Landwirtschaftskammer, Zucht und Ländliche haben in intensiven Verhandlungen erreicht, dass der pauschale Vorsteuerabzug für Einstellbetriebe von 27,– Euro pro Pferd und Monat um 4,– Euro erhöht wurde. Die neue Vorsteuerpauschale von nunmehr 31 Euro gilt ab dem 2. Quartal 2024 – und erspart der gesamten Branche Millionen.
Die Pferdewirtschaft ist ein wichtiger Wirtschafts-, Sozial- sowie Tourismus- und Freizeitfaktor in Österreich. Pferdehaltung, Pferdezucht und Reiterei haben für die heimische Landwirtschaft große Bedeutung und sind ein wichtiges Standbein für bäuerliche Familienbetriebe.
Um die Pferdeeinstellbetriebe zu entlasten, haben die Landwirtschaftskammer Niederösterreich, der Verband der NÖ Pferdezüchter sowie „Die Ländlichen Reiter und Fahrer in Niederösterreich“ vehement und beharrlich eine Aktualisierung der Vorsteuerpauschale gefordert. Auf Initiative der Landwirtschaftskammer Niederösterreich wurden Anfang des Jahres 2024 gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Österreich die Verhandlungen mit dem Bundesministerium für Finanzen aufgenommen und konnten nun erfolgreich abgeschlossen werden. Die erhöhte Vorsteuerpauschale von 31 Euro je eingestelltem Pferd und Monat gilt ab dem 2. Quartal 2024.
Umsätze aus der Einstellpferdehaltung unterliegen grundsätzlich dem Normalsteuersatz von 20 Prozent Umsatzsteuer. Für landwirtschaftliche als auch gewerbliche Pferdeeinstellbetriebe besteht gemäß Pferdepauschalierungsverordnung die Möglichkeit, die durchschnittliche Belastung an Vorsteuern pro eingestelltem Pferd und Monat für selbst hergestellte Futtermittel, Einstreu und dergleichen abzuziehen. Dieser pauschale Vorsteuerabzug lag seit dem 2. Quartal 2020 bei 27 Euro pro Einstellpferd und Monat. Die Teuerungswelle, welche seit dieser letzten Erhöhung die Betriebe vor große Herausforderungen stellt, machte eine entsprechende Anpassung der Vorsteuerpauschale auf Basis aktueller Kalkulationen dringend erforderlich. Dies zeigten auch die aktuellen Berechnungen der Landwirtschaftskammer Niederösterreich zur Vorsteuerbelastung deutlich.
„Die Pferdehaltung in Österreich ist ein wesentlicher Wirtschafts- und Sozialfaktor. Gerade in schwierigen Zeiten ist die Einstellpferdehaltung eine Chance für unsere heimischen bäuerlichen Familienbetriebe. Aber um diese Chance auch optimal nutzen zu können, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen“, ist Andrea Wagner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, überzeugt und sagt weiter: „Diese Anpassung der Vorsteuerpauschale noch knapp vor der Sommerpause konnte wohl nur durch die einzigartige Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Zucht und den Ländlichen Reitern und Fahrern in Niederösterreich erreicht werden. Auch die Landwirtschaftskammer Österreich war bei den Verhandlungen mit im Boot. Wenn wir beispielsweise davon ausgehen, dass für jedes in Österreich eingestellte Pferd die Möglichkeit des pauschalen Vorsteuerabzugs in Anspruch genommen wird, so bedeutet die Erhöhung der Vorsteuerpauschale um 4 Euro eine Entlastung der heimischen Pferdeeinstellbetriebe in der Höhe von jährlich über 3 Millionen Euro.“
Die Änderung der Pferdepauschalierungsverordnung wurde am 26. Juni 2024 im BGBl II Nr. 165/2024 kundgemacht und gilt rückwirkend ab 1. April 2024. Eine weitere Änderung ist neben der Erhöhung des pauschalen Vorsteuerabzugs auf 31 Euro pro Einstellpferd und Monat auch die Anhebung der Umsatzgrenze nach § 1a PferdePauschV von 400.000 Euro auf 600.000 Euro.
Der Obmann des Verbands NÖ Pferdezüchter, Johann Reisenthaler, sieht im nun erreichten Verhandlungserfolg gar einen ,Meilenstein': „Wir wollen für unsere heimischen Pferdebetriebe Rahmenbedingungen schaffen, sodass zweifelsohne vorhandene Einkommenschancen genutzt werden können und Betriebe mit (Einstell-)Pferdehaltung ein Auskommen finden. Dazu haben wir uns in unserem „Konzept Pferdewirtschaft in NÖ“, einem Maßnahmenkatalog von Zucht, Ländlichen und Landwirtschaft in NÖ zur Weiterentwicklung der heimischen Pferdewirtschaft, bekannt. Die Valorisierung der Vorsteuerpauschale war eine von vielen Maßnahme zur Stärkung der Betriebe – diese gilt für landwirtschaftliche und gewerbliche Einstellbetriebe gleichermaßen. Es gibt noch viele Hausaufgaben zu machen, denken wir beispielsweise nur an die Gewerbeordnung und die Grenze von 25 Einstellpferden. Aber mit der Änderung der Pferdepauschalierungsverordnung konnten wir einen Meilenstein setzen. So etwas erreicht man nur, wenn die richtigen Organisationen zusammenarbeiten und Synergien genutzt werden.“
Die Erhöhung des Vorsteuerabzugs um 4,– Euro pro Einstellpferd mag auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen – doch für einen Einstellbetrieb mit 20 Pferden ergibt sich dadurch eine um fast 1.000,– Euro (exakt 960,–) verminderte Steuerlast pro Jahr, eine wichtige und dringend benötigte Entlastung in Zeiten stetig steigender Kosten. Für die gesamte Pferdewirtschaft sind die Zahlen noch eindrucksvoller: Bei grob geschätzt ca. 70.000 Einstellpferden käme man auf eine Mehrwertsteuer-Ersparnis von fast 3 Millionen Euro pro Jahr – wann hat es das in der Pferdewirtschaft zuletzt gegeben?