Der OEPS hat den Nennschluss für die gerade laufenden Europameisterschaften der Fahrsport-Jugend in Schweden verpasst – die dafür vorgesehenen österreichischen Jugendlichen mussten zuhause bleiben. Doch von Einsicht und Selbstkritik ist beim OEPS keine Spur – ein Kommentar von Leo Pingitzer.
Dem Österreichischen Pferdesportverband (OEPS) ist – wie ein Bericht des Fahrsport-Portals Hippoevent.at offenbart – eine dumme Sache passiert: Für die gerade stattfindenden Europameisterschaften der Fahrsport-Jugend (FEI Driving European Championship for Youth 2024) von 22. bis 28. Juli im schwedischen Flyinge wurde der Nennschluss verpasst, mit dem traurigen Ergebnis, dass die dafür vorgesehenen Kinder und Jugendlichen nicht teilnehmen konnten und für sie damit der Höhepunkt der gesamten Saison ins Wasser fiel.
Nicht nur die heimische Fahrsport-Szene fragt sich seither: Wie konnte das passieren? Und trotz penibler Recherchen von Hippoevent.at kann niemand diese an sich recht einfache Frage beantworten:
– Der Hauptreferent Fahren fühlt sich nicht zuständig, hatte aber eine Aussprache mit den Athleten und sieht jetzt positiv in die Zukunft. Das freut uns für den Fahrsport-Referenten.
– Der Referent für Junge Fahrer hat nach eigener Auskunft auch alles richtig gemacht und die Daten zeitgerecht an den OEPS übermittelt, am Tag des nominativen Nennschlusses aber den einzig zuständigen Mitarbeiter (der auf Urlaub war) nicht erreicht. Die Verantwortung für das Desaster weist er von sich.
– Das tut erst recht die Medienabteilung des OEPS – sie sieht die Schuld keineswegs im eigenen Bereich, denn die für die Nennung notwendigen Informationen seien nicht fristgerecht beim OEPS eingetroffen. Man sehe daher auch keine Notwendigkeit, sich bei den jungen FahrsportlerInnen oder bei sonstwem zu entschuldigen, das wäre ja noch schöner! (Wer’s jetzt nicht glaubt – alles im Detail nachzulesen in dem verdienstvollen und mutigen Bericht von Hippoevent.at).
Auch wir können hier selbstverständlich nicht darüber Auskunft geben, was da genau bei wem und wann im OEPS schiefgelaufen ist (schließlich spricht man ja schon seit vielen Jahren nicht mit uns), wer was getan oder verabsäumt hat und wie es zu dieser Peinlichkeit (die sogar international Aufsehen erregte) kommen konnte.
Aber das ist unserer Meinung nach auch gar nicht der entscheidende Punkt, denn Fehler können schließlich uns allen und überall passieren – davor ist niemand gefeit.
Wichtig ist vielmehr: Wie geht man mit Fehlern um, wenn sie passiert sind – und da lautet die übliche dreistufige Vorgangsweise ungefähr so: 1. Ursache bzw. Fehlerquelle erforschen (und beseitigen), 2. Fehler (öffentlich) eingestehen und 3. den Betroffenen adäquate Wiedergutmachung anbieten. Das Ganze nennt man Fehlerkultur und ist ein ganz zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur insgesamt. Man könnte sogar sagen: Es ist gleichsam die Essenz der Unternehmenskultur, und wer keine Fehlerkultur hat, der hat in Wahrheit gar keine Kultur.
Der OEPS scheint von diesem Normal-Prozedere leider nicht viel zu halten – denn soweit überblickbar konnte er sich nicht dazu entschließen, auch nur einen einzigen der drei Punkte einzulösen.
Vielmehr lässt der böse Fauxpas – und der anschließende Umgang damit – auf zwei bedenkliche Befunde schließen, nämlich, dass 1. der OEPS als Verband offenkundig nicht gut funktioniert (für die Einhaltung des Nennschlusses fühlte sich niemand verantwortlich) – und dass er 2. von einem normalen und offenen Umgang mit Fehlern und Kritik noch immer weit entfernt ist (was leider weder neu noch überraschend ist).
Wäre dem OEPS ein Stein aus der Krone gefallen, wenn er den Fehler öffentlich eingestanden und den betroffenen Jugendlichen eine – großzügig bemessene – Wiedergutmachung in welcher Form auch immer angeboten hätte? Natürlich nicht – es wäre ein Zeichen der Einsicht, Großherzigkeit und Professionalität gewesen. Sein Schweigen demonstriert das Gegenteil – und es ist zu befürchten, dass der OEPS damit sein wahres Gesicht zeigt,
meint
Ihr
Leopold Pingitzer