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Pferde-Drama in Bad Sassendorf – viertes Pferd verstorben
15.03.2015 / News

Ein großer Teil der beschlagnahmten Pferde befand sich in einem äußerst schlechten Ernährungszustand (Symbolfoto).
Ein großer Teil der beschlagnahmten Pferde befand sich in einem äußerst schlechten Ernährungszustand (Symbolfoto). / Foto: Österreichischer Pferdeschutzverband

Im Fall des Bad Sassendorfer Gestüts, auf dem 87 vernachlässigte Pferde den Haltern entzogen wurden, ist der Tod eines weiteren Tieres zu beklagen, das teilte der Kreis-Veterinärdienst in einer Aussendung mit.  

 

Das Pferde-Drama auf einem Gestüt in Bad Sassendorf im Landkreis Soest in Nordrhein-Westfalen – ProPferd hatte darüber berichtet – geht weiter. Eine 20-jährige Stute, die sich am Donnerstag, den 12. März völlig entkräftet in ihrer Box hingelegt hatte und nicht mehr auf die Beine kam, musste eingeschläfert werden, um ihr weitere Leiden zu ersparen. „Leider haben wir diesen Kampf verloren. Das hat mir und meinen Kollegen sehr zugesetzt", so Professor Dr. Wilfried Hopp, Abteilungsleiter Veterinärdienst. Die genauen Ursachen für den schlechten Zustand sollen unter anderem mit pathologischen Untersuchungen im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen in Arnsberg ermittelt werden. „Die anderen Tiere sind aber, soweit zurzeit erkennbar, mittlerweile in einem stabilen Zustand", berichtet der Leitende Kreisveterinärdirektor, nachdem er sich am Freitagmorgen, 13. März 2015, die Pferde noch einmal angesehen hat.

Insgesamt vier Tiere sind es mittlerweile, denen nicht mehr zu helfen war und die vermutlich Opfer einer unzureichenden Ernährung wurden. Der erste Todesfall einer älteren Schimmelstute am 6. März hatte das Einschreiten des Veterinärdienstes ausgelöst – nach einer entsprechenden Kontrolle und nochmaliger Nachkontrolle wurde schließlich am 10. März die Beschlagnahmung sämtlicher 87 Pferde des Reiterhofes angeordnet. Einen Tag später – am 11. März – mussten zwei weitere etwa 20 Jahre alte Pferde eingeschläfert werden, auch sie waren so schwach und entkräftet, dass sie sich hingelegt haben und nicht wieder aufstehen konnten. Beide Pferde wurden zur pathologischen Untersuchung zum Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen in Arnsberg gebracht, um ihren Zustand beweissicher und gerichtsfest zu dokumentieren. Die behandelnden Tierärzte stoßen aufgrund der katastrophalen Ausmaße dieses Falls an ihre Grenzen: „Die Eindrücke, die auf mich und meine Kolleginnen und Kollegen im Zuge dieses Falles einwirken, sind nur schwer zu verkraften. Wir sind alle sehr betroffen", berichtet der Leitende Kreisveterinärdirektor Prof. Dr. Wilfried Hopp.

Unterdessen hat der Veterinärdienst mit Hilfe einer weiteren Ordnungsverfügung für die Halterfamilie ein Stallverbot ausgesprochen. So soll verhindert werden, dass die Besitzer sich unsachgemäß in die Versorgung der Tiere einmischen. Für die Überwachung des Stallverbots wurde ein Wachdienst engagiert. Die Pferde stehen ja nach wie vor auf dem Hof, werden aber durch sachkundiges Personal, das der Kreis Soest engagiert hat, betreut und gefüttert. „Wir müssen die Tiere sehr vorsichtig wieder aufpäppeln", so Professor Dr. Hopp. „Kraftfutter zum jetzigen Zeitpunkt wäre sogar schädlich." Neben Heu werden den Pferden Mineralfuttergaben sowie Elektrolyte verabreicht, um den Kreislauf zu stabilisieren.

Gegen die Besitzer des Gestüts wurde mittlerweile Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet, der Veterinärdienst strebt zudem in einem zweiten Verfahren an, ihnen die Tierhaltung grundsätzlich zu untersagen.

Viele fragen sich, wie es soweit kommen konnte. Nach Recherchen des Soester Anzeigers hat sich die Lage auf dem Gestüt in Folge eines Insolvenzverfahrens 2011/2012 verschärft. Damals mussten große Grundflächen im Ausmaß von 80 bis 90 Hektar verkauft werden, neben den Stallgebäuden sowie den Reitplätzen blieben lediglich ein paar Koppeln übrig, um den Tieren Auslauf zu bieten. Ab diesem Zeitpunkt musste das Futter fast komplett zugekauft werden – bei 90 Pferden entstehen dabei leicht Kosten von 10.000 bis 12.000 Euro pro Monat, die offenbar nicht mehr aufgebraucht werden konnten. Die Behörden beteuern, dass bei einem Ortstermin im September 2014 noch alle Pferde in einem guten Zustand waren, die letzte Strohlieferung wäre für Jänner 2015 dokumentiert. Doch diese war – wie Aussagen eines früheren Mitarbeiters andeuten – möglicherweise nur fingiert und kam den Pferden nicht mehr zugute. Wie auch immer – es wird wohl Monate dauern, bis alle Pferde wieder aufgepäppelt und bei Kräften sind. Das Ziel des Kreises Soest ist eine Zwangsversteigerung der Tiere.

Dieses Video des Soester Anzeigers zeigt den schlechten Ernährungszustand der beschlagnahmten Pferde – traurige und bedrückende Bilder ...

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(YouTube)

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