Nach dem freiwilligen Verzicht der Salzburger Fiaker, ihre Pferde am vergangenen Sonntag einzusetzen, steigt auch der Druck auf ihre Wiener Kollegen, dem Beispiel zu folgen. Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima kann sich eine gesetzliche Regelung vorstellen.
In einer Presseaussendung hat die Wiener Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima an Wiens Fiakerunternehmer appelliert, dem Beispiel ihrer Salzburger Kollegen zu folgen und den Tieren an diesen heißen Tagen hitzefrei zu geben. Die Wiener Fiaker lehnen dies jedoch ab. Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger meinte gegenüber dem ORF, daß die Tiere ohnehin nur im Wechseldienst eingesetzt werden und daß viele Standplätze Schatten und Wasseranschlüsse bieten. Überdies kämen die Pferde mit der Hitze gut zurecht – meist besser als die Fahrerinnen und Fahrer am Kutschbock.
Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima will diese Argumente nicht so einfach hinnehmen. Sie läßt derzeit die Grundlagen für gesetzliche Maßnahmen sondieren, sollten die Appelle an eine freiwillige Hitzepause für die Fiakerpferde nicht fruchten. „Dazu brauchen wir aber fundierte, wissenschaftliche Expertise, die wir nun im Rahmen einer Studie von einer renommierten Pferdeexpertin erarbeiten lassen", so Sima. Aufgrund dieser will man künftig entscheiden, ob die Pferde bei gewissen Temperaturen zu Hause bleiben sollen.
Sima betonte auch, daß die Veterinäre der MA 60 derzeit täglich unterwegs seien und den Zustand der Tiere überprüfen. Es werden alle Fiakerstandplätze kontrolliert, die Gesundheit und das Verhalten der Tiere genau beobachtet. Wenn es Probleme gibt, dann werden die Tiere aus dem Fiakerbetrieb genommen. Dabei zählt die Tierschutz-Stadträtin auch auf die Unterstützung der Bevölkerung, denen das Wohl der Pferde am Herzen liegt: Die MA 60 geht allen Hinweisen auf erschöpfte Tiere nach, diese können unter der Tel. 01/4000/8060 unter Angabe der Nummerntafel (F-Nummer) der Kutsche und des Standplatzes gemeldet werden. Nicht ganz risikofrei scheint es, die Fiaker direkt zu pferdefreundlicherem Verhalten aufzufordern, wie dies am vergangenen Samstag eine Wiener Ärztin getan hatte. Der Fiaker habe sie, wie die Tageszeitung ,Heute' in ihrer Online-Ausgabe berichtet, daraufhin beschimpft und sogar getreten...
Tierschutzorganisationen fordern seit Jahren strengere Regelungen, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Fiakerpferde zu verbessern. Der ,Verein gegen Tierfabriken' (VGT) hat eine Online-Petition mit dem Titel ,Pferde raus aus der Stadt' lanciert, in der ein gänzliches Fiaker-Verbot gefordert wird. Bislang wurden bereits über 8.500 Unterschriften für dieses Anliegen gesammelt.