Der Verein gegen Tierfabriken hat heute vor der britischen Botschaft in Wien gegen die drohende Aufhebung des Fuchsjagd-Verbots nach den Unterhauswahlen am 7. Mai protestiert.
Die bevorstehenden Unterhauswahlen in Großbritannien könnten schlechte Nachrichten für Füchse bringen: Premierminister David Cameron hat angekündigt, sich im Falle seiner Wiederwahl für eine Aufhebung des bestehenden Fuchsjagd-Verbots (,Hunting Act') einzusetzen – und hat dies kurz vor dem Wahltermin nochmals unterstrichen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen die Freiheit haben sollten zu jagen – und ich teile die Enttäuschung vieler Menschen über den ,Hunting Act' und die Art und Weise, wie er von der letzten Regierung im Parlament durchgesetzt wurde. Der ,Hunting Act' hat nichts für den Tierschutz geleistet. Eine konservativ geführte Regierung wird dem Parlament die Möglichkeit geben, in einer freien Abstimmung den ,Hunting Act' aufzuheben."
Der ,Hunting Act' war nach jahrelanger heftiger Debatte im Jahr 2005 von der Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair verabschiedet worden und verbot die Hetzjagd mit Hunden auf Füchse und andere Wildtiere. Ein tatsächliches Ende der Fuchsjagd brachte das Gesetz jedoch nicht: Die Fuchsjagd-Lobby entpuppte sich als enorm widerstandsfähig und auch als kreativ – man entdeckte einige juristische Schlupflöcher im Gesetz und nutzt diese seither nach Kräften aus: So werden etwa sogenannte ,Spurenjagden' durchgeführt, bei denen die Fährte für die Hundemeute mit Fuchs-Urin gelegt wird – und bei denen oft genug Füchse „versehentlich" getötet werden. Das ist weitgehend durch das Gesetz gedeckt – verboten ist nur die „absichtliche" Jagd mit mehr als zwei Hunden.
Und auch der Ehrgeiz der Behörden, derartige Tricksereien zu unterbinden, ist endenwollend – in den zehn Jahren seit Bestehen des Fuchsjagd-Verbots gab es nur zwei Dutzend Verfahren gegen registrierte Jagdmeuten, viele davon wurden ohne Veurteilung eingestellt. Und wenn es Urteile gab, dann waren die Strafen vergleichsweise niedrig. Kein Wunder also, dass mittlerweile sogar die Verfechter der Fuchsjagd gut mit dem Verbot leben können – und sich eines ungebrochenen Zulaufs erfreuen. Mit anderen Worten: Schon jetzt ist das Fuchsjagd-Verbot in Großbritannien eine mehr als löchrige Angelegenheit – und könnte bei einer konservativen Mehrheitsregierung im künftigen Parlament gänzlich hinweggefegt werden. Und das, obwohl sich in Umfragen bis zu 80 % der Bevölkerung gegen die Fuchsjagd aussprechen.
„Eines zivilisierten Landes unwürdig!"
Um die britischen Tierschützer in ihrem Kampf gegen eine Aufweichung bzw. Aufhebung des Verbots zu unterstützen, hat sich der österreichische Verein gegen Tierfabriken (VGT) mit einer medienwirksamen Protestaktion an die britische Botschaft in Wien gewendet. VGT-Obmann Martin Balluch überreichte eine Protestnote, in der darauf hingewiesen wird, dass die tierschutzbewegte Öffentlichkeit eine so dramatische Verschlechterung im Tierschutz nicht schweigend hinnehmen würde. Balluch: „In Österreich kann man sich kaum vorstellen, mit welcher Besessenheit der Adel in England diese Jagdform ausführt. Zur Verteidigung dieses Hobbys ist man zu jeder politischen Einflussnahme bereit. Dabei ist dieses Spektakel in seiner Grausamkeit mit dem Stierkampf vergleichbar. Die schreckliche Todesangst der verfolgten Opfer, die so lange anhält, treibt sie dazu, sich buchstäblich zu Tode zu laufen. Den letzten Tötungsakt habe ich öfters persönlich beobachten müssen. Die Hunde verbeissen sich in den Körper des gejagten Tiers und zerren in alle Richtungen, bis dieses armselige Wesen unter lauten Schmerzensschreien in Stücke gerissen wird. Wir appellieren an die britische Regierung, auf die Mehrheitsmeinung im Land zu hören. England hat eine lange Tierschutztradition, führte die ersten demokratischen Tierschutzgesetze ein und hatte auch die ersten Tierschutzvereine. Der Einfluss des Adels darf in einer Demokratie niemals soweit gehen, dass Gesetze nicht exekutiert werden und man über die Bevölkerung hinweg entscheidet. Eine derartige Tradition ist eines zivilisierten Landes nicht würdig.“