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Pferdefütterung: Mit Luzernepellets gegen Magengeschwüre
02.07.2024 / News

Luzerne in der Futterration kann dazu beitragen, das Auftreten von Geschwüren im Bereich der drüsenhaltigen Magenschleimhaut zu verringern.
Luzerne in der Futterration kann dazu beitragen, das Auftreten von Geschwüren im Bereich der drüsenhaltigen Magenschleimhaut zu verringern. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Ein französisches Forscherteam fand heraus, dass die Zugabe von Luzernepellets in die Futterration dazu beitragen kann, Geschwüre im unteren, drüsenreichen Magenbereich von Pferden zu behandeln bzw. deren Entstehung zu verhindern.


Geschwüre im unteren, drüsenreichen Teil der Magenschleimhaut (EGGD = Equine Glandular Gastric Disease) sind bei einem hohen Prozentsatz von Sportpferden nachzuweisen und können sich negativ auf deren Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirken. Die durch diese Erkrankung verursachten Schmerzen verhindern häufig, dass betroffene Pferde bei Wettkämpfen gute Leistungen erbringen, was zu Bedenken hinsichtlich des Tierwohls und negativen wirtschaftlichen Auswirkungen für Besitzer und Trainer aufgrund der Behandlungskosten und des Verlusts von Trainings- und Wettkampfzeit führt. Zusätzlich zur medizinischen Behandlung durch einen Tierarzt profitieren die meisten Pferde mit EGGD von Fütterungs- und Haltungsumstellungen, um die Behandlung zu unterstützen und eine langfristige Geschwürprävention zu fördern.

Um die Auswirkungen derartiger Fütterungsumstellungen für Pferde mit EGGD zu beobachten, untersuchten Dr. Samy Julliand, Leiter der Tierernährungsforschung bei Lab to Field in Dijon, Frankreich, und seine Co-Autoren 77 französische Traber im Alter von 2 bis 3 Jahren aus vier verschiedenen Trainingszentren. Die Forscher wählten diese Trainingszentren aus, weil sie ein vergleichbares Trainings- und Fütterungsmanagement hatten – alle Pferde in der Studie trainierten fünf bis sieben Tage pro Woche, mit ein bis drei Tagen schnellem Training auf einer Rennbahn.

In jedem Trainingszentrum teilten die Forscher die Pferde anhand ihres Ausgangs-Status betreffend Magengeschwüre, ihres Alters und ihres Geschlechts in zwei Gruppen ein. Dann ordneten sie jedes Pferd nach dem Zufallsprinzip entweder einer Kontrollgruppe zu, die während der gesamten Studie ihr übliches Futter beibehielt, oder einer Behandlungsgruppe, bei der die Hälfte des Kraftfutters durch Luzernepellets ersetzt wurde. Ein externer Tierarzt – der ,verblindet' agierte, also keinen Einblick über die Zuordnung der jeweiligen Pferde hatte – führte an den Tagen 0, 21 und 42 der Studie bei jedem Pferd eine Gastroskopie durch und bewertete die Magengeschwüre der Drüsenschleimhaut auf einer Skala von 0 bis 4, wobei 0 keine Geschwüre bedeutete.

Am Tag 0 war kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtenergieaufnahme der Pferde und glandulären Magengeschwüren (EGGD) erkennbar, doch die Forscher bemerkten, dass Pferde, die mehr Einfachzucker zu sich nahmen, einen günstigeren EGGD-Status aufwiesen. Das war durchaus überraschend, denn: „Vor der Studie hatten wir aufgrund unseres bisherigen Wissens die Hypothese aufgestellt, dass die Drüsenwerte umso höher sind, je höher der Kohlenhydratgehalt der Nahrung ist“, so Dr. Julliand. „Wir waren überrascht, dass dies in dieser Studie nicht der Fall war. Im Gegenteil – es zeigte sich, dass einfache Zucker mit einer geringeren Prävalenz von Drüsengeschwüren in Zusammenhang standen. Es ist möglich, dass dies mit der von diesen Substraten begünstigten Mikrobiota zusammenhängt.“ Dr. Julliand und sein Team möchten diesen Aspekt in Zukunft weiter untersuchen.

Außerdem stellte der Tierarzt an Tag 0 bei 13 der 77 Pferde Drüsengeschwüre mit einem Schweregrad von mindestens 2 fest. An Tag 21 hatten drei der 31 Kontrollpferde Drüsengeschwüre mit einem Schweregrad von mindestens 2, während keines der 28 Pferde in der Luzernegruppe Geschwüre mit einem Schweregrad von 2 oder höher aufwies (einige konnten an dieser Gastroskopie nicht teilnehmen). An Tag 42 hatten 12 Pferde der Kontroll-Gruppe, aber nur vier Pferde der Luzerne-Gruppe Drüsengeschwüre.

Insgesamt stellten die Forscher einen positiven Zusammenhang zwischen der Fütterung mit Luzernepellets und einer verringerten Inzidenz von EGGD bis Tag 42 der Studie fest. Dies ist nach Ansicht der Wissenschaftler wohl auf den insgesamt geringeren Stärkekonsum zurückzuführen, als Luzernepellets die Hälfte des Kraftfutters ersetzten, sowie auf den hohen Kalziumgehalt der Luzerne, der die Säureproduktion im Magenmilieu puffert.

Obwohl die Forscher noch keine genauen Management-Tipps für die Besitzer von Pferden mit Magengeschwüren (EGGD) geben können, werden die Ergebnisse dabei hilfreich sein, künftige Empfehlungen auszuarbeiten, so Dr. Julliand: „Auch wenn die optimale Integrationsrate und die Form der Darreichung noch nicht bestimmt wurden, könnte getrocknete Luzerne in die Rationen von Pferden, die von EGGD bedroht sind, integriert werden. Dies könnte sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken, ohne die Leistung der Pferde zu beeinträchtigen.“

Dr. Julliand und sein Team planen, diese Studie in adaptierter Form zu wiederholen und eine medikamentös behandelte Gruppe sowie eine größere Anzahl von Pferden mit glandulären Magengeschwüren einzubeziehen. So hoffen die Forscher, den Zusammenhang zwischen Ernährung, Mikrobiota und Magengesundheit noch besser verstehen zu können, da dieses Wissen für die Entwicklung neuer Methoden zur Vorbeugung oder Behandlung von Magengeschwüren der Drüsenschleimhaut bei Pferden (EGGD) nützlich sein könnte.

Die Studie „Effect of diet composition on glandular gastric disease in horses" von Samy Julliand, Marjorie Buttet, Tanguy Hermange, Patrick Hillon und Véronique Julliand ist am 1. Juni 2023 in der Zeitschrift ,Journal of Veterinary Internal Medicine' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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