyte sind Mineralstoffe bzw. Salze im Blut wie etwa Natrium, Kalium, Chloride, Kalzium und Magnesium und sind wesentlich für sämtliche Körperfunktionen (Stoffwechsel, Kreislauf, Nervenfunktionen) und für den PH-Wert im Blut. Der Elektrolytverlust ist beim Pferd, wie ebenfalls Studien nachgewiesen haben, beträchtlich – die Elektrolyt-Konzentration im Pferdeschweiß ist vier mal so hoch wie beim Menschen. Verliert ein Pferd über den Schweiß zuviele Elektrolyte, kann es zu schweren Beeinträchtigungen, zu Herzproblemen, Muskelkrämpfen, Verdauungsproblemen etc. kommen. Bei stark schwitzenden Pferden ist daher nicht nur die Zufuhr von Flüssigkeit, sondern auch von Elektrolyten von großer Bedeutung.
Obwohl der Prozess des Schwitzens bei Pferden vielfach untersucht worden ist, gab es bislang keine Daten über mögliche Unterschiede in der Konzentration von Elektrolyten im Pferdeschweiß, der sogenannten Osmolarität – sprich: ob Pferde je nach Körperregion unterschiedlich viele Elektrolyte verlieren oder nicht.
Um herauszufinden, ob solche Unterschiede tatsächlich bestehen – und auch wie ausgeprägt diese sind – haben Forscher der Aberystwyth Universität in Wales sowie der Universität von Florida rund um Neil McEwan eine Studie durchgeführt, um eine eventuelle regionale Variation der Osmolarität des Schweisses in verschiedenen Körperregionen des Pferdes zu bestimmen. Sie untersuchten insgesamt zehn Pferde – darunter Schulpferde als auch Einstellpferde – und sammelten jeweils nach der Arbeit bzw. dem Training Schweißproben aus fünf verschiedenen Körperregionen eines jeden Pferdes. Jede Schweißprobe wurde anschließend einer Osmolaritätsmessung mittels Osmomat 030 (Gonotec, Berlin, Deutschland) unterzogen. Die Ergebnisse wurden mittels gepaartem t-Test und Varianzanalyse ausgewertet.
Die Proben der Rücken-Partie und der Ohren wiesen statistisch (P<0,05) eine niedrigere Osmolarität auf als jene des Halses und der Vorderextremitäten, die Werte der Oberschenkel lagen wiederum genau zwischen den Werten dieser beiden Gruppen.
Frühere Studien haben die Osmolaritätswerte stets von Pferdeschweiß gemessen, der vom Rücken des Pferdes gesammelt wurde – also jener Körperregion, die lt. der aktuellen Untersuchung mit die niedrigste Elektrolyt-Konzentration aller gemessenen Körperpartien aufweist. Das heißt, dass bisherige Studien den Elektrolytverlust möglicherweise unterschätzen – und das hätte wiederum Auswirkungen für die Zusammensetzung und die Verabreichung von Rehydrierungskomponenten bzw. Elektrolyten, so das Resümee des Forscherteams, das aus Neil McEwan, Samantha Potts, Rhys Thatcher, Arwel Jones, Lori Warren, Saundra Tenbroeck und Florence Nottage bestand.
Die Studie „Sweat osmolarity shows intra-animal regional variation in the horse” („Die Schweiß-Osmolarität variiert je nach Körperregion des Pferdes") ist am 30. Juni im Journal ,Veterinary Dermatology' erschienen und kann in einer Zusammenfassung hier nachgelesen werden.