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Warnung vor Atypischer Weidemyopathie: Vergiftungsgefahr derzeit besonders groß
27.09.2018 / News

Heftige Winde und karge Weiden – diese verhängnisvolle Kombination hat schon in der Vergangenheit vielen Pferden das Leben gekostet ...
Heftige Winde und karge Weiden – diese verhängnisvolle Kombination hat schon in der Vergangenheit vielen Pferden das Leben gekostet ... / Symbolfoto: Irene Gams

Nach den stürmischen Winden der letzten Woche, die über weite Teile Europas hinwegfegten, sind besonders viele Ahornsamen auf den Boden gelangt – Pferdebesitzer sollten die Koppeln daher gewissenhaft kontrollieren und nötigenfalls für zusätzliches Futter sorgen, raten Tierärzte.

 

Es ist eine gefährliche Kombination: Die heftigen, teils orkanartigen Stürme der letzten Woche haben in vielen Ländern zu einer deutlichen Mehrbelastung mit Ahornsamen geführt, die von den Bäumen gerissen und großflächig auf Wiesen und Weiden verteilt wurden. Gleichzeitig sind – aufgrund der monatelangen Trockenheit in vielen Regionen – viele Grasflächen in schlechtem Zustand und bieten für Weidetiere oft nur eine karge Futtergrundlage, was andere Nahrungsquellen für sie umso attraktiver macht. Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden Umstände macht die kommenden Tage und Wochen besonders gefährlich – Tierärzte sprechen offen von einer „Risikozeit“, in der auch Pferdebesitzer besonders vorsichtig sein sollten. Nehmen Pferde in solchen Zeiten besonders viele Samen des Bergahorns auf, ist die Gefahr einer Vergiftung durch den Wirkstoff Hypoglycin A und eine Erkrankung an der gefürchteten Atypischen Weidemyopathie besonders groß.

Exakt diese verhängnisvolle Kombination – heftige Winde und karge Weiden – hat in der Vergangenheit vielen Pferden das Leben gekostet: Im Herbst 2014 hatten starke Winde in Großbritannien zu einer erhöhten Belastung der Pferdeweiden mit Ahornsamen geführt – wie Daten des jährlichen Pferde-Gesundheits-Berichts (National Equine Health Survey) gezeigt hatten, gab es im Jahr 2014 vier Mal soviele Vergiftungs-Fälle wie in anderen Jahren.

Nicht zuletzt aufgrund dieser schlimmen Erfahrung setzen britische Tierärzte und Pferdeorganisationen seither auf rechtzeitige Warnungen und Aufklärung – so auch diesmal. Einen Appell zur Vorsicht publizierte etwa das renommierte ,Rainbow Equine Hospital’ – das Pferdebesitzern dringend riet, die Weideflächen gewissenhaft nach den gefährlichen Samen des Bergahorns (Acer pseudoplatanus) abzusuchen, um die Belastung und die mögliche Gefahr abschätzen zu können: Auch wenn die Samen für die Pferde nicht unmittelbar schmackhaft sind, können Pferde, die auf solchen Weiden grasen, eine beträchtliche Anzahl von ihnen aufnehmen. Pferdebesitzer sollten daher alles tun, um das Risiko einer Vergiftung zu minimieren – und Pferde am besten nicht auf Weiden grasen lassen, auf denen sich Bergahorne befinden. Beachten sollte man zudem, dass auch Koppeln ohne Ahornbäume Samen aufweisen können, die vom Wind oder auch von Überflutungen auf die Weideflächen getragen wurden – eine Kontrolle der Weiden ist also auch in diesen Fällen unbedingt anzuraten.

Im Detail empfehlen die Tierärzte folgende Vorsichtsmaßnahmen:

– Absperren von Arealen rund um Bergahorn-Bäume bzw. von Gebieten, wo man deren Samen entdeckt hat;

– Zufüttern von Heu bzw. Mischfutter (in Raufen – nicht auf dem Boden!), um die Wahrscheinlichkeit zu senken, dass Pferde die Samen unabsichtlich oder auch gezielt aufnehmen;

– regelmäßiges Überprüfen der Weideflächen nach Samen;

– sicherstellen, dass alle Pferde ausreichend Futter erhalten – nötigenfalls den Koppelgang reduzieren, um ein Überweiden zu vermeiden.

Wie die Untersuchungen einer deutschen Forschergruppe gezeigt hat, sind die Samen des Bergahorns unterschiedlich stark mit dem Toxin Hypoglycin A (HGA) belastet – die höchste gemessene Konzentration pro Samen lag bei 820,8 Mikrogramm (= 1 Millionstel Gramm). Die riesigen Unterschiede in der HGA-Konzentration waren auch bei Samen feststellbar, die von einem einzigen Baum stammten – und ist zweifellos einer der größten Risikofaktoren im Zusammenhang mit Atypischer Weidemyopathie. In der Untersuchung von Stephanie Valberg der Universität von Minnesota wurde ein Wert von 26,5 mg HGA für ein 500 kg schweres Pferd bereits als gefährlich eingestuft – somit würden bereits 32 Samen der höchsten Konzentration ausreichen, um ein Pferd zu vergiften. Und speziell im Herbst, wenn die ersten Samen zu Boden fallen, ist der Prozentsatz an stark belasteten Samen besonders hoch – es für Pferde dann ein Leichtes, in kurzer Zeit eine womöglich tödliche Menge aufzunehmen.

Anzeichen von Vergiftungserscheinungen sind eine allgemeine muskuläre Schwäche und Steifheit, die Pferde zeigen kolikähnliche Symptome und einen Unwillen, sich zu bewegen, legen sich ungewöhnlich oft und lange hin und erscheinen insgesamt schwach und teilnahmslos. Typisch ist auch der dunkel gefärbte Urin. Sollte man derartige Symptome bei seinen Pferden beobachten, ist umgehend der Tierarzt zu rufen.

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