Im Winter eindecken oder nicht? US-Pferdebesitzer gespalten & unsicher 24.01.2023 / News
Winterdecke – ja oder nein? Und wenn ja – welche? Fragen wie diese bewegen Pferdebesitzer nicht nur in Europa, sondern auch in den USA ... / Symbolfoto: Archiv/Simone Aumair
Pferdebesitzer in den USA sind, was das Eindecken ihrer Pferde im Winter betrifft, gespalten – und unsicher: Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.450 Pferdebesitzern. Demnach hängt die Verwendung von Pferdedecken von mehreren Faktoren ab – interessanterweise aber nicht vom geographischen Standort.
Wie die Autorinnen rund um Michelle L. DeBoer von der Universität von Wisconsin einleitend feststellten, können Pferde in kalten Klimazonen ihre Körperkerntemperatur durch div. physiologische und Verhaltens-Anpassungen – Zittern, Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion), Fellwuchs etc. – grundsätzlich gut aufrechterhalten. Darüber hinaus können Pferdebesitzer weitere „künstliche“ Anpassungen vornehmen, etwa das Auflegen einer Winterdecke oder die Unterbringung von Pferden in einem schützenden Stall.
Allerdings ist die Forschung zum Eindecken von Pferden und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere minimal, so die Forscherinnen: Während neuere Studien in Nordamerika gezeigt haben, dass Pferde, die mit Decken von mittlerer oder starker Füllung eingedeckt werden, eine erhöhte Lendenoberflächentemperatur sowie reduzierte Futteraufnahme aufwiesen (siehe unseren Artikel dazu), das Körpergewicht sich aber nicht veränderte, ist der Forschungsstand insgesamt zum Thema ,Eindecken’ nach wie vor sehr bescheiden. Infolgedessen ist es für Pferdebesitzer aufgrund des Mangels an Informationen zu diesem Thema schwierig, fundierte Entscheidungen zu treffen, was zu bloßen Annahmen und Fehlinformationen führen kann.
Dies alles hat das Eindecken zu einem viel diskutierten Thema in der Pferde-Community gemacht, so die Autorinnen weiter, obwohl das Eindecken von Pferden im Winter – jedenfalls in bestimmten Regionen – eine weit verbreitete Praxis ist. Eine Umfrage in Schweden und Norwegen hat etwa ergeben, dass rund 80 % der Pferdebesitzer ihre Pferde eindecken und die Mehrheit zumindest teilweise im Winter in Ställen untergebracht ist.
Die Fähigkeit eines Pferdes, in kalten Klimazonen warm zu bleiben, kann jedoch aufgrund zahlreicher Faktoren variieren, darunter die Rasse des Pferdes und der geografische Standort. Diese Unterschiede können zu stark unterschiedlichen regionalen Managementpraktiken und Überzeugungen hinsichtlich des Eindeckens von Pferden im Winter führen, so die Autorinnen weiter. Ziel ihrer Studie war es daher, ein Verständnis für die Praktiken und Überzeugungen nordamerikanischer Pferdebesitzer bezüglich des Deckenmanagements zu gewinnen, um herauszufinden, wohin zukünftige Forschungs- und Aufklärungsbemühungen gelenkt werden sollten.
Die Autorinnen entwickelten im Herbst 2020 mithilfe der webbasierten Umfrageplattform eine Online-Umfrage mit insgesamt 33 Fragen und machten diese über einschlägige Websites sowie soziale Medien bekannt. Von 1.693 Teilnehmern, die insgesamt an der Befragung teilnahmen, haben es 1.450 bis zur letzten Frage geschafft, was einer Abschlussquote von 86 % entspricht. Die Mehrheit der Befragten (68 %) lebte nach eigener Auskunft im Mittleren Westen der USA, gefolgt vom Nordosten (11 %) und dem Südosten (8 %).
Die Umfrage sammelte quantitative Daten von Pferdehaltern in Nordamerika, wobei sich die Fragen auf Winterdecken und die damit verbundenen Managementpraktiken konzentrierten. Das zentrale Resultat: US-Pferdebesitzer sind bei diesem Thema gespalten: 54,5 % (= 790) gaben an, die Mehrheit ihrer Pferde im Winter einzudecken, während 45,5 % (= 660) diese Praxis ganz oder eher abzulehnen.
Der bei weitem am häufigsten (78 %) genannte Grund, warum sich die Befragten für das Eindecken ihrer Pferde entschieden haben, war die Exposition gegenüber Niederschlägen (Regen, Graupel oder Schnee). Von den Befragten, die die Mehrheit ihrer Pferde nicht eindeckten, war der Hauptgrund der Zugang zu einem Stall bzw. Unterstand (50 %). Die Autorinnen berichten zudem, dass die häufigste Lufttemperatur, bei der die Befragten ihre Pferde eindeckten, 0 °C (14 %) betrug, wobei einige auch angaben, Decken bei Temperaturen von bis zu 10 °C (3 %) anzulegen.
Weitere interessante Details: Anhänger der klassisch-englischen Reitweise entschieden sich eher dafür, ihre Pferde einzudecken, ebenso Profis (63 %), also Personen, die mindestens 50 % ihres Jahreseinkommens mit Pferden verdienen, Befragte mit weniger als sechs Pferden und solche, die weniger als 15 Jahre in der Pferdebranche tätig waren.
Wohl etwas überraschend hatte der geografische Standort bzw. die Wohnregion keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Deckennutzung. Der Anteil der Befragten, die ihre Pferde eher eindeckten, war in allen Regionen ähnlich, unabhängig vom örtlichen Klima.
Das Resümee der Autorinnen: „Diese Umfrage hat die große Bandbreite der Praktiken und Meinungen nordamerikanischer Pferdebesitzer hinsichtlich des Eindeckens ihrer Pferde im Winter unterstrichen. Basierend auf den Ergebnissen gibt es eine in etwa gleiche Anzahl von Pferdebesitzern, die sich für das Eindecken ihrer Pferde entschieden haben – und von Besitzern, die dies nicht tun.“ Diese zeige jedenfalls klar, dass das winterliche Eindecken von Pferden in Nordamerika „weit weniger üblich ist als etwa in Norwegen und Schweden, wo 84 % und 91 % dies als normale Maßnahme des Haltungsmanagements bezeichneten“.
Ihr Befund daher: Es bestehe zwar in manchen Aspekten des Decken-Themas Konsens unter Pferdebesitzern, dennoch umgebe diese Managementpraxis weiterhin viel Unsicherheit. Es sei jedoch positiv zu bewerten, dass die meisten Befragten angaben, „dass mehr Forschung und die anschließende Kommunikation der Ergebnisse zu diesem Thema Pferdehaltern helfen würde, die mögliche Notwendigkeit und potenziellen Vorteile von Decken besser zu verstehen.“
Die Studie „Winter blanketing practices: An online survey of North American horse owners" von Michelle L. DeBoer, Aubrey L. Jaqueth, Ashley Tuszka und Krishona L. Martiinson ist im Juni 2022 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Zusammenfassung. hier nachgelesen werden.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:05.02.2020 - Studie: Wie wirksam sind Winterdecken für Pferde bei extremer Witterung?
Studie: Wie wirksam sind Winterdecken für Pferde bei extremer Witterung? 05.02.2020 / News
Bei extremen Minusgraden können Winterdecken – je nach Füllungsgrad – einen Abfall der Körpertemperatur verhindern bzw. in Grenzen halten. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay/thalyagirl95
Bei extremen Minusgraden führt an einer Winterdecke meist kein Weg vorbei. Doch wie wirksam sind diese tatsächlich – und muss es wirklich die dickste Füllung sein? Eine Studie der North Dakota State University brachte interessante Antworten darauf.
Pferde haben eine ausgezeichnete körpereigene Thermoregulation – können also grundsätzlich gut mit Temperaturunterschieden umgehen und sich auch an kalte Umgebungen anpassen. Bei extremen Minusgraden – zumal, wenn sich diese über längere Perioden erstrecken – ziehen viele Pferdebesitzer ihren Vierbeiner jedoch passende Thermo- bzw. Winterdecken über, um ihnen zusätzlichen Schutz vor der Kälte zu bieten. Winterdecken gibt es in unzähligen Varianten und Ausführungen und mit verschiedenen Füllungen – doch es gibt kaum standardisierte bzw. wissenschaftlich abgesicherte Empfehlungen für deren Verwendung.
Was bringen unterschiedlich gefüllte Winterdecken wirklich – und wie hilfreich sind sie für Pferde, um bei tiefen Minusgraden vor Unterkühlung zu schützen? Mit dieser Frage haben sich Dr. Carolyn Hammer und Mattia Gunkelman von der North Dakota State University im Rahmen einer Studie beschäftigt – und dafür folgende Testreihe entwickelt: Sie statteten vier Pferde jeweils mit unterschiedlich gefüllten Winterdecken aus, nämlich mit leichter Füllung (0 g), mittlerer Füllung (200 g) und schwerer Füllung (400 g), das vierte Pferd erhielt keine Decke und diente als Kontrolle.
Jedes Pferd wurde abwechselnd mit jeder der drei Decken-Varianten ausgestattet bzw. dem Test ohne Decke unterzogen. Die Pferde wurden jeweils eine Stunde lang bei sehr tiefen Temperaturen auf die Koppel gestellt, wobei sie freien Zugang zu Heu und Wasser hatten. Die Außentemperatur betrug –23 °C, wobei auch kräftiger Wind wehte und für eine ,gefühlte’ Temperatur von –32 °C sorgte. Nach einer Stunde brachte man die Pferde in den befestigten Stall (Stalltemperatur: +15 °C), wo umgehend mittels Thermographie-Aufnahmen die Oberflächen-Temperatur an einer definierten Stelle der Lendenregion gemessen wurde. Zwischen den einzelnen Tests lag jeweils eine 30-minütige Ausgleichs- bzw. Anpassungszeit.
Die Außentemperaturen sind für den nördlichen Mittelwesten der USA nicht ungewöhnlich – lagen aber deutlich unterhalb des sogenannten ,thermoneutralen Bereichs’ von Pferden. Das ist jener Temperaturbereich, in dem Pferde keine zusätzliche Energie aufwenden müssen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Bei Pferden reicht dieser Bereich von +5 bis +25 °C – ist also deutlich breiter als beim Menschen, wo er lediglich zwischen +20 und +35 °C liegt.
Nachdem die Pferde eine Stunde lang den kalten Außentemperaturen ausgesetzt waren, zeigten die Temperaturmessungen folgende Werte: Das Pferd ohne Decke hatte eine Oberflächen-Temperatur von 22,3 °C, das Pferd mit leichter Decke (0 g Füllung) 26,8 °C, das Pferd mit mittelschwerer Decke (200 g Füllung) 30,3 °C – und das Pferd mit schwerer Winterdecke (400 g Füllung) 31,5 °C.
Die Ergebnisse bescheinigen den getesteten Winterdecken eine durchaus gute Wirksamkeit: Pferde mit mittelschwerer oder schwerer Winterdecke zeigten einen deutlich geringeren Temperaturabfall im Vergleich zu Pferden, die keine oder nur eine leichte Decke getragen hatten. Die Temperatur-Unterschiede folgten dem jeweiligen Füllungsgrad (je schwerer die Füllung, desto geringer der Temperaturabfall), wobei die mittelschwere und die schwere Decke ähnliche Resultate brachten. Die Wissenschaftler plädierten jedoch für weitere Tests über längere Zeiträume, um diese Ergebnisse evaluieren zu können.
Die Studie „Effect of Different Blanket Weights on Surface Temperature of Horses in Cold Climates" von Carolyn Hammer und Mattia Gunkelman ist im Februar 2020 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.
04.10.2020 - Eingedeckte Pferde fressen weniger, nehmen aber mehr zu
Eingedeckte Pferde fressen weniger, nehmen aber mehr zu 04.10.2020 / News
Eingedeckte Pferde brauchen in der kalten Jahreszeit weniger Energie, daher auch weniger Futter – und sie nehmen leichter zu, wie die aktuelle Untersuchung ergab. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay In der Testperiode 2 ergab sich bei den eingedeckten Pferden eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 7,3 kg, während es bei den nicht eingedeckten Pferden nahezu unverändert blieb. / Grafik: Journal of Equine Veterinary Science/Michelle DeBoer et.al.
Eine Studie an der Universität von Minnesota verglich Futteraufnahme, Körpergewicht und Body Condition Score von eingedeckten und nicht eingedeckten Pferden in der kalten Jahreszeit – und konnte bemerkenswerte Unterschiede aufzeigen.
Pferde verfügen über eine sehr effiziente körperereigene Thermoregulation, d. h. sie können sehr gut mit unterschiedlichen Außentemperaturen umgehen und sich durch verschiedenste Mechanismen und Techniken ausgezeichnet an diese anpassen. Die Thermoregulation bei Pferden ist aber auch ein energieintensiver Prozess – auf den der Mensch durch das Eindecken erheblichen Einfluss ausüben kann, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie aus den USA (siehe unseren Artikel dazu) gezeigt hat: Dabei konnte demonstriert werden, dass unterschiedlich gefüllte Winterdecken es Pferden leichter machen, ihre Oberflächentemperatur auf einem normalen Niveau zu halten, während Pferde ohne Decke bzw. nur mit leichter Decke einen deutlich größeren Temperaturabfall aufwiesen.
Daraus kann man ableiten, dass man mit Pferdedecken die Thermoregulation und damit auch den gesamten Energiehaushalt bzw. die Energieverwertung von Pferden nachhaltig beeinflussen kann: Ein eingedecktes Pferd würde demzufolge weniger Energie für die Thermoregulation aufwenden, daher auch weniger Futter benötigen und möglicherweise auch leichter zunehmen – und genau das war auch die Hypothese von Wissenschaftlern der Universität von Wisconsin/USA, die sie in einer aktuellen Studie überprüfen wollten.
Konkret untersuchten sie, ob und wie sich das Eindecken von Pferden auf deren Futteraufnahme (Aufnahme von Trockenmasse), auf ihr Körpergewicht sowie auf ihren Body Condition Score (BCS) auswirken würde. Als Testgruppe wählten sie insgesamt 16 erwachsene Pferde unterschiedlicher Rassen (Quarter Horses, Appaloosas, Vollblüter und Araber) mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 481 kg (+/– 65 kg) und einem durchschnittlichen BCS von 5,5 (+/– 0,5) zu Testbeginn aus. Die Pferde wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen geteilt – acht Pferde erhielten, sobald die Außentemperaturen unter 5 Grad Celsius fielen, Winterdecken mit mittlerer Füllung (200 g), die acht anderen Pferde wurden nicht eingedeckt.
Zu Beginn sowie nach jeder der insgesamt drei Testperioden (die erste begann am 29. Dez. 2019, die letzte endete am 21. Jänner 2020, die Gesamt-Testdauer betrug 23 Tage) wurden sämtliche Pferde gewogen und deren BCS bestimmt. Den Pferden wurden während jeder Testperiode kontinuierlich Heu-Rundballen, die zuvor ebenfalls exakt abgewogen waren, ad libitum angeboten, auch die Heuabfälle und verbleibendes Heu wurden getrocknet und gewogen, um die genaue Trockenmasse-Aufnahme in Relation zum Körpergewicht der Pferde zu berechnen.
Tatsächlich zeigte sich ein bemerkenswerter Unterschied bei der täglichen Trockenmasse-Aufnahme zwischen den beiden Gruppen: Pferde mit Winterdecke verbrauchten 2,31 Prozent ihres Körpergewichts, während nicht-eingedeckte Pferde 2,51 Prozent ihres Körpergewichts verbrauchten. Das deutet darauf hin, dass nicht eingedeckte Pferde mehr Energie dafür aufwenden mussten, die körpereigene Thermoregulation aufrechtzuerhalten, was sich in einer erhöhten Trockenmasse-Aufnahme niederschlug.
Für diese Interpretation spricht auch, dass während der drei Testperioden zwar die BCS-Werte gleich blieben, dass jedoch das Körpergewicht insbesondere der eingedeckten Pferde in der Testperiode 2 deutlich variierte: In diesem Versuchszeitraum ergab sich bei den eingedeckten Pferden eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 7,3 kg, während es bei den nicht eingedeckten Pferden nahezu unverändert blieb. Die Erklärung der Forscher: „Die erhöhte Trockenmasse-Aufnahme trug wahrscheinlich zu der Gewichtszunahme von 7,3 kg bei, die während dieser Zeit bei den eingedeckten Pferden beobachtet wurde. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Trockenmasse-Aufnahme je nach Futterqualität variieren kann; dennoch scheint das Eindecken von Pferden den Energieverbrauch zu verringern und zu einer Zunahme des Körpergewichts zu führen, wenn die Trockenmasse-Aufnahme mit nicht-eingedeckten Pferden vergleichbar ist.“ Die Auswertungen zeigten auch, dass nicht-eingedeckte Pferde während des kalten Winters ihr Körpergewicht und ihren Body Condition Score stabil halten konnten.
Das Resümee der Wissenschaftler ist daher zweigeteilt: „Das Eindecken eines Pferdes kann die Menge des benötigten Heus verringern, was während eines Heumangels von Vorteil sein kann bzw. wenn der verfügbare Lagerplatz beschränkt ist – und es kann die Kosten oder die Zeit reduzieren, die mit dem Ernten, Einbringen, Lagern und Verfüttern von Heu verbunden sind. Wenn Sie ein Pferd eindecken, ist es jedoch wichtig, es regelmäßig zu überwachen, um Gesundheit, Wohlbefinden sowie Körpergewicht und Gesamtzustand zu beurteilen.“
Diesen Befund verbinden die Forscher auch mit einer Warnung: „Obwohl die Körpergewichts-Zunahme für einige Pferde durchaus sinnvoll sein kann, können auch Stoffwechselprobleme auftreten, wenn die Gewichtszunahme zu Fettleibigkeit führt. Daher müssen Pferdebesitzer sehr darauf achten, ob eine Decke für ein Pferd angesichts dieser Auswirkungen wirklich geeignet ist.“ Man könnte sogar – wie dies namhafte Tierärzte auch tun – den Umkehrschluss wagen und empfehlen, die Wintermonate verstärkt als Möglichkeit des Abnehmens zu nutzen, indem man Pferde so wenig und so selten wie möglich eindeckt und so eine natürliche Gewichtsabnahme zulässt. Doch das ist an anderer Stelle (siehe Links unten) nachzulesen …
Die Studie „Dry Matter Intake, Body Weight, and Body Condition Scores of Blanketed and Nonblanketed Horses in the Upper Midwest" von Michelle DeBoer, Alexandra Konop, Bailey Fisher und Krishona Martinson ist in der November-Ausgabe 2020 der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
12.11.2018 - Unnötiges Eindecken kann bei Pferden zu Überhitzung führen
Unnötiges Eindecken kann bei Pferden zu Überhitzung führen 12.11.2018 / News
Unnötiges Eindecken kann der Pferdegesundheit schaden – das wurde durch die aktuelle Studie bestätigt. / Foto: Fotolia/Sven Fuchs
Wovor Tierärzte bereits seit einiger Zeit warnen, konnte nun auch in wissenschaftlichen Tests nachgewiesen werden: Übermäßiges Eindecken kann die körpereigene Thermoregulation stören und zu Überhitzung führen – und das Wohlbefinden von Pferden nachhaltig stören.
Pferde haben – im Gegensatz zum Menschen – eine exzellente körpereigene Thermoregulation, die es ihnen ermöglicht, innerhalb eines erstaunlich breiten Temperaturbereichs ihre optimale Körpertemperatur bequem und problemlos beizubehalten. Bei erwachsenen Pferden, die in einem milden Klima leben, liegt dieser Temperaturbereich – auch als ,thermoneutrale Zone’ bezeichnet – für zwischen 5 und 25 Grad, während er beim Menschen nur in dem schmalen Band zwischen 25 und 30 Grad liegt. Das führt zu einem Problem, auf das Experten in den letzten Jahren immer eindringlicher hingewiesen haben: Während der Mensch längst friert und die äußeren Temperaturen als ungemütlich empfindet, sind Pferde noch weit von solchen Zuständen entfernt und können auf vielfältige Weise ihre optimale Körpertemperatur ohne Probleme aufrechthalten. Der Mensch aber gerät in Sorge – und trifft Entscheidungen für das Management, die auf den eigenen Erfahrungen und Gefühlen beruhen: So greift er zu einer Pferdedecke – um seine geliebten Tiere beispielsweise vor Insekten oder auch vor widrigen Witterungsbedingungen zu schützen.
Das ist zweifellos gut gemeint – aber ist es auch gut für das Pferd? Diese Frage haben britische Wissenschaftler im Rahmen einer Studie untersucht, die vor kurzem auf der Jahreskonferenz der Internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften ISES (International Society for Equitation Science) in Rom vorgestellt. Tatsächlich gab es bislang nur sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten, in denen die Auswirkungen des Eindeckens von Pferden analysiert wurden – und es gab bislang keine einzige, in denen die Auswirkungen unterschiedlichen Arten von Pferdedecken auf die Körpertemperatur von Pferden untersucht worden war. Es war also ein Stück Pionierarbeit, das die Autoren Kim Hodgess, S. Horseman and A.M. Walker vom Duchy College in Callington geleistet haben.
Ziel ihrer Studie war es, die Auswirkungen des Eindeckens auf die Oberflächentemperatur der Pferde – ein wichtiger Indikator für die körpereigenen Thermoregulations-Prozesse und das Wohlbefinden – zu untersuchen. Die Oberflächentemperatur wurde insgesamt bei zehn Pferden gemessen, während diese ihre üblichen Decken trugen – darunter Ekzemerdecken, normale Fleecedecken und Decken mit leichter Füllung bzw. Wattierung. Zwei Pferde trugen keine Decke und dienten als Kontrollgruppe. Die Oberflächentemperatur wurde mittels spezieller Temperatur-Datenspeicher, die direkt auf dem Pferd platziert waren, jede Minute über einen Zeitraum von 24 Stunden gemessen. Auch die jeweilige Umgebungstemperatur zum Zeitpunkt der Messungen wurde aufgezeichnet – im Stallbereich ebenso wie auf der Weide.
Nach Auswertung sämtlicher Daten zeigten sich in der Tat bemerkenswerte Unterschiede bei der Oberflächentemperatur der Pferde – je nachdem, welche Art von Decke sie trugen: Pferde, die eine Ekzemerdecke trugen, zeigten im Vergleich mit den nicht eingedeckten Pferden keine signifikanten Unterschiede zwischen Umgebungs- und Körpertemperatur. Bei Pferden, die eine Fleecedecke bzw. eine leicht wattierte Decke trugen, konnte jedoch ein signifkanter Anstieg der Oberflächentemperatur im Vergleich zur Umgebungstemperatur festgestellt werden. Vier eingedeckte Pferde hatten eine Oberflächentemperatur zwischen 24 und 30 Grad Celsius, während die Pferde der Kontrollgruppe lediglich zwischen 12,5 und 18,5 Grad Oberflächentemperatur erreichten, wenn die Umgebungstemperatur bei 4 bis 4,5 Grad, also leicht unterhalb des ,thermoneutralen' Spektrums, lag. Konkret betrug der durchschnittliche Anstieg der Oberflächentemperatur bei den Pferden mit Ekzemerdecke 4,2 Grad Celsius, bei Pferden mit Fleecedecke bereits 11,2 Grad – und bei den Pferden mit leicht wattierten Decken sogar 15,8 Grad.
Das Resümee der Forscher: „Diese Untersuchung zeigt, dass das Eindecken die Oberflächentemperatur der Pferde erhöht hat, was auf eine erhebliche Beeinflussung der Thermoregulation schließen lässt. Das Eindecken kann daher negative Auswirkungen auf das Wohlergehen von Pferden haben, abhängig von der Art ihres Einsatzes und ihrer Anwendung." Bestimmte Decken-Typen können zu einem signifikanten Anstieg der Körper-Oberflächentemperatur führen – und zwar über jenen Bereich hinaus, der für Pferde noch angenehm ist – und daher auch ihre Fähigkeit, die eigene Körpertemperatur zu regulieren, beeinträchtigen. Es sei somit von essentieller Bedeutung, den richtigen Typ von Pferdedecke und auch die passende Füllung bzw. Wattierung für jedes einzelne Pferd auszuwählen und dabei natürlich auch die jeweilige Witterung zu berücksichtigen, so die Wissenschaftler abschließend.
Gegenüber dem Magazin ,Horse&Hound' gab Studien-Autorin Kim Hodgess auch zu, dass in ihrer Untersuchung einige Fragen unbeantwortet geblieben sind, nämlich: „Führen dunkle Ekzemerdecken zu einem Anstieg der Körpertemperatur? Beeinträchtigen Decken die gegenseitige Pflege von Pferden untereinander – und kann der langfristige Gebrauch von Decken den Zustand der Haut verschlechtern?"
Auch das unbedenkliche Testergebnis bezüglich Ekzemerdecken ist für sie noch durchaus hinterfragenswert: „Obwohl wir in dieser Studie festgestellt haben, dass Ekzemerdecken keinen Einfluss auf die Thermoregulation haben, bin ich der Meinung, dass wir noch weitere Forschungen dazu benötigen – mit einer größeren Zahl von Pferden, bei höheren Außentemperaturen und mit einem Mix von dunklen und hellen Ekzemerdecken. Erst dann können wir wirklich sicher sein, dass es keine negativen Auswirkungen solcher Decken auf das Wohlbefinden von Pferden gibt. Ich möchte in diesem Bereich weiter forschen, da ich glaube, dass noch viel mehr untersucht werden könnte. Ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Pferdedecken auf die Thermoregulation von Pferden kann dazu beitragen, dass wir bessere Entscheidungen hinsichtlich des Eindeckens von Pferden treffen und damit ihr Wohlbefinden verbessern können."
Die Studie „To rug or not to rug: potential impacts on equine welfare" von
K. Hodgess, S. Horseman und A.M. Walker wurde im Rahmen der 14. Jahrestagung der ,Internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften' (ISES) von 21.–24. September 2018 in Rom vorgestellt.
21.09.2017 - Experten warnen: Übermäßiges Eindecken gefährdet Pferde-Gesundheit
Experten warnen: Übermäßiges Eindecken gefährdet Pferde-Gesundheit 21.09.2017 / Wissen
Übermäßiges Eindecken kann bei Pferden zu Überhitzung führen und die natürliche Thermoregulation nachhaltig stören, so britische Tierärzte. / Symbolfoto: Martin Haller
Britische Tierärzte warnen vor dem sogenannten ,over-rugging' – also einem zu frühen bzw. zu häufigen Eindecken der Pferde: Dies könne vor allem in der Übergangszeit schwere gesundheitliche Schäden verursachen.
Es war ein kurzer Facebook-Beitrag des angesehenen Dick Vet Equine Hospitals der Universität Edinburgh, der den Finger in die Wunde legte – und damit genau ins Schwarze traf, wie die zahlreichen Reaktionen darauf bewiesen.
Die Tierärzte der schottischen Pferdeklinik warnten darin eindringlich vor dem sogenannten ,over-rugging', also der Gefahr, dass Pferde zu oft, zu lange und zu unpassenden Zeiten in eine Pferdedecke gehüllt werden:
„Wir sehen seit der letzten Woche viel mehr eingedeckte Pferde auf Koppeln und Weiden. Falls auch Sie beabsichtigen, Ihr Pferd einzudecken, beachten Sie bitte die folgenden Fakten und seien Sie ehrlich mit sich selbst:
– Falls Ihr Pferd oder Pony übergewichtig ist, nicht geschoren wurde und sich im Freien aufhält, braucht es keine Decke (nutzen Sie den Winter zu Ihrem Vorteil und erlauben Sie Ihrem Pferd, auf sicherem Weg kontinuierlich Gewicht abzubauen und das Risiko einer Hufrehe im darauffolgenden Frühling dramatisch zu reduzieren – denn Hufrehe ist eine tödliche Gefahr).
– Pferde haben einen wesentlich niedrigeren thermoneutralen Bereich (das ist jener Temperaturbereich, wo sie keine Energie aufwenden müssen, um sich warmzuhalten) als Menschen. Bei Pferden reicht dieser Bereich von 5 bis 25 Grad, bei Menschen von 20 bis 35 Grad. Das bedeutet: Wenn uns kalt ist, ist unserem Pferd nicht unbedingt ebenso kalt.
– Pferde haben einen Blinddarm, der als gigantischer innerer Verbrennungsmotor funktioniert, der Wärme produziert – das entsprechende Äquivalent beim Menschen produziert hingegen keinerlei Wärme.
– Pferde, die aufgrund übermäßigen Eindeckens überhitzt sind, können einen Hitzeschlag, Koliken und Stress erleiden – und dies ist besonders schwierig zu dieser Jahreszeit zu vermeiden, wenn die Temperatur während des Tages deutlich schwankt.
– Eine Untersuchung fand kürzlich heraus, dass Gruppenzwang der stärkste Einflussfaktor ist, der Pferdebesitzer dazu veranlasst, ihrem Pferd eine Decke überzuschnallen. (Anm.: Das bedeutet: Wenn andere Pferdebesitzer ihren Tieren Decken anlegen, dann tut man das auch häufig selbst, um vor den anderen nicht als verantwortungs- oder sorglos dazustehen.)
Unsere dringliche Bitte daher: Beachten Sie den Körperzustands-Wert (Body Condition Score) Ihres Pferdes und behalten Sie seinen Zustand auch über den Winter im Auge (Eine gute Anleitung, den Körperzustands-Wert festzustellen, findet man hier!)
Einen groben Leitfaden, welche Decke bzw. welche Füllung bei welcher Temperatur zu Ihrem Pferd passt, finden Sie hier!
Vergessen Sie nicht: Jedes Pferd ist anders – und wenn Sie über die individuelle Betreuung Ihres Pferdes oder Ponys über den Winter diskutieren wollen, wenden Sie sich an Ihren Tierarzt, der Ihnen dabei wertvolle und hilfreiche Tipps geben kann!"
Der Beitrag zog ein enormes Echo nach sich, wurde über 3.000 Mal geteilt und über 500 Mal kommentiert – und veranlasste sogar die renommierte Fachzeitschrift ,Horse&Hound' zu einem ausführlichen Beitrag in seiner aktuellen Ausgabe. In einem Interview bestätigte Tierärztin Dr. Tess Fordham das Problem: „Die Leute neigen offenbar immer häufiger dazu, ihrem Pferd eine Decke anzulegen – und das ist für Pferde besonders zu dieser Jahreszeit, also im Herbst, und im Frühling schlimm, wenn die Temperaturen stark schwanken. Den Menschen ist am frühen Morgen und am späten Abend ein wenig kalt – aber in der Tagesmitte ist es deutlich wärmer. Mitten im Winter ist das Problem nicht so groß, da es dann kalt genug ist, dass die Pferde während des Tages nicht überhitzen."
Zu häufiges oder zu langes Eindecken kann für Pferde ernste gesundheitliche Konsequenzen haben, so Dr. Fordham weiter: „In kurzer Zeit kann dieses übermäßige Eindecken zu Überhitzung führen. Wir werden dann zu Pferden gerufen, die Kolik-Symptome zeigen, die aber in Wahrheit überhitzt sind und einen Hitzeschlag erlitten haben. Das ist ein von Menschen verursachtes Gesundheits-Problem."
Das übermäßige Eindecken behindert die körpereigene Thermo-Regulation – und verhindert damit auch die natürliche Gewichtsabnahme im Winter, so Dr. Fordham weiter: „Langfristig wird übermäßiges Eindecken bei übergewichtigen Pferden dazu führen, dass diese kein Gewicht verlieren – und das führt zu einem massiven Hufrehe-Risiko im Frühling, Sommer und Herbst. Hufrehe kann tödlich sein – dabei wäre sie nahezu vollständig vermeidbar. Ein Pferd sollte im Sommer an Gewicht zulegen und im Winter Gewicht verlieren. Diesen natürlichen Ablauf bringen wir durch übermäßiges Eindecken durcheinander – und verhindern, dass die Pferde ihre Hormon-Spiegel wieder zurücksetzen können. Bei einem Pferd sollten am Ende des Winters die Rippen leicht sichtbar sein. Wenn wir diese natürliche Gewichtsabnahme nicht zulassen, bleiben ihre Hormon-Levels hoch – und das Risiko einer Hufrehe im Frühling steigt deutlich an. Übergewicht ist in diesem Land ein viel größeres Problem für die Pferdegesundheit als Mangelernährung."
Der dringende Rat von Dr. Fordham an alle Pferdebesitzer daher: „Behandeln Sie Ihr Pferd als Individuum – und fühlen Sie sich nicht durch das unter Druck gesetzt, was andere Leute machen. Der Zustand Ihres Pferdes kann sich deutlich von jenem der anderen unterscheiden – das Anlegen einer Decke kann daher mehr oder weniger ratsam sein. Man sollte also primär das Gewicht seines Pferdes und seinen Körperzustands-Wert als Hauptkriterium heranziehen – nicht, ob es einem selbst am Morgen kalt ist oder nicht. Der Körperzustands-Wert ist ein guter Maßstab für den Zustand ihres Pferdes."
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