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Auch bei mageren Pferden besteht ein hohes Risiko für Hufrehe
08.01.2024 / News

Auch bei normalgewichtigen Ponys sollte das Risiko von Stoffwechselstörungen und Hufrehe nicht unterschätzt werden, wie die aktuelle Untersuchung bestätigt.
Auch bei normalgewichtigen Ponys sollte das Risiko von Stoffwechselstörungen und Hufrehe nicht unterschätzt werden, wie die aktuelle Untersuchung bestätigt. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie besteht nicht nur bei fettleibigen, sondern auch bei normalgewichtigen Ponys ein hohes Risiko für Hufrehe. Fettleibigkeit ist – trotz ihrer erheblichen Gesundheitsrisiken – möglicherweise kein verlässlicher Indikator für Stoffwechsel-Probleme und das damit verbundene erhöhte Hufrehe-Risiko.


In der aktuellen Untersuchung unter der Leitung von Marine Barnabé wurden die Daten, die in drei früheren Studien mit Ponys einheimischer britischer Rassen gesammelt wurden, retrospektiv analysiert. Die Finanzierung der Studie erfolgte durch das Waltham Petcare Science Institute und den Royal Veterinary College Mellon Fund. Ein Open-Access-Bericht wurde nun im Equine Veterinary Journal veröffentlicht

Adiponektin, ein aus den Fettdepots stammendes Hormon, kann im Blut gemessen werden und soll die Insulinsensitivität verbessern. Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass niedrige Konzentrationen von Adiponektin im Blut ein erhöhtes Risiko für Hufrehe darstellen. Verringerte Konzentrationen des Hormons wurden im Zusammenhang mit Fettleibigkeit festgestellt, aber die vorliegende neue Studie hat gezeigt, dass verringerte Adiponektinspiegel auch recht häufig bei mageren Ponys einheimischer Rassen zu finden sind.

Das Gesamtadiponektin wurde zwischen 734 Ponys mit unterschiedlicher Body Condition Score (BCS)-Klassifizierung (Idealgewicht, Übergewicht und Fettleibigkeit), Rasse und Körperform mit und ohne Hufrehe in der Vorgeschichte verglichen. Alter, Rasse, Geschlecht, Gewicht, Größe und Gewichts-Größen-Verhältnisse wurden aufgezeichnet.

Der Körperzustand wurde auf Basis der BCS-Werte auf einer Skala von 1 bis 9 bewertet und die Tiere in insgesamt drei Untergruppen zugeteilt: Die Gruppe der ,idealgewichtigen’ Ponys (BCS-Werte zwischen 4 und 5,5) umfasste 149 Tiere, die der ,übergewichtigen’ Ponys (BCS-Werte zwischen 5,5 und 7)  195 Tiere und die Gruppe der ,fettleibigen’ Ponys (BCS-Werte über 7) insgesamt 381 Tiere. Tiere mit einem BCS-Wert von weniger als 4 (insgesamt 12) wurden von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Zur Bestimmung des Basalinsulins und der Gesamt-Adiponektin-Konzentration wurden von allen Tieren Blutproben entnommen.

Die Ergebnisse zeigten, dass das Gesamtadiponektin nur schwach positiv mit BCS, Größe, Gewicht und Gewicht-Größe-Verhältnis korrelierte. Es gab signifikante Unterschiede in der Adiponektinkonzentration bei Ponys mit unterschiedlicher BCS-Gruppenklassifizierung, Körperform und Rasse. Bei den übergewichtigen Ponys (54,6 %) waren die Gesamt-Adiponektin-Konzentrationen häufiger normal als bei den Idealgewichtsponys, und bei den Idealgewichtsponys (38,6 %) war die Adiponektinkonzentration höher als bei den übergewichtigen Ponys.

Das klare Resümee der AutorInnen: Die puren Körpermaße (morphometrischen Maße) wie der Körperzustandswert (BCS) spiegeln die Gesamt-Adiponektin-Konzentration nicht genau wider. Daher sollten bei allen Tieren mit prädisponierenden Faktoren das zirkulierende Gesamt-Adinopektin samt Basalinsulin bestimmt werden, unabhängig vom Übergewichts-Status des einzelnen Tieres, so die ForscherInnen zusammenfassend.

„Diese Studie hat uns zusammen mit unserer früheren Arbeit die wichtige Botschaft geliefert, dass Sie nicht davon ausgehen können, dass Ihr Pferd oder Pony automatisch einem geringeren Risiko ausgesetzt ist, nur weil es schlank ist oder ein ideales Körpergewicht hat“, sagte Sarah Nelson, Produktmanagerin bei Mars Horsecare, Heimat der Marke SPILLERS.

„Sie haben möglicherweise immer noch eine Insulin-Dysregulation und/oder niedrige Adiponektin-Konzentrationen und sind daher einem erhöhten Risiko einer Hufrehe ausgesetzt. Wenn Sie Bedenken haben, ist es wichtig, mit Ihrem Tierarzt zu sprechen und Ihr Pferd oder Pony untersuchen zu lassen. Es ist auch ratsam, sich an Ihren Ernährungsberater zu wenden, um sicherzustellen, dass Sie die beste Ernährung für Ihren individuellen Bedarf finden.“

Eine weitere wertvolle erste Beobachtung aus der Studie war der signifikante Unterschied in der Gesamtadiponektinkonzentration zwischen Ponys unterschiedlicher Körperform. Die mittelschwere Körperform war mit höheren Gesamt-Adiponektinkonzentrationen verbunden als beide anderen Formen, was darauf hindeutet, dass dieses Fettansammlungsmuster bei Ponys möglicherweise weniger schädlich ist.

Dieser Befund ähnelt in verblüffender Weise der Forschung am Menschen, die gezeigt hat, dass mehr Oberschenkelfett oder eine „Birnenform“ im Vergleich zu mehr viszeralem Fett oder einer „Apfelform“ sogar vor Insulinresistenz schützen kann. Es bedarf jedoch weiterer Arbeit, um diese ersten Ergebnisse zu bestätigen, so die AutorInnen.

Barnabé kommt zu dem Schluss, dass die Bewertung der Körperkondition und andere morphometrische Messungen der Fettleibigkeit die zirkulierenden Gesamtkonzentrationen von Adiponektin nicht zuverlässig widerspiegeln und nicht zur Beurteilung metabolischer Risikofaktoren für EMS oder endokrinopathische Laminitis bei Ponys verwendet werden sollten.

„Basale Hyperinsulinämie und Hypoadiponektinämie können bei mageren Ponys einheimischer Rassen weit verbreitet sein und die zirkulierenden Konzentrationen dieser beiden Hormone sollten bei Tieren mit prädisponierenden Faktoren gemessen werden, unabhängig vom BCS.“

Und sie fügte hinzu: „Das Verständnis der modifizierbaren Faktoren, die mit der Gesamtkonzentration von Adiponektin verbunden sind, kann dabei helfen, Ziele für präventive oder therapeutische Interventionen zu identifizieren, mit dem Ziel, die Entwicklung einer endokrinopathischen Hufrehe bei gefährdeten Pferden und Ponys zu reduzieren.“

Die Studie „Relationships between total adiponectin concentrations and obesity in native-breed ponies in England" von Marine A. Barnabé, Jonathan Elliott, Patricia A. Harris und Nicola J. Menzies-Gow ist am 6. Okt. 2023 in der Zeitschrift ,Equine Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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