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Tierärzte warnen vor Vergiftung durch Ahornsamen
22.10.2015 / News

Speziell auf kargen Weiden mit viel Laub ist besondere Vorsicht geboten – hier werden die Samen oft unabsichtlich von den Pferden aufgenommen.
Speziell auf kargen Weiden mit viel Laub ist besondere Vorsicht geboten – hier werden die Samen oft unabsichtlich von den Pferden aufgenommen. / Foto: Irene Gams

Nach neuerlichen Todesfällen warnen zwei große britische Tierärzte-Vereinigungen eindringlich vor der sogenannten Atypischen Weidemyopathie – einer Muskelerkrankung, die vor allem im Herbst auftritt und durch giftige Ahornsamen ausgelöst werden kann.

 

Die Britische Tierärztliche Vereinigung (British Veterinary Association, BVA) und Vereinigung Britischer Pferde-Tierärzte (British Equine Veterinary Association, BEVA) haben in einer gemeinsamen Aussendung nachdrücklich auf die Gefahren hingewiesen, die von giftigen Ahornsamen auf Pferdeweiden ausgehen. Die Samen von Ahornbäumen – insbesondere des in Europa verbreiteten Bergahorns (Acer pseudoplatanus) – enthalten ein Gift namens Hypoglycin A (HGA), das die gefürchtete Atypische Weidemyopathie (AM) auslösen kann, bei der es zu einer massiven Schädigung des Muskelgewebes kommt, die in vielen Fällen zum Tod des Pferdes führt.

Erst jüngste Forschungen, insbesondere eine im Jahr 2012 vorgestellte Studie der University of Minnesota, konnten die lange Zeit unbekannte Ursache der Atypischen Weidemyopathie schlüssig nachweisen – die Ergebnisse wurden vor kurzem durch eine weitere Studie deutscher Wissenschaftler bestätigt.

Nachdem in den letzten Wochen wieder Fälle der tödlichen Weideerkrankung in Großbritannien aufgetreten sind,  wenden sich die britischen Tierärzte nun mit einer dringlichen Warnung an alle Pferdebesitzer. In der gemeinsamen Aussendung heißt es: „Die Atypische Weidemyopathie ist eine Erkrankung, die für das Pferd außerordentlich gefährlich und für den Besitzer extrem belastend ist. Die Britische Tierärztliche Vereinigung BVA arbeitet eng mit den Kollegen der BEVA zusammen, die sich jeden Herbst leider viel zu oft mit den Folgen von Ahorn-Vergiftungen bei Pferden beschäftigen müssen, und wir möchten gemeinsam frühzeitig die Pferdebesitzer darauf hinweisen, wie sie ihre Tiere vor diesen Leiden schützen können."

Im Herbst 2014 hatten starke Winde zu einer erhöhten Belastung der Pferdeweiden mit Ahornsamen geführt – wie Daten des jährlichen Pferde-Gesundheits-Berichts (National Equine Health Survey) gezeigt hatten, gab es im Jahr 2014 vier Mal soviele Vergiftungs-Fälle wie in anderen Jahren. Nicht zuletzt aus diesem Grund setzen BVA und BEVA diesmal auf rechtzeitige Aufklärung und Information, um es nicht soweit kommen zu lassen: „In den letzten zwei Jahren hat es deutliche Fortschritte im Verständnis dieser verhängnisvollen Erkrankung gegeben. Wir wissen jetzt, daß die Ahornsamen diese hochgiftige Substanz enthalten, welche Atypische Weidemyopathie auslöst – das bedeutet aber auch, daß es einige praktische Ratschläge gibt, die wir Pferdebesitzern geben können, um das Risiko einer Vergiftung ihrer Pferde zu minimieren. Unsere BEVA-Kolegen wissen aus eigener Erfahrung, wie sehr die Pferde unter dieser Erkrankung leiden und wie intensiv auch die Besitzer mitleiden. Wir raten daher eindringlich, die von uns empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten und einzuhalten."

Pferde, die an AM erkranken, werden üblicherweise auf kargen Weiden mit einer hohen Zahl abgestorbener Blätter, totem Holz und mit Bäumen auf und rund um die Weide gehalten und erhalten in vielen Fällen kein zusätzliches Heu oder Mischfutter. Auch wenn die Samen für die Pferde nicht unmittelbar schmackhaft sind, können Pferde, die auf solchen Weiden grasen, eine beträchtliche Anzahl von ihnen aufnehmen. BVA und BEVA raten Pferdebesitzern daher zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

– Beschränken Sie den Zugang zu Samen, indem Sie Weideflächen durch flexible Absperrungen nur zeitlich begrenzt zur Nutzung freigegeben

– Stellen Sie sicher, daß die Pferde Zugang zu einer hochwertigen, nicht mit Samen belasteten Weide haben

– Holen Sie in Risikozeiten ihre Pferde von der Weide

– Sorgen sie für ergänzendes Futter auf der Weide, um das Risiko zu minimieren, daß die Pferde unabsichtlich zuviele Samen aufnehmen

– Lassen sie nasses Heu nicht auf dem Boden herumliegen, hier kann es verrotten und es können besonders viele Samen im Heu verborgen sein

– Besprechen sie die Gefahren – und wie man typische Symptome von AM frühzeitig erkennen kann – mit ihrem Haustierarzt

– Beachten Sie, daß auch eine Weide ohne Ahornbäume Samen enthalten kann, die vom Wind oder von Überflutungen auf ihre Weide getragen wurden

– Schneiden Sie Bäume, die gerade voller Samen sind, nicht zurück, da die herabfallenden Samen zu einer massiven Mehrbelastung ihrer Weiden und zu einem noch größeren Risiko für ihre Pferde führen können.

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