Eine fast aussichtslos scheinende Krankengeschichte kam doch noch zu einem glücklichen Ende, wie der Österreichische Tierschutzverein berichtet: Friesenwallach Jelte hatte ein gravierendes Hufproblem und war ein Kandidat für den Schlachthof. Ein Hufschmied mit Herz und monatelange Spezialbeschläge waren schließlich Jeltes Rettung.
Der prächtige Friese kam vor mehr als einem Jahr in die Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins im Tiroler Reutte, da ihn seine Besitzer aufgeben mussten – die Behandlung seiner Hufrehe war zu kostenintensiv für sie geworden. Das Hauptproblem aber war, dass Jelte nach einem Nageltritt völlig falsch behandelt worden war, wodurch sich seine Hufe zersetzten und regelrecht auflösten.
„Jelte erlitt einen Nageltritt, außerdem hat sich zusätzlich eine Hufrehe entwickelt. Beides wurde nicht optimal behandelt und trug schlimme Folgen mit sich. Deswegen hätte Jelte eingeschläfert werden sollen“, erzählt Ingrid Schätzle, die Hofleiterin der Pferdeklappe.
Ob der schöne Friese bei einem Ausritt auf einen Nagel getreten ist oder ob ein Hufschmied beim Beschlagen einen Nagel falsch gesetzt hat, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Beide Szenarien wären grundsätzlich nicht so schlimm gewesen, wenn das Pferd danach richtig behandelt worden wäre. „Ist es aber nicht“, so Stefan Seelos, der als Hufschmied mit der schwierigen und herausfordernden Aufgabe betraut wurde, Jeltes Hufe zu retten.
Wie schwierig dies sein würde, darüber machte er sich keine Illusionen: „Ich arbeite nun seit über 30 Jahren als Hufschmied, aber so unsachgemäß behandelte Hufe habe ich in all den Jahren noch nie gesehen!“. Beim Beschlag dieses Pferdes, ist so ziemlich alles falsch gemacht worden, was man falsch machen kann.“
Das größte Problem war, dass bei der Anbringung der Hufeisen ein Kleber verwendet wurde, der das Hufbein von innen angegriffen und weggeätzt hat. Warum solch ein Kleber verwendet wurde ist nicht nachvollziehbar und lässt vermuten, dass derjenige, der diesen Beschlag gemacht hat, keine fundierte Ausbildung genossen hat.
Jeltes Huf musste über mehrere Monate hinweg komplett rekonstruiert werden – eine enorm aufwändige und auch kostenintensive Prozedur, bei der Hufschmied Stefan Seelos sein gesamtes Spezialwissen und seine Erfahrung einbringen musste. Der Wallach benötigte einen Spezialbeschlag, der regelmäßig erneuert werden musste. Teile des Hufs mussten praktisch künstlich aufgebaut werden, damit sowohl der Zersetzungsprozess als auch die Bildung von weiteren Eiterherden gestoppt werden konnten.
Doch der Aufwand hat sich – wie man heute feststellen darf – vollauf gelohnt: Dank des Spezialbeschlages und der tollen Arbeit von Hufschmiedes haben sich Jeltes Hufe super erholt und sind mittlerweile so gefestigt, dass bereits ein Normalbeschlag verwendet werden kann: Jelte hat’s endgültig geschafft – und wie der Österreichische Tierschutzverein nun stolz meldet, hat er auch den besten Platz für sein weiteres Leben gefunden: nämlich bei seinem Retter – Hufschmied Stefan Seelos.
„In einer ruhigen Minute habe ich Stefan gefragt, und er war sofort Feuer und Flamme“, erzählt die Leiterin der Pferdeklappe in Reutte, Ingrid Schätzle. Die Übergabe Jeltes erfolgte nach dem Ende der langwierigen Behandlungen, um Jeltes Hufrehe durch den Umzugsstress nicht wieder aufkommen zu lassen. Mittlerweile genießt die schwarze Schönheit sein Leben in den Tiroler Bergen – mit dem ihn behandelnden Hufschmied hat er das große Los gezogen, das er zweifellos auch verdient hat ...