Bedampftes Heu kann zu Proteinmangel bei Pferden führen 27.12.2022 / News
Bedampftes Heu ist hygienischer, aber auch ärmer an Nährstoffen – das fanden WissenschaftlerInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg heraus. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Mit heißem Wasserdampf behandeltes Heu ist für Pferde zwar hygienischer und sicherer, liefert ihnen aber auch deutlich weniger Proteine, was zu Beeinträchtigungen bei Wachstum und Muskelaufbau führen kann, wie ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) herausfand. Dennoch muss man auf das Bedampfen deshalb keineswegs verzichten …
Es ist zweifellos eine der spannendsten Studien, die 2022 zum Thema Pferdeernährung durchgeführt wurden: Während sich frühere Untersuchungen vor allem auf die Auswirkungen des Bedampfens auf den hygienischen Status und die Reduktion von potenziellen Krankheitserregern (Allergenen, Pilzsporen, Bakterien etc.) konzentrierten, nahmen WissenschaftlerInnen der der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ein anderes Thema in den Fokus – nämlich die Frage, wie sich das Bedampfen auf den Nährstoffgehalt des behandelten Heus auswirkt.
Pferdeheu wird mit Dampf vor allem deshalb behandelt, um schädliche Mikroorganismen abzutöten sowie Pilzsporen und Staub an das Heu zu binden, die sonst eingeatmet werden könnten. Bei dem Vorgang wird Heu mit heißem Wasserdampf auf bis zu 100 Grad Celsius erhitzt, was für eine bessere Hygiene sorgt und das bedampfte Heu vor allem für Pferde mit Atemwegserkrankungen verträglicher macht: „Viele Pferde leiden unter Lungenproblemen wie Asthma. Durch die Bedampfung ist das Heu quasi frei von lebenden Mikroorganismen und Partikeln, die beim Fressen eingeatmet werden und in der Lunge Schaden anrichten können. Damit ist es theoretisch ein sehr gutes Futter", so Prof. Dr. Annette Zeyner vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU.
Allerdings fand ihr Team heraus, dass die Behandlung im Bedampfungsgerät auch Nachteile hat: Durch den Wasserdampf werden die Proteine im Heu beschädigt. „Ein Großteil der Proteine und darin enthaltenen, wichtigen Aminosäuren kann dann nicht mehr im Dünndarm verdaut werden, geht dem Pferd also durch die Behandlung verloren. Einzelne dieser Proteinbestandteile sind für Pferde aber essenziell und sie können auch nicht über den Dickdarm aufgenommen werden", so Zeyner weiter.
Um das zu zeigen, untersuchten die Forschenden verschiedene Heuproben. Im bedampften Pferdefutter fanden sie vermehrt Produkte, die bei der sogenannten Maillard-Reaktion entstehen und auf eine Schädigung der im Heu befindlichen Proteine hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Reaktion, die auch während des Kochens, Backens oder Bratens von Lebensmitteln abläuft und für die Bräunung oder die Entfaltung von Aromastoffen verantwortlich ist. „Proteine bestehen aus Aminosäuren. Durch die Bedampfung werden diese geschädigt und bilden neue Komplexe mit Zuckern im Heu", so die Erst-Autorin der Studie Caroline Pisch von der MLU. Das mache sie für Pferde nur schwer verdaulich. Durch die Behandlung reduzierte sich den Analysen der Forschenden zufolge der Anteil an für den Dünndarm verfügbarem Protein um fast die Hälfte.
So kann es laut Prof. Zeyner zu einer Unterversorgung mit Proteinen kommen, die zum Beispiel für heranwachsende Pferde oder säugende Stuten problematisch ist: Junge Pferde benötigen Proteine für ihr Wachstum, Stuten für die Milchproduktion. Erschwerend komme hinzu, dass ein Proteinmangel sehr unspezifische Symptome bei den betroffenen Tieren hervorruft: Dazu gehören etwa ein gestörter Muskelaufbau und ein stumpfes oder struppiges Haarkleid mit sogenannten Hungerhaaren - vereinzelte, lange Haare im Pferdefell.
Um diesem Risiko entgegenzuwirken, könnten Pferdehalterinnen und -halter die Nahrung der Tiere zum Beispiel mit proteinreichem Futter wie Bierhefe und Sojaschrot oder aber hochwertigen proteinreichen Ergänzungsmitteln für Pferde anreichern, so Prof. Zeyner. So müssten insbesondere Pferde mit Atemwegsproblemen nicht auf das für sie verträglichere bedampfte Heu verzichten – für sie bleibt es in vielen Fällen sogar die einzige praktikable Option, um an hygienisch einwandfreies Raufutter zu gelangen, wie die ForscherInnen in ihrem Resümee betonen: „Dennoch reduziert das Bedampfen erfolgreich lebensfähige Mikroorganismen und bindet Staubpartikel. Daher ist bedampftes Heu immer noch ein richtiges und manchmal das einzig mögliche Raufutter für Pferde, die an Atemwegserkrankungen wie Pferdeasthma leiden. Grundsätzlich sollten Pferdefutter-Rationen auf der Basis von gedämpftem Heu entsprechend ausgewogen sein."
Die Studie „ Effect of Hay Steaming on the Estimated Precaecal Digestibility of Crude Protein and Selected Amino Acids in Horses" von Caroline Pisch, Monika Wensch-Dorendorf, Uwe Schwarzenbolz, Thomas Henle, Jörg Michael Greef und Annette Zeyner ist am 10. Nov. 2022 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
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Pferdefütterung: Bedampfen von Heu schont nützliche Mikroorganismen 26.05.2021 / News
Verstaubtes Heu stellt für Pferde mit Atemwegserkrankungen eine erhebliche Gefahr dar und sollte unbedingt vorbehandelt werden – das Bedampfen bietet dabei die größten Vorteile, so britische Wissenschaftler. / Symbolfoto: Archiv
Im Vergleich zum Einweichen werden beim Bedampfen von Heu nützliche Mikroorganismen geschont, zudem sind die Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt deutlich geringer, so eine aktuelle britische Studie.
Bedampftes Heu könnte bei Pferden hilfreich sein, die ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen oder Zahnerkrankungen aufweisen, so eine aktuelle britische Studie: Durch das Bedampfen bleibt der Nährstoffgehalt des Heus weitgehend erhalten – es wird jedoch von unerwünschten, potenziell krankheitserregenden Bakterien befreit, während die „guten“ Bakterienarten verschont bleiben und einen wertvollen Beitrag zu dem leisten, das Wissenschaftler heutzutage als „Heubiom“ bezeichnen.
Wie der Darm eines Pferdes hat auch das Futter ein Mikrobiom voller mikroskopischer Lebensbedingungen, die eine Vielzahl von Arten repräsentieren – und wie beim Darm-Mikrobiom ist es wichtig sicherzustellen, dass dieses „Heubiom“ eine gesunde Artenvielfalt beherbergt und im Vergleich zu krankheitsverursachenden Bakterien auch eine Fülle nützlicher Bakterien enthält.
Pferdebesitzer können dazu beitragen, eine positive Heubiombilanz zu erreichen, indem sie ihr Heu bei Wassertemperaturen dämpfen, die kurz vor dem Kochen stehen, so Dr. Simon Daniels, Dozent für Pferdemanagement and -wissenschaft an der Royal Agricultural University in Cirencester (Großbritannien) gegenüber dem Portal TheHorse.com.. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Bedampfen der effektivste Weg ist, um sowohl Aeroallergene als auch Bakterien aus Heu zu reduzieren."
Im Vergleich zum Einweichen oder Trocknen von Heu bewahrt das Bedampfen die vorteilhafte Mischung von Mikroorganismen, die in frischem Heu von guter Qualität enthalten sind, und zielt auf Bakterien ab, die Zahn- oder Atemwegserkrankungen verursachen können, so Dr. Daniels: „Das Bedampfen von trockenem Heu bei hohen Temperaturen verändert die Bakterienvielfalt nicht, sodass es eher den traditionell aufgenommenen Trockenfutterpferden ähnelt, und es verändert auch nicht den Nährstoffgehalt. Es reduziert jedoch potenzielle Krankheitserreger (also krankheitsverursachende Organismen) und ist damit die vorteilhafteste Vorbehandlung von Heu für Pferde.“
In ihrer Studie führten Dr. Daniels und seine Kollegen eine genetische Sequenzierung an Proben von vier Arten von Wiesen- und Weidelgrasheu durch, nachdem diese entweder 12 Stunden in Wasser bei 16 Grad Celsius eingeweicht bzw. eine Stunde in einem handelsüblichen Bedampfer behandelt worden waren. Dabei wurde das Heu 10 Minuten lang auf mindestens 95 Grad Celsius erhitzt. Sie sequenzierten Proben desselben Heus, die für denselben Zeitraum unbehandelt gelassen wurden und verglichen die Ergebnisse.
Sie fanden heraus, dass das trockene Heu eine Fülle von „guten“ Bakterien wie Verrucomicrobia, Fibrobacters, Actinobacteria und Firmicutes enthält, die bei der Verdauung von Pflanzenmaterial hilfreich sind, Diese guten Bakterien waren sowohl nach dem Dämpfen als auch nach dem Einweichen noch im Heu vorhanden, doch die Diversität war im eingeweichten Heu geringer.
Trockenes Heu enthielt zudem auch Populationen von Bakterien, die Atemwegserkrankungen verursachen, wie Pseudomonas spp. und Stenotrophomonas spp. – und Bakterien, die Zahnkrankheiten verursachen, wie Prevotella nigrescens, Prevotella melaninogenica spp. und Porphyromonas spp. Diese Bakterien überlebten das Einweichen und blieben auf dem eingeweichten Heu präsent. Sie wurden jedoch beim Bedampfen abgetötet, wodurch das bedampfte Heu frei von diesen krankheitsverursachenden Erregern wurde.
Die Wissenschaftler entdeckten im trockenen Heu sogar ein Toxin, nämlich Cyanobakterien (Blaualgen). Sowohl das Einweichen als auch das Dämpfen reduzierten das Vorhandensein dieser Cyanobakterien signifikant. In eingeweichtem Zustand wird die Mischung verschiedener Mikroorganismen jedoch einfach ins Wasser übertragen, wodurch das Abwasser zu einer toxischen Gefahr wird. Das Bedampfen vernichtete jedoch den Erreger effektiv.
Das Einweichen reduzierte zudem den Nährstoffgehalt des Heus, wie die Forscher anmerkten. Dies kann für bestimmte Zielgruppen durchaus sinnvoll und erwünscht sein – etwa für jene Besitzer, die bei ihren übergewichtigen oder insulin-dysregulierten Pferden die Menge an wasserlöslichen Kohlenhydraten reduzieren möchten. Andere Pferdebesitzer sollten jedoch bedenken, dass das Einweichen für andere Zwecke – etwa zur Reduzierung des Allergengehalts – auch den Nährwert des Heus beeinträchtigt: „Wenn versucht wird, die atembaren Partikel im Heu für Pferde mit Asthma zu reduzieren, bieten sowohl das Einweichen als auch das Dämpfen eine Möglichkeit, diese Aeroallergene zu reduzieren", so Dr. Daniels. „Das Problem beim Einweichen von Heu ist, dass Sie Nährstoffe verlieren können und das Wasser, das Sie übrig haben, eine biologische Gefahr darstellt, die Sie entsorgen müssen."
Im Idealfall sollten Pferdebesitzer – insbesondere solche mit Pferden, die anfällig für Atemwegserkrankungen oder Zahnkrankheiten sind – wissen, was sich im Heu ihrer Tiere befindet. Die Empfehlung der Wissenschaftler lautet daher, das Ernährungsprofil von Heu testen zu lassen und dabei auch das Hygieneprofil zu überprüfen. Dr. Daniels dazu: „Es ist ganz logisch, dass das Bakterienprofil eines Heus von vielen Faktoren beeinflusst wird, wie z. B. der Umwelt, dem Boden, den Wetterbedingungen sowie der Art und Weise, wie das Heu eingebracht wurde.“
Ein wichtiger Aspekt, der unbedingt beachtet werden sollte, ist die Anzahl der Grasarten, da frühere Studien gezeigt haben, dass Monokulturgräser weniger Bakterien enthalten, während gemischte Wiesengräser vielfältigere Bakterien beherbergen, da jeweils verschiedene Bakterien-Spezies auf verschiedenen Grasarten leben. Es sei wichtig, sich stets vor Augen zu halten, dass viele dieser Bakterien den Pferden keinen Schaden zufügen, ja, dass einige sogar vorteilhaft für sie sind und es daher ganz normal ist, wenn sie mit dem Heu aufgenommen werden: Obwohl viele Pferde ein gutes, staubarmes Heu erhalten, ist es für Pferde mit Atemwegserkrankungen von besonderer Wichtigkeit, einen geeigneten Weg zu finden, um Aeroallergene im Heu (z. B. durch Bedampfen) und in der Umwelt im Allgemeinen zu reduzieren, dem Pferd aber trotzdem eine ausreichende Vielfalt nützlicher Bakterien zuzuführen. „Denn viele dieser Bakterien-Arten auf dem Heu schaden dem Pferd nicht und sind Teil seiner normalen Darmflora“ , so das Resümee der Wissenschaftler.
Die Studie „The haybiome: Characterising the viable bacterial community profile of four different hays for horses following different pre-feeding regimens" von Simon Daniels, Jacob Hepworth und Meriel Moore-Colyer ist am 17. Nov. 2020 in der Zeitschrift ,PLOS One' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
19.09.2021 - Studie zur Pferdefütterung: Eingeweichtes Heu sollte rasch verfüttert werden
Studie zur Pferdefütterung: Eingeweichtes Heu sollte rasch verfüttert werden 19.09.2021 / News
Wichtig zu wissen: Bedampftes Heu ist während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutrifft, so die Studie. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Pferde, die an Asthma leiden, können von der Fütterung von eingeweichtem Heu profitieren – doch es sollte aufgrund der raschen Zunahme von Bakterien und Schimmelpilzen bei der Lagerung möglichst rasch verfüttert werden, idealerweise in den ersten 24 Stunden nach dem Einweichen, so eine deutsche Studie.
Einweichen und Bedampfen sind zwei gängige Möglichkeiten der Heu-Aufbereitung und kommen häufig bei Pferden mit bestimmten gesundheitlichen Problemen (etwa Insulinresistenz oder nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen) zum Einsatz. Die Effekte hinsichtlich Nährstoffgehalt und hygienischer Qualität, die mit dem Einweichen bzw. Bedampfen von Heu erzielt werden, können jedoch sehr unterschiedlich sein, wie bereits mehrere Untersuchungen gezeigt haben. Beide Behandlungsmethoden können Staub reduzieren und die Lebensfähigkeit von Mikroorganismen verringern. Die Auswirkungen der anschließenden Lagerung dieses behandelten Heus und deren Auswirkungen auf die Kauaktivität der Pferde sind jedoch weitgehend unbekannt – und exakt mit dieser Frage haben sich nun WissenschaftlerInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg rund um Maren Glatter beschäftigt.
In ihrer Studie wurden sechs gesunde Warmblutstuten in einem Crossover-Studiendesign entweder mit trockenem, eingeweichtem oder bedampftem Heu gefüttert. Die Pferde wurden mit einem modifizierten Halfter ausgestattet, das mit einem Drucksensor und einem Datenlogger ausgestattet war, um die Kautätigkeit exakt überwachen und analysieren zu können. Das eingeweichte Heu wurde jeweils 15 Minuten in Wasser von 10–15 Grad Celsius getaucht. Das bedampfte Heu wurde eine Stunde lang Temperaturen von 100 Grad ausgesetzt.
Die Keimzahlen wurden durch Kultur vor und nach dem Einweichen oder Dämpfen und anschließender Lagerung bei 10 Grad und 25 Grad für 6, 12 und 24 Stunden bestimmt. Wie sich zeigte, reduzierten beide Behandlungsmethoden die Anzahl der typischen Bakterien: Im trockenen Heu wurden ebenfalls die üblichen Pilzarten nachgewiesen, jedoch innerhalb der empfohlenen Richtwerte. Das Einweichen verringert anfangs das Vorhandensein von Pilzarten, aber während der anschließenden Lagerung nahmen sie zu. In den Heuproben direkt aus dem Bedampfer wurden dagegen keine typischen Pilze nachgewiesen.
Die Pilze vermehrten sich in den folgenden 24 Stunden ausschließlich im eingeweichten Heu, insbesondere bei höherer Lagertemperatur. Das eingeweichte Heu wies ebenfalls hohe Hefezahlen auf, wenn auch noch innerhalb des empfohlenen Richtwertes. Diese Werte nahmen mit der Lagerzeit und mit steigender Lagertemperatur zu. Im bedampften Heu wurden keine verderblichen Pilze oder Hefen gefunden, es wurde nur ein einziger typischer Schimmelpilz nachgewiesen.
Insgesamt reduzierte das Bedampfen typische Schimmelpilze und Hefen effektiver als das Einweichen, doch die Lagerung von eingeweichtem Heu erhöhte den Gehalt an Mikroorganismen. Sowohl das bedampfte Heu als auch das eingeweichte Heu wurden langsamer gefressen als das herkömmliche trockene Heu. Das bedampfte Heu wurde am intensivsten gekaut, mit 3.537 Kauzyklen pro Kilogramm Trockenmasse, beim trockenen Heu waren es 2.622 Kauzyklen – und beim eingeweichten Heu 2.521 Kauzyklen.
„Das Bedampfen hat vor allem die hygienische Qualität des Heus verbessert“, so das Resümee des Forscherteams. Bedampftes Heu sei während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutraf – hier gab es eine signifikante Zunahme von Hefen und typischen Bakterien und Schimmelpilzen. „Die Fütterung von eingeweichtem Heu wird direkt nach der Behandlung empfohlen, um hygienische Probleme zu vermeiden.“ Keinesfalls sollte man es austrocknen lassen, so der dringliche Rat der WissenschaftlerInnen. Das Studienteam stellte zudem fest, dass die Aufnahme von eingeweichtem Heu durch eine besonders geringe Verzehrrate und hohe Kauintensität gekennzeichnet war. Dies kann sich zwar positiv auf die Zahn- und Magen-Darm-Gesundheit des Pferdes auswirken, ist aber möglicherweise durch eine verminderte Schmackhaftigkeit verursacht.
Das Einweichen führe auch zu einer stärkeren Reduktion der wasserlöslichen Nährstoffe als das Bedampfen, so das Forscherteam, was je nach Nährstoffart und Gesundheitszustand des jeweiligen Pferdes positiv oder negativ sein kann. Bei der Fütterung von eingeweichtem – und in geringerem Maße bei der Fütterung von bedampftem Heu – könnten Anpassungen an die Ernährung, etwa zum Ausgleich von Energie, Aminosäuren und Mineralien erforderlich sein, aber dies sei in der Praxis schwierig umzusetzen, sagten sie.
Zusammenfassend hielten die Autoren fest, dass hochwertiges Heu als Futtermittel für Pferde empfohlen wird und im Allgemeinen nicht behandelt werden muss. Wenn jedoch nur hygienisch minderwertiges Heu zur Verfügung steht oder das Pferd anfällig für Erkrankungen wie Asthma ist, kann ein Einweichen oder Bedampfen durchaus hilfreich sein. „Dies muss jedoch bei einer späteren Lagerung berücksichtigt werden. Das Einweichen von Heu reduziert die mikrobielle Zellzahl, aber eine lange Lagerdauer in Kombination mit warmen Temperaturen verstärkt die Vermehrung von Schimmelpilzen und Hefen im eingeweichten Heu. Bedampfen ist sehr effektiv hinsichtlich der Verbesserung der hygienischen Qualität – und bedampftes Heu ist während der Lagerung weniger anfällig für Verderb.“
Die Studie „Feed Intake Parameters of Horses Fed Soaked or Steamed Hay and Hygienic Quality of Hay Stored following Treatment" von Maren Glatter, Mandy Bochnia, Monika Wensch-Dorendorf, Jörg Michael Greef und Annette Zeyner ist am 18. Sep. 2021 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
07.07.2019 - Studie: Bedampfen von Heu ist für Sportpferde besser als Einweichen
Studie: Bedampfen von Heu ist für Sportpferde besser als Einweichen 07.07.2019 / News
Die Empfehlung der kanadischen Wissenschaftler geht eindeutig in Richtung bedampftes Heu ... / Symbolfoto: Archiv
In einer Untersuchung der Universität Guelph in Ontario/Kanada hat sich das Bedampfen von Heu für Sportpferde als besser herausgestellt als das Einweichen – insbesondere, weil wertvolle Nährstoffe so besser erhalten bleiben.
Einweichen und Bedampfen sind zwei gängige Möglichkeiten der Heu-Aufbereitung – vor allem für Pferde mit bestimmten gesundheitlichen Problemen (etwa Insulinresistenz oder nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen). Die Effekte hinsichtlich Nährstoffgehalt und hygienischer Qualität, die mit dem Einweichen bzw. Bedampfen von Heu erzielt werden, können jedoch sehr unterschiedlich sein, wie bereits mehrere Untersuchungen (siehe unseren ausführlichen Artikel dazu) gezeigt haben
In einer aktuellen Studie haben sich Wissenschaftler der Universität von Guelph in Ontario/Kanada dieser Frage erneut angenommen und einen Pilotversuch gestartet, um die Auswirkungen beider Behandlungsmethoden auf die Eigenschaften von Heu herauszufinden – und auch, wie insbesondere Leistungs- bzw. Sportpferde auf das behandelte Heu reagieren und welche Empfehlungen sich daraus ableiten lassen. Die Ergebnisse wurden vor kurzem auf der Website von Equine Guelph veröffentlicht.
Im Zentrum der Untersuchung standen drei wesentliche Fragestellungen: Der erste Teil befasste sich mit den Auswirkungen von Bedampfen bzw. Einweichen auf den Nährstoffgehalt des Heus. Viele Pferdebesitzer bedampfen oder weichen Heu ein, um den Gehalt an sogenannten nicht-strukturellen Kohlenhydraten (non-structural carbohydrates, NSC) zu reduzieren, zu denen auch die wasserlöslichen Kohlenhydrate (water soluble carbohydrates, WSCs) gehören, da eine hohe Aufnahme dieser Kohlenhydrate durch die Nahrung für manche Pferde schädlich sein kann. Diese Empfehlungen basieren jedoch auf Untersuchungen, die hauptsächlich im Vereinigten Königreich durchgeführt wurden. Da das Heu des Vereinigten Königreichs eine andere Zusammensetzung hat als das Heu in Kanada (insbesondere im Raum Ontario), wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob die in Großbritannien ermittelten Ergebnisse auch für Ontario-Heu zutreffen würden. Dazu analysierten die Forscher Heuproben vor und nach dem Bedampfen bzw. Einweichen hinsichtlich ihres Nährstoffgehalts. Studien-Autorin Tiana G. Owens bestätigte: „Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass das Bedampfen zwar ebenfalls einige Nährstoffe im Vergleich zu trockenem Heu beeinflusst, jedoch nicht in dem Maße, wie es das Einweichen tut. Daher ist Einweichen jene Behandlung, die von Tierärzten empfohlen wird, um den Gehalt an NSC bzw. WSC bei bestimmten Heusorten zu reduzieren, wenn damit Pferde mit Insulinresistenzproblemen gefüttert werden."
Der zweite Teil der Studie betraf die Auswirkungen von unterschiedlich behandeltem Heu auf die Blutzucker-Konzentration von Pferden. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eingeweichtes bzw. bedampftes Heu unterschiedliche Auswirkungen auf den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten (WSC) hat – und dass bestimmte Arten dieser Kohlehydrate wie z. B. einfache Zucker auch die Blutzucker-Konzentration eines Pferdes schnell beeinflussen können, weil diese besonders rasch vom Verdauungssystem aufgenommen werden. Die kanadischen Forscher wollten nun verifizieren, ob die Fütterung von unterschiedlich behandeltem Heu (also eingeweichtem bzw. bedampften) auch unterschiedliche Auswirkungen auf die Blutzuckerreaktion der Pferde haben würde. Um dies herauszufinden, taten sich die Forscher mit einem örtlichen Rennstall zusammen, fütterten Rennpferde entweder mit eingeweichtem, bedampften oder auch trockenem Heu und testeten anschließend ihr Blut über mehrere Stunden hinweg, um die Blutzuckerreaktion (auch bekannt als glykämische Reaktion) exakt zu analysieren.
Der dritte Teil der Studie widmete sich schließlich dem verhaltensbezogenen Aspekt der Heufütterung – und untersuchte, ob Pferde bedampftes, eingeweichtes oder trockenes Heu bevorzugen, wenn sie eine entsprechende Wahlmöglichkeit haben. Der einfache Grundgedanke dahinter: Wenn sich durch Einweichen oder Bedampfen der Nährstoffgehalt von Heu ändert, dann verändert sich möglicherweise auch sein Geschmack und vielleicht auch – aufgrund des unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalts – das „Mundgefühl" beim Fressen. Um diesbezügliche Präferenzen der Pferde herauszufinden, wurden ihnen in ihrer Box drei unterschiedlich behandelte Heuproben (bedampft, eingeweicht, trocken) zur freien Auswahl vorgelegt – und ihr Verhalten bei der Aufnahme exakt aufgezeichnet und dokumentiert (insbesondere, wieviel Zeit sie für die ,Prüfung' des Futters und für das Fressen aufwendeten).
Seit kurzem liegen die Ergebnisse dieser Untersuchung vor. Das Resümee von Autorin Tiana G. Owens: „Das Einweichen von Heu verringerte erwartungsgemäß den Gehalt an nicht strukturellen Kohlenhydraten in einem Timothy-Luzerne-Heu-Gemisch (1. Schnitt). Sportpferde haben einen sehr hohen Energie- und Nährstoffbedarf, und das Bedampfen von Heu war eine wirksame Methode, um diese Nährstoffe zu konservieren und die Nährstoffaufnahme zu maximieren. Diese Pferde zogen es auch vor, bedampftes oder trockenes Heu anstelle von eingeweichtem Heu zu fressen, was ebenfalls die Empfehlung unterstützt, dass Bedampfen eine überlegene Methode zur Behandlung von Heu für Leistungspferde ist. Diese Ergebnisse sollten – auch angesichts des Nährstoff-Verlusts durch das Einweichen von Heu – die Besitzer von Sportpferden dazu veranlassen, ihr Heu zu bedampfen, um seinen Wert als Futtermittel besser zu erhalten. “
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