Tierärzte und Forscher warnen seit Jahren vor zunehmenden Resistenzen gegen die gängigen Entwurmungs-Mittel – doch bei den meisten Pferdebesitzern ist noch wenig Problem-Bewusstsein vorhanden, wie eine aktuelle Umfrage in Großbritannien zeigt.
In der Entwurmung von Pferden gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Gefühl der Pferdebesitzer, genug für den Schutz ihrer Vierbeiner vor gefährlichen Parasiten zu tun – und der tatsächlich durchgeführten Praxis, die diesen Ansprüchen vielfach nicht genügt. Das bestätigte sich einmal mehr in einer Umfrage, die der britische Reitsporthändler Countrywide in Zusammenarbeit mit den Westgate Laboratories durchgeführt hat. 1.000 Pferdebesitzer wurden dabei detailliert nach ihrer genauen Vorgangsweise bei der Parasitenbekämpfung gefragt – mit teils besorgniserregenden Ergebnissen.
Zwar glauben 67 % der Befragten, dass sie ihre Pferde ausreichend vor möglichen Resistenzen schützen – aber zugleich geben 81 % zu, dass sie keine bzw. keine regelmäßigen Eizählungen durchführen, die lt. Experten der einzig effiziente Weg sind, Resistenzen gegen Wurmkuren hintanzuhalten. 47 % geben sogar an, niemals eine Eizählung bei ihrem Pferd durchgeführt zu haben – eine geradezu erschreckende Zahl angesichts der umfassenden Berichterstattung und der zahlreichen Aufklärungskampagnen zum Resistenz-Problem in den letzten Jahren.
Nur 31 % geben an, dass sie die empfohlenen regelmäßigen Eizählungen durchführen und auf den Ergebnissen auch ihre Wurmkuren aufbauen. 59 % hingegen gehen bei den Entwurmungen ihrer Pferde den althergebrachten Weg, nämlich zu bestimmten Terminen ihren Pferden sogenannte Breitband-Wurmkuren zu verabreichen, ohne genau zu wissen, welche Parasiten überhaupt bekämpft werden sollen. Und genau diese Art der Entwurmung nach dem ,Gießkannen-Prinzip' fördert die Entstehung von Resistenzen. Hinzu kommt, dass der Grad der Entwurmung falsch eingeschätzt und auch die Dosis vielfach zu niedrig angesetzt ist – so überleben immer mehr Parasiten und werden zunehmend resistent gegen die konventionelle Behandlung.
Gillian Booth von den Westgate Laboratories meinte, dass die Ergebnisse „deutlich zeigen, dass die Mehrheit der Pferdebesitzer ihre Entwurmungs-Praxis noch nicht entsprechend angepasst hat, um der zunehmenden Gefahr von Resistenzen zu begegnen – und sie machen noch nicht ausreichend von den verbesserten Testverfahren Gebrauch. Die althergebrachte ,prophylaktische Entwurmung' hat zu den Resistenz-Problemen geführt, die wir heute haben – und es ist enorm wichtig, dass sich das ändert!"
„Regelmäßige Tests – nicht regelmäßiges Entwurmen" – so lautet daher auch die Empfehlung der Experten: „Ohne regelmäßige Tests gibt es keine Möglichkeit festzustellen, ob eine Wurmkur wirksam ist oder nicht", so Mark Hawkins von Countrywide.
Als gravierendes Problem erweist sich auch die richtige Dosierung – denn 38 % der befragten Pferdebesitzer waren nicht in der Lage, das genaue Gewicht ihres Pferdes anzugeben. Diese Zahl findet auch Chris Shephard von der Pferdeklinik B&W Equine Group „äußerst besorgniserregend", denn das Körpergewicht spielt eine entscheidende Rolle bei der Dosierung eines Entwurmungsmittels: „Wenn man behandeln muss, dann ist die exakte Dosierung essentiell. Eine Unter-Dosierung befördert die Resistenz und ist fast so, als würde man den Würmern eine Schutzimpfung verabreichen, die ihnen erlaubt, gegen diesen speziellen Wirkstoff resistent zu werden."
Rebekah Dudek von Norbrook Pharmaceuticals warnt ebenfalls mit deutlichen Worten: „Wenn wir bei der Wurmbehandlung einfach so weitermachen wie bisher, dann besteht die Gefahr, dass wir eines Tages ohne effektiv wirkende Entwurmungsmittel dastehen. Uns bliebe dann nur noch das Stall- und Weidemanagement als letzte Strategie, um die Wurmbelastung einigermaßen zu kontrollieren."
Hier gibt's die detaillierten Ergebnisse der britischen Studie!