![]()
Britische Wissenschaftler haben eine Online-Umfrage unter Pferdebesitzern durchgeführt, um deren Wissensstand in Sachen Kolik und Kolikerkennung zu erheben. Die Ergebnisse waren ernüchternd.
Kolik ist die mit Abstand häufigste unnatürliche Todesursache bei Pferden – und der Albtraum jedes Pferdebesitzers. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen einer Kolik zuverlässig erkennen und rasch reagieren zu können. Je früher der Tierarzt mit einer Behandlung beginnen kann, umso größer sind die Heilungschancen.
Doch wie ist es um die Fähigkeit von Pferdebesitzern bestellt, eine Kolikerkrankung sicher zu erkennen – und damit seinem Pferd bestmögliche Heilungs- und Überlebenschancen zu bieten? Dieser Frage haben sich Wissenschaftler des Instituts für Veterinärmedizin und -wissenschaften der Universität Nottingham angenommen und einen Fragen-Katalog entworfen, um den Wissensstand von Pferdebesitzern rund um das Thema Kolik zu erheben. Ihre Online-Befragung wurde von insgesamt 1.061 britischen Pferdebesitzern vollständig ausgefüllt und anschließend ausgewertet.
Die Ergebnisse waren zumindest in mancherlei Hinsicht besorgniserregend: So gaben lediglich sechs Prozent der Befragten an, daß sie alle Kolik-Arten erkennen könnten; 61 % meinten, sie würden die meisten Kolik-Fälle erkennen – und 30 % sagten, daß sie einige, aber nicht alle Kolik-Fälle erkennen würden. Weiters gaben die Pferdebesitzer an, daß sie bei der Beurteilung von Pferden mit Kolik-Verdacht das Mistverhalten des Pferdes berücksichtigen würden (73 %), Magen-Darm-Geräusche (69 %), Atemfrequenz (62 %) und die Herzschlagrate (50 %). Ein Fünftel (22 %) gab an, umgehend den Tierarzt zu rufen, ohne einzelne dieser Faktoren genauer zu untersuchen.
Beunruhigend war insbesondere, daß ein beträchtlicher Teil der befragten Pferdebesitzer für die wichtigsten Vitalfunktionen entweder gar keine oder nur unkorrekte Werte angeben konnte: 30,4 % waren „unsicher" bezüglich der normalen Herzfrequenz bei Pferden, 35,5 % gaben Herzschlagraten an, die außerhalb der normalen Schwankungsbreiten waren; nur 24,5 % waren in der Lage, korrekte Werte für die Atemfrequenz von Pferden anzugeben – und nur 31 % konnten zutreffende Werte für die normale Körpertemperatur eines Pferdes nennen. Es gab im Übrigen keinerlei statistischen Zusammenhang zwischen dem Alter, der Ausbildung oder der Pferde-Erfahrung der Befragten mit ihrem Wissen über die korrekten Vitalwerte bei Pferden.
Das Resümee der Wissenschaftler sollte jedenfalls zu denken geben: Es zeigten sich bei der Online-Befragung „erhebliche Wissenslücken" bezüglich der normalen Vitalwerte (Herzschlag, Atemfrequenz, Körpertemperatur etc.) bei Pferden. Um diese Wissenslücken zu schließen, wären entweder spezielle Schulungen der Pferdebesitzer oder zumindest die Bereitstellung entsprechender Informationen (Broschüren, Prospekte etc.) überaus hilfreich und sinnvoll.
Die Ergebnisse der Untersuchung „Colic: Horse Owner Knowledge and Experience'"von Bowden A., Brennan M.L., England G.C.W., Burford J.H. und Freeman S.L. ist in der September-Ausgabe 2015 des Equine Veterinary Journal erschienen und kann in Kurzfassung hier nachgelesen werden.
HINWEIS
– Wie man die Vitalzeichen eines Pferdes korrekt überprüft, hat ProPferd in einem ausführlichen Artikel dargestellt, den man hier nachlesen kann.
– Wie man Koliksymptome erkennt und als Pferdebesitzer richtig auf sie reagiert, kann man in diesem Fachartikel nachlesen.