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Training und Wettkampf sind ein effektiver Schutz vor Übergewicht bei Pferden
03.04.2023 / News

Springpferde wiesen in der Untersuchung mit 5,2 den geringsten BCS-Durchschnittswert auf.
Springpferde wiesen in der Untersuchung mit 5,2 den geringsten BCS-Durchschnittswert auf. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Fast jedes fünfte in einer dänischen Studie untersuchte Pferd wurde als übergewichtig eingestuft, wobei die Ergebnisse belegen, dass die Anstrengungen von Wettkampf und Training einen signifikanten Schutz vor Übergewicht bieten.

 

Der Körperzustand von Pferden ist ein wachsendes Problem, das mit Schwierigkeiten bei der Erkennung und Behandlung von Pferden verbunden ist, die entweder über- oder unterkonditioniert sind. Mette Uldahl und ihre Forscherkollegen untersuchten in ihrer vor kurzem veröffentlichten Studie den Body Condition Score (BCS) bei dänischen Pferden und setzten diese Ergebnisse mit der Rasse, dem Einsatz und dem Trainingsniveau der Tiere in Verbindung.

Insgesamt 24 professionelle und halbprofessionelle „Datensammler" waren von Mette Uldahl gewonnen worden, um eine möglichst umfangreiche Datenbasis zu beschaffen, darunter fünf Tierärzte, fünf Futtermittelberater, zwei Hufschmiede, zwei Pferdetherapeuten, drei Trainer und sieben Funktionäre des Dänischen Pferdesportverbands. Zwischen Juni 2021 und November 2021 werteten die Datensammler die Körperzustandswerte (Body Condition Scores = BCS) von 1.118 Pferden und Ponys aus. Die Informationen zu 770 Pferden wurden bei Veranstaltungen des Dänischen Pferdesportverbandes gesammelt, die Daten zu den restlichen 348 Pferden wurden in Pferdeställen gesammelt.

Die Datensammler waren auf ihre Mission entsprechend vorbereitet worden, sie mussten sich ein Anleitungsvideo zum Henneke-Body-Scoring-System für Pferde ansehen, das auf einer Skala von 1 (= extrem abgemagert) bis 9 (= extrem fettleibig) funktioniert, wobei 5 bis 6 als ideal angesehen werden. Sie mussten mindestens zwei Untersuchungen von Pferden durchführen sowie div. Dokumente und Papiere durchgehen, um Informationen über die Pferde zu sammeln, etwa über Geschlecht, Pferdetyp, Disziplinen und Trainingsintensität.

Die Ergebnisse zeigten, dass von den 1118 bewerteten Pferden insgesamt 78,6 % innerhalb des idealen Bereichs auf der Henneke-Skala lagen, 4,9 % lagen darunter und 16,5 % darüber, wobei letztere Gruppe als übergewichtig einzustufen war. Über dem Idealbereich zu liegen, wurde durch den Typ des Pferdes, das Alter und das Training beeinflusst, aber keiner dieser Faktoren beeinflusste die Pferde, die unter dem idealen BCS-Wert lagen.

Die höchsten Punktzahlen wurden von Tierärzten und Hufschmieden und die niedrigsten Punktzahlen von den Funktionären des Dänischen Reiterverbandes vergeben. „Dies“, sagten sie, „sollte die Pferdepopulationen widerspiegeln, denen sie ausgesetzt waren, wobei Funktionäre des Dänischen Pferdesportverbandes aktiv an Wettkämpfen teilnehmende Pferde untersuchten, während Tierärzte und Hufschmiede Pferde mit Krankheiten wie Hufrehe sehen, die tendenziell mit einem hohen Body Condition Score verknüpft sind.“ Kaltblüter und traditionelle Ponyrassen lagen im Vergleich zu anderen Typen häufiger über dem Idealwert.

„Bei Turnieren hatten 90,7 % der Pferde ideale Körperkonditionswerte, wobei 4,0 % über dem Ideal und 5,4 % unter dem Ideal lagen; im Vergleich dazu hatten in Einstellbetrieben nur 57,8 % der Pferde einen idealen BCS-Wert, dafür lagen 38,1 % darüber – waren also als übergewichtig einzustufen – und 3,9 % unter den Idealwerten.“ Der durchschnittliche BCS-Wert lag bei Pferde in Einstellbetrieben mit einer Durchschnittsnote von 6,3 auch deutlich höher als bei Turnierpferden (5,3).

Bei der Diskussion ihrer Ergebnisse sagten die Forscher, dass das moderne Management von Freizeitpferden möglicherweise einen gleichsam „eingebauten" bzw. systemimmanenten Anreiz zur Fettleibigkeit hat, bei dem mehrere Faktoren zusammenspielen, etwa Ernährung, Nutzung (Gesellschaft statt Konkurrenz) und Bewegung. „Diese Hypothese wird durch die Ergebnisse dieser Studie gestützt, in der Muster für Pferde identifiziert wurden, die im Wettbewerb bewertet wurden, verglichen mit denen, die in Pferdeställen bewertet wurden, wobei nur 4,0 % der Pferde im Wettbewerb über dem idealen Körperkonditionswert lagen, verglichen mit 38,1 % in Pferdeställen.“

Ein Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Arbeitsbelastung eines Pferdes und der Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu sein, sei auch in früheren Studien gezeigt worden, so die AutorInnen: So werden in Pleasure-Bewerben gerittene Westernpferde seltener übergewichtig als Pferde, die nicht für irgendeine Art von Arbeit eingesetzt werden, und Turnierpferde oder Pferde in intensivem Training haben ein noch geringeres Risiko für Fettleibigkeit: „Dieser schützende Effekt vor Übergewicht und die Tatsache, dass es sich um ein Turnierpferd handelt, ist höchstwahrscheinlich auf die gekoppelten Wirkungen des Einsatzes im Turnier sowie des Trainings für den Wettkampf zurückzuführen, die sich aus der beabsichtigten Verwendung ergeben.“

Pferde in Einstellbetrieben hatten insgesamt eine um 3,26 höhere Wahrscheinlichkeit, einen erhöhten BCS zu haben, verglichen mit Turnierpferden, so das Studienteam. Besitzer, so ihr Befund, finden es oft sehr schwierig, Fettleibigkeit bei ihren Pferden in den Griff zu bekommen, und Gewichtszunahme tritt oft unbeabsichtigt auf, selbst wenn die Besitzer anstreben, deren Gewicht zu halten oder sogar zu reduzieren.

Bezüglich der Verwendung hatten Reitschulpferde mit einem Durchschnitt von 6,7 den höchsten relativen BCS, gefolgt von Ausreitpferden, turniermäßig gerittenen Islandpferden, Turnierpferden ohne spezielle Disziplin, Turnierpferden mit gemischten Disziplinen und Zuchtpferden. Pferde in den Disziplinen Dressur (5,4) und Springen (5,2) wiesen die geringsten Durchschnittswerte in der BCS-Skala auf – der Effekt der Disziplin korrelierte jedoch stark mit dem Pferdetyp und war daher nicht signifikant. Kaltblüter und traditionelle Ponyrassen hatten im Vergleich zu den anderen Gruppen ein erhöhtes Risiko für höhere BCS.

„In der vorliegenden Studie war das Ausbildungsniveau ein signifikanter Faktor in Bezug auf den BCS-Wert. Pferde, die nicht oder nur leicht trainiert wurden, hatten die höchsten relativen BCS-Werte, gefolgt von Pferden in mäßigem Training, während hohe und sehr hohe Trainingsniveaus zu den niedrigsten BCS-Werten führten.“

Das Geschlecht war nicht signifikant mit BCS verbunden. „Das Muster, unter den idealen BCS-Werten zu liegen, war anders als jenes, über dem idealen BCS-Wert zu sein", so die AutorInnen. „Das ist wichtig zu erkennen, da Untergewicht mit einem größeren Euthanasierisiko verbunden ist, beispielsweise bei älteren Pferden, aber ansonsten mit anderen Risikofaktoren verknüpft ist als Übergewicht. Unterhalb des idealen BCS zeigte sich ein völlig anderes Muster als über dem idealen BCS“, so ihr Resumee.

Das Studienteam betonte zusammenfassend, dass es Ziel ihrer Untersuchung sei, mehr über die Auswirkungen der Verwendung und des Trainings von Pferden auf ihre Gesundheit und ihren Zustand zu erfahren, indem der BCS-Wert als indirekter Maßstab verwendet wird: „Pferde über dem idealen BCS-Wert sind 3,4-mal häufiger als solche mit einem unter dem idealen BCS-Wert – aber beide Szenarien stellen ein Problem des Tierwohls dar. Die Muster für die Entwicklung von oberhalb und unterhalb des idealen BCS unterscheiden sich und sollten als separate Probleme betrachtet werden“, so die AutorInnen. Die wichtigste Botschaft ihrer Studie ist aber diese: „Mit mittlerer bis hoher Intensität trainiert zu werden, bietet Pferden einen signifikanten Schutz vor Übergewicht.“

Die Studie „Body Condition Score in Danish Horses Related to Type, Use, and Training Level: Patterns, Risk, and Protective Factors" von Mette Uldahl, Jan Dahl und Hilary Mary Clayton ist am 31. März 2023 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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