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Tierschützer kämpfen für Videoüberwachung in Schlachthöfen
23.10.2015 / News

Eindeutig ungesetzlich – hier werden gleich drei Pferde in die Betäubungsbox getrieben.
Eindeutig ungesetzlich – hier werden gleich drei Pferde in die Betäubungsbox getrieben. / Foto: Screenshot Video/Hillside Animal Sanctuary

Britische Tierschützer haben einen Achtungserfolg erzielt: Bereits mehr als 100 Abgeordnete des Unterhauses haben eine Initiative für die verpflichtende Einführung von Videoüberwachung in Schlachthöfen unterzeichnet.

 

Für die Tierschutzorganisation Animal Aid ist es ein Prestigeerfolg – und ein großer Schritt vorwärts im Kampf für einen humaneren Umgang mit Schlachttieren: Die parlamentarische Initiative (,Early Day Motion') Nr. 153, eingebracht vom Abgeordneten Morris Grahame mit dem Titel ,Mandatory installation of CCTV in slaughterhouses' (,Verpflichtender Einbau von Videoüberwachung in Schlachthöfen'), erreichte mehr als 100 Unterstützer im britischen Unterhaus und zählt damit zu den erfolgreichsten Initiativen dieses Jahres. Für Animal Aid ist dies mehr als ein Prestigeerfolg – denn die Tierschutzorganisation kämpft seit Jahren für eine Verbesserung der untragbaren Zustände in britischen Schlachthäusern, ohne daß sich allzuviel verbessert hätte. Auch die im März dieses Jahres abgeschlossene Petition für die Einführung verpflichtender Videoüberwachung in Schlachthäusern – die immerhin über 112.000 Unterschriften erreichte – brachte keinen Durchbruch. Umso größere Hoffnungen setzt man nun auf die von Morris Grahame im Juni lancierte Initiative, die bislang mit großem Erfolg läuft und aktuell (23. Oktober 2015) bei 109 Unterschriften (von 650 Abgeordneten) hält.

Animal Aids Kampf für die Einführung verpflichtender Videoüberwachung in Schlachthöfen begann im Jahr 2009. Akivisiten gelang es damals, in Schlachthäuser einzudringen und versteckte Videokameras zu installieren. Sechs Jahre lang lieferten sie Bilder des Grauens und der Brutalität – und bestätigten die schlimmsten Befürchtungen: Es zeigte sich, daß sich neun von zehn zufällig ausgewählten Schlachthäuser nicht an die geltenden Tierschutz-Bestimmungen halten. Die Tiere wurden getreten, geschlagen, mit Elektroschocks gequält und misshandelt, an Fell, Ohren oder Beinen gepackt und in die Betäubungsboxen geworfen; viele wurden unzureichend betäubt und kamen während des Schlachtvorgangs wieder zu Bewusstsein.

Die dabei entstandenen Bilder, die auf Internet-Plattformen und in den sozialen Medien gezeigt wurden, sorgten für einen landesweiten Aufschrei – und konnten Öffentlichkeit, Politik und Medien für das Thema und das Anliegen von Animal Aid sensibilisieren. Einen ersten messbaren Erfolg erreichte man im März 2012: Als Folge des aufgenommenen Filmmaterials wurden zwei Schlachthof-Mitarbeiter, die Schweine geschlagen und mit Zigaretten verbrannt hatten, zu Haftstrafen verurteilt.

Kate Fowler von Animal Aid hofft nun auf weitere Unterstützung: „Es gibt keine Entschuldigung für die Brutalität, die wir  in den Schlachthäusern gefilmt haben, und all das geschah unter den Augen der dort tätigen Tierarzte, die sich eigentlich um die Einhaltung der Gesetze und die humane Behandlung der Tiere kümmern sollten. Derzeit zahlen die Steuerzahler Jahr für Jahr mehrere Millionen Pfund für ein Überwachungssystem, das sich nicht um die Tiere kümmert. Es ist völlig klar, daß sich das ändern muss. Wir brauchen eine zuverlässigere Kontrolle – und Videoüberwachung, von einer unabhängigen Stelle beaufsichtigt, kann eine wichtige Rolle beim Aufspüren und beim Verhindern von Gesetzesübertretungen im Tierschutz spielen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch diese mitfühlenden Parlamentarier, die erkannt haben, daß man etwas tun und die Schlachtindustrie endlich zur Rechenschaft ziehen muss."

Immerhin ist Animal Aid in seinem Kampf nicht allein – auch andere Tierschutzorganisationen wie World Horse Welfare oder Hillside Animal Sanctuary haben sich in den letzten Jahren der Kampagne angeschlossen und  ebenfalls versteckte Kameras in den Schlachthöfen platziert – mit ebenso dramatischen Ergebnissen. Vor allem ein Fall blieb der Öffentlichkeit in böser Erinnerung: Am Samstag, dem 19. Jänner 2013, brachte der TV-Sender Sky News einen Bericht über die grauenvolle Misshandlung von Pferden im britischen Schlachthof Red Lion Abattoir in der Nähe von Nantwich (Cheshire). Zu sehen waren darin Video-Sequenzen, die von der Tierschutzorganisation Hillside Animal Sanctuary mit versteckter Kamera aufgenommen worden waren und die zu einem Aufschrei in der britischen Öffentlichkeit geführt haben. Das Material zeigte u. a., wie mehrere Pferde gleichzeitig in eine Schlachtbox gepfercht wurden, wie man sie mit Eisenstöcken vorangetrieb, wie sie mit schweren Verletzungen und offensichtlichen Kolik-Symptomen im Stall stehen gelassen werden, anstatt ihr Leiden rasch zu beenden. Eine der grauenvollsten Sequenzen der Reportage zeigte ein betäubtes Pferd, das zum Ausbluten bereits kopfüber aufgehängt war und wieder zu Bewusstsein kam. Der Mann an der Schlachtbank schien dies nicht zu registrieren und machte einfach weiter. Der öffentliche Aufschrei nach Ausstrahlung des Beitrags war enorm, es gab Demonstrationen vor dem Schlachthof und Anzeigen gegen mehrere Mitarbeiter, die auf dem Filmmaterial erkennbar waren.

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