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Neil Davies Blog: Sei ein kluger Reiter
13.05.2015 / News

Eine doppelte Dosis Angenehmes – ein sanftes Kraulen und ein wenig Futter.
Eine doppelte Dosis Angenehmes – ein sanftes Kraulen und ein wenig Futter. / Foto: Neil Davies
Druck an: Ich wende mit der Gerte ein wenig Druck auf die Hinterhand des Fohlens an und „ersuche" es so, über das Rohrstück zu steigen.
Druck an: Ich wende mit der Gerte ein wenig Druck auf die Hinterhand des Fohlens an und „ersuche" es so, über das Rohrstück zu steigen. / Foto: Neil Davies
Druck aus: Die Gerte ist am Boden, der Druck weg – und das Kraulen des Kopfes ist für das Fohlen eine Belohnung, sprich: ein angenehmes Erlebnis.
Druck aus: Die Gerte ist am Boden, der Druck weg – und das Kraulen des Kopfes ist für das Fohlen eine Belohnung, sprich: ein angenehmes Erlebnis. / Foto: Neil Davies

Wenn wir mit Pferden kommunizieren, sollten wir immer eindeutig und konsequent sein – sonst verwirren und verunsichern wir sie, und sie werden nicht verstehen, was wir von ihnen wollen.

 

Eine Möglichkeit, mit deinem Pferd zu kommunizieren, ist ihm Angenehmes zu geben – oder etwas Angenehmes zu entziehen. Eine andere Art, mit deinem Pferd zu kommunizieren, ist Druck auszuüben – oder Druck zu erleichtern. Wenn du realistisch darüber nachdenkst, sind das die einzigen Mittel, die wir in einer Trainingssituation haben – und auch die einzigen Mittel, die wir brauchen.

Wichtig aber ist: Wenn du diese Mittel verwendest, musst du bestimmt und konsequent sein. Druck auf ein Pferd auszuüben ist wie einen Lichtschalter zu betätigen – er ist entweder an oder aus. Du kannst ein Licht nicht halb ein oder halb ausschalten. Wenn du dein Pferd trainierst, musst du mit klaren, eindeutigen Signalen arbeiten, also deutlich „Ein- und Ausschalten“, damit Dich das Pferd klar und eindeutig versteht.Wenn du Druck auf ein Pferd ausübst, musst du immer bestimmt sein, d.h. der Druck ist entweder eindeutig an oder eindeutig aus.

Beginne immer mit dem kleinstmöglichen Druck bzw. der kleinstmöglichen unangenehmen Sache. Wenn dein Pferd darauf nicht anspricht, erhöhst du den Druck bzw. das Unangenehme ein wenig. Wenn dein Pferd immer noch nicht darauf anspricht, erhöhe den Druck bzw. das Unangenehme in kleinen Schritten, bis du eine gewünschte Reaktion bekommst.

Nimm das Beispiel des Longierens: Ich habe viele Trainer gesehen, die ohne Warnung einen enormen Zug am Halfter machen, wenn sie wollen, dass das Pferd die Richtung wechselt. Der Trainer beginnt mit dem größtmöglichen Druck und erwartet, dass das Pferd das versteht. Das arme Pferd ist komplett überrascht und hat keine Ahnung, warum so fest an ihm herumgezogen wird. Es gibt keine Warnung, das Pferd wird nicht gefragt, die Richtung zu ändern, es wird einfach stark an seinem Kopf gezogen. Für ein Pferd macht das keinen Sinn.

Ein anderes Beispiel: Gestern war ich mit einem Freund beim örtlichen Tierarzt und ich habe gesehen, wie eine Frau versucht hat, ihr Pferd in den Pferdetransporter einzuladen. Die Frau hat auf das Hinterteil des Pferdes mit einer Peitsche geschlagen. Nachdem das Pferd ein paar Schritte gemacht hatte, hat sie mit der Peitsche seinen Hals gestreichelt. Einmal wird die Peitsche verwendet um Druck auszuüben, in der nächsten Sekunde als etwas Angenehmes. Das Pferd war nervös und besorgt und verwirrt von dieser Behandlung. Es machte keinen Sinn für das Pferd – und es hat auch für mich keinen Sinn gemacht. Ein Pferd mit einer Peitsche zu streicheln ist nicht eindeutig, das heißt das der unangenehme „Schalter“ immer halb an ist.

Eine Peitsche darf nur verwendet werden, um Druck auszuüben bzw. etwas Unangenehmes zu signalisieren. Wenn du ihm etwas Angenehmes signalisieren willst, dann streichle den Kopf des Pferdes mit deiner Hand. Indem du das tust, schaltest du das Unangenehme aus und das Angenehme an – und dein Pferd wird nicht verwirrt sein. Deine „Schalter“ werden eindeutig an oder aus sein.

Verwende deine Peitsche nicht, um dein Pferd zu streicheln. Niemand würde auf die Idee kommen, die Seiten seines Pferdes mit den Sporen zu streicheln, wenn es getan hat, was man von ihm wollte – denn das wird es verwirren. Aus der Sicht des Pferdes ist genauso verwirrend, mit einer Peitsche gestreichelt zu werden.

Du musst immer bestimmt und konsequent sein, wenn du dein Pferd trainierst. Stelle sicher, dass deine „Schalter“ immer eindeutig ein oder aus sind. Und stelle sicher, dass auch der große Lichtschalter in deinem Kopf immer an ist, wenn du mit deinem Pferd arbeitest – sei ein kluger Reiter.

Hier geht's zur Website von Neil Davies: www.fearfreehorsetraining.com


ZUR PERSON
Neil Davies ist seit 1977 professioneller Pferde-Trainer. In den ersten 15 Jahren seiner Trainerlaufbahn hat er Tausende Pferde angeritten und auch zahllose sogenannte ,Problempferde’ trainiert. Egal ob ein 100-Dollar-Pony aus dem Hinterhof oder millionenteure Vollblüter – Neil Davies kennt sie alle. Neil war einer der ersten Pferdetrainer, der seine Arbeit mit Hilfe von Videos dokumentierte. Diese Videos wurden weltweit verkauft, daneben führte er Clinics und Präsentationen in Australien, Neuseeland und den USA durch. Neils einzigartiges Wissen entstand in der Arbeit mit sovielen Pferden, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Obwohl nur wenige die Möglichkeit bzw. die Neigung haben, das zu tun was er tut, kann jeder Pferdefreund von seinem Wissen und seiner Erfahrung profitieren.

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