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Tierärzte-Warnung: Vergiftungsgefahr auf Pferdeweiden jetzt besonders groß
27.10.2022 / News

Das extreme Wetter im Sommer hat vermutlich zur Produktion größerer Mengen von Ahornsamen und Eicheln als normal beigetragen, so BEVA-Präsident David Rendle – und starke Winde in den nächsten Wochen werden das Risiko weiter erhöhen.
Das extreme Wetter im Sommer hat vermutlich zur Produktion größerer Mengen von Ahornsamen und Eicheln als normal beigetragen, so BEVA-Präsident David Rendle – und starke Winde in den nächsten Wochen werden das Risiko weiter erhöhen. / Symbolfoto: Archiv/Irene Gams

Die Vereinigung britischer Pferdetierärzte (BEVA) warnt vor der Vergiftungs-Gefahr, die von Bergahorn-Samen, aber auch von Eicheln ausgeht und die aktuell besonders groß ist. In den letzten Wochen habe es eine „Flut“ neuer Erkrankungsfälle gegeben, so die Experten.

 

Die Vereinigung britischer Pferdetierärzte BEVA appelliert in einer Aussendung eindringlich an Pferdehalter und -besitzer, ihre Vierbeiner vor den saisonalen Risiken des Weidens in der Nähe von Eichen und Ahornbäumen zu schützen, nachdem zuletzt eine „Flut von Krankheitsfällen“ nach der Aufnahme giftiger Bergahorn-Samen aufgetreten ist, die tierärztlich behandelt werden mussten. Die Einnahme von Ahornsamen oder Eicheln kann bei Pferden zu Vergiftungen und in besonders schlimmen Fällen sogar zum Tod führen. Britische Tierärzte berichten von eine deutlich erhöhten Anzahl von Vergiftungen infolge von Eichelverzehr.

„Das extreme Wetter im Sommer hat vermutlich zur Produktion größerer Mengen von Ahornsamen und Eicheln als normal beigetragen“, so BEVA-Präsident David Rendle. „Starke Winde in den nächsten Wochen werden das Risiko weiter erhöhen. Idealerweise sollten Pferde nicht in der Nähe von Eichen und Bergahorn-Bäumen grasen – wenn jedoch keine andere Weide zur Verfügung steht, sollte jedenfalls zusätzliches Futter angeboten werden, um jegliche Versuchung der Pferde auf die giftigen Snacks zu unterbinden. Wenn Pferde auf solchen Risiko-Weiden stehen und Anzeichen einer Erkrankung zeigen, sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.“

Die Samen des Gemeinen Bergahorns (Acer pseudoplatanus) produzieren ein Toxin namens Hypoglycin A, das in Sämlingen in hohen Konzentrationen vorhanden sein kann, so die BEVA weiter. Wenn Pferde diese fressen, entweder aus Versehen oder weil ihnen andere Futtermöglichkeiten fehlen, entwickeln einige schwere und oft tödliche Muskelschäden, die als atypische Myopathie bezeichnet werden.

Pferde mit atypischer Myopathie können sich mit unterschiedlichen Anzeichen von Muskelkater, Steifheit, Schwäche, Atembeschwerden, Dumpfheit, Lethargie, Muskelzittern, Koliksymptomen und dem charakteristisch braun oder dunkelrot gefärbtem Urin zeigen. Verdachtsfälle sollten umgehend tierärztlich behandelt werden. Etwa drei Viertel der betroffenen Pferde sterben oft trotz umfassender tierärztlicher Behandlung, aber diejenigen, die die Anfangsphase überleben, erholen sich normalerweise vollständig.

Vergiftungen durch Eichel-Verzehr treten seltener auf und sind weniger gut verstanden als die Hypoglyzin-Toxizität, so die BEVA-Experten. Die offensichtliche Zunahme der Fälle in letzter Zeit könnte eine unglückliche Kombination aus extrem trockenem Sommerwetter und normalen Schwankungen in der Eichelproduktion sein. Wie alle Obst- und Nussbäume können Eichen von Jahr zu Jahr unterschiedliche Mengen an Eicheln produzieren, wobei sogenannte „Mastjahre“ eine ungewöhnlich hohe Produktion aufweisen.

Wenn eine Gruppe von Pferden Eicheln derselben Eiche frisst, erkranken nur ein oder zwei Pferde. Dies kann lt. BEVA daran liegen, dass einzelne Pferde besonders anfällig sind oder dass einige Bäume oder sogar bestimmte Eicheln besonders giftig sind. Der Schutz vor Eichelntoxizität bei anderen Arten wie Schweinen beruht auf der Produktion von Tannin-bindenden Speichelproteinen. Diese Proteine werden normalerweise nicht von Pferden produziert, aber es ist nicht auszuschließen, dass einige Pferde sie haben und auf diese Weise geschützt sind.

Die toxischen Wirkungen bei der Aufnahme von Eicheln können schwerwiegend sein und lt. BEVA eine sofortige tierärztliche Behandlung erforderlich machen. Klinische Anzeichen sind mittelschwere bis schwere Koliken oder Kolitis, Lethargie, Dehydration und dunkler Urin – Symptome, die eine Folge von Nierenversagen sein können. Die Anzeichen können sich extrem schnell entwickeln und der Tod kann innerhalb weiterer 12-24 Stunden eintreten.

Pferdebesitzern empfieht die BEVA, praktische Maßnahmen zur Vorbeugung der Krankheiten zu ergreifen, indem sie den Zugang zu Ahornsamen und Eicheln einschränken:

– Identifizieren Sie Bäume sowohl auf und in unmittelbarer Nähe von Pferdeweiden als auch in der weiteren Umgebung, da Bergahorn-Samen durch Winde weitergetragen werden können. Die charakteristische Ahornblattform ist leicht zu erkennen, und die meisten Menschen werden mit der Eiche vertraut sein, im Zweifelsfall soll man sich fachliche Unterstützung holen, auch ein Labortest auf die Toxine wird mittlerweile angeboten.

– Sammeln Sie Samen und Eicheln ab oder halten Sie Pferde von den unmittelbar belasteten Arealen fern, etwa durch die Absperrung mit Elektrozäunen oder durch längeren Aufenthalt im Stall.

– Füttern Sie zusätzliches Heu, um zu verhindern, dass Pferde übermäßig nach kurzen Grashalmen suchen und versehentlich Samen aufnehmen. Achten Sie aber darauf, dass Heu nicht durch Samen verunreinigt wird.

– Bäume nicht unbedacht fällen, wenn sie mit Samen beladen sind, da dies zu einer plötzlichen und massiven Kontamination der Weide führen kann. Berücksichtigen Sie lokale Vorschriften, Baumschutzverordnungen und den Baumbesitz, wenn das Fällen die einzige Option ist.

– Beobachten Sie Pferde sehr aufmerksam, auch nachdem sie von der betroffenen Weide geholt wurden, da die Krankheit bis zu vier Tage nach der Exposition auftreten kann.

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