Neue Leitlinien zur Bekämpfung von Pferdeparasiten 20.06.2024 / News
Ein gutes und zeitgemäßes Parasitenmanagement ist essentiell, um die Belastung seiner Pferde gering zu halten. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller
Der Amerikanische Verband der Pferdepraktiker (American Association of Equine Practitioners = AAEP) hat überarbeitete Leitlinien zur Bekämpfung innerer Parasiten bei Pferden herausgegeben.
Die neuen AAEP-Leitlinien für die Bekämpfung innerer Pferdeparasiten sollen das Risiko parasitärer Erkrankungen bei Pferden minimieren und die Wirksamkeit aktueller Medikamente so lange wie möglich aufrechterhalten, indem die weitere Entwicklung von Wurmmittel-Resistenzen verzögert wird.
Die Leitlinien, die ursprünglich 2013 erstellt und zuletzt 2019 überarbeitet wurden, berücksichtigen die jüngsten Erkenntnisse über eine zunehmende Anthelminthikaresistenz und die Optimierung von Praktiken zur Parasitenbekämpfung. Sie gehen auch auf häufige Missverständnisse ein und bieten Empfehlungen für Parasitenbekämpfungsprogramme für ältere Pferde (über 15 Jahre alt), ausgewachsene Pferde (zwischen 5 und 15 Jahren) und junge Pferde (unter 5 Jahren).
Die Leitlinien wurden von der AAEP-Arbeitsgruppe für Leitlinien zur Bekämpfung innerer Parasiten überprüft und aktualisiert. Sie wird von Dr. Nielsen geleitet und besteht aus 10 AAEP-Mitgliedern, die überwiegend in Veterinär-Innerer Medizin, Veterinärparasitologie und/oder Veterinärmikrobiologie zertifiziert sind.
Zu den in den Leitlinien behandelten Parasitengruppen zählen: Cyathostominen (Kleine Strongyliden), Große Strongyliden, Anoplocephala perfoliata (Bandwürmer), Parascaris spp. (Spulwürmer, Spulwürmer), Strongyloides westeri (Fadenwürmer), Oxyuris equi (Madenwürmer), Gasterophilus spp. (Dasselwürmer), Habronema und Draschia spp. (Magenwürmer), Onchocerca cervicalis (Halsmaulwürmer).
„Wir haben in den letzten 10 Jahren, seit wir diese Richtlinien erstmals veröffentlicht haben, dramatische Entwicklungen im Bereich der Parasitenbekämpfung bei Pferden erlebt und wir arbeiten hart daran, unsere Empfehlungen auf dem neuesten Stand zu halten“, so Dr. Martin Nielsen, Professor für Pferdeinfektionskrankheiten an der Universität von Kentucky.
Aus den überarbeiteten Richtlinien lassen sich folgende wichtige Schlussfolgerungen ziehen:
– Führen Sie jährlich Tests durch, um die Reduzierung der Eizahl im Kot zu überwachen und so sicherzustellen, dass Sie in jeder Herde oder jedem Stall wirksame Entwurmungsmittel verwenden.
– Bedenken Sie, dass kein Wurmmittel (Anthelminthika) alle Parasitenstadien eines Pferdes beseitigen kann.
– Führen Sie weiterhin ein- oder zweimal pro Jahr Tests zur Ermittlung der Eizahl im Kot durch, um Pferde in Pferde mit geringer, mittlerer und hoher Ausscheidung zu eruieren und so die Kontamination der Weide zu verringern.
– Entwurmen Sie alle Pferde mit einer Grundrate und behandeln Sie ausgewählte Pferde häufiger anhand der Eizahl im Kot.
– Verwenden Sie die Eizahl im Kot niemals zur Diagnose von Krankheiten bei Pferden, da es keine Korrelation zwischen der Eizahl im Kot und den Lebensstadien der krankheitserregenden Parasiten gibt.
– Beenden Sie die Entwurmung aller Pferde in fixen Intervallen das ganze Jahr über und hören Sie auf, die Anthelminthika-Klassen blindlings zu wechseln.
Die neuen Richtlinien findet man (in englischer Sprache) unter diesem Link zum Downloaden!
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:24.04.2022 - Parasiten-Bekämpfung: So oft sollten Pferdeweiden abgemistet werden
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Wer den Pferdemist zumindest alle drei bis vier Tage von der Weide entfernt, kann dadurch verhindern bzw. einschränken, dass Wurmeier im Kot das kritische infektiöse Larvenstadium (L3) erreichen. / Symbolfoto: Archiv
Wie lange dauert es, bis sich aus den Eiern von kleinen Strongyliden, die mit dem Pferdekot ausgeschieden werden, infektiöse Larven entwickeln – und welche Lehren lassen sich daraus für das Parasitenmanagement ziehen? Diese Fragen haben französische ForscherInnen in einer Laborstudie untersucht.
Kleine Strongyliden (Cyathostominae, häufig auch als Palisadenwürmer bezeichnet) sind die wichtigste Gruppe von Darmparasiten des Pferdes – sowohl zahlenmäßig als auch durch ihre Fähigkeit, Krankheiten zu verursachen. Nach Schätzungen sind ca. 90 Prozent aller Pferde mit kleinen Strongyliden befallen. Während ein geringer Befall oft symptomlos bleibt, kann es bei massiver Belastung zu Durchfall und Gewichtsverlust kommen, Jungpferde können bei intensivem Befall an der sogenannten larvalen Cyathostominose erkranken, mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen (Koliken, Fieber, Durchfall, Gewichtsverlust etc.). Darüber hinaus werden kleine Strongyliden immer schwieriger zu kontrollieren, da sie zusehends Resistenzen gegenüber handelsüblichen Wurmmitteln entwickeln.
Infizierte Pferde geben Eier der kleinen Strongyliden im Kot ab und kontaminieren damit die Weide. Diese Eier sind nicht sofort infektiös, sondern durchlaufen zuvor zwei Larvenstadien (L1/L2), in denen sie sich häuten, ohne dabei ihre Hüllen abzuwerfen. Erst das anschließende dritte Larvenstadium (L3) stellt das gefährliche Infektionsstadium dar, bei dem die infektiösen Larven von den Pferden mit dem Weidegras aufgenommen werden, in die Dickdarmschleimhaut eindringen und sich dort zum geschlechtsreifen Wurm entwickeln können.
In einer Laborstudie haben französische WissenschaftlerInnen nun untersucht, wie sich unterschiedliche Temperaturen auf die Mindestzeit auswirken, die Cyathostomin-Eier benötigen, um sich im Pferdekot zu Larven im ersten/zweiten Stadium (L1/L2) und schließlich zu infektiösen Larven im dritten Stadium (L3) zu entwickeln. Dr. Aurélie Merlin und ihre KollegInnen analysierten dabei die Wirkung von drei konstanten Temperaturen (10 °C, 23 °C, 30 °C) unter Laborbedingungen und einer schwankenden Temperatur (Mittelwert: 17 ± 4 °C) unter Außenbedingungen.
Ihre Ergebnisse, die kürzlich in der Zeitschrift ,Veterinary Parasitology: Regional Studies and Reports’ veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Mindestzeit, die Eier benötigten, um sich zum Larvenstadium L1/L2 zu entwickeln, je nach Temperatur zwischen 1 und 3 Tagen betrug. Die Mindestzeit für die Entwicklung zu L3 lag zwischen 4 und 22 Tagen. Wie sich ebenfalls zeigte, wirkten sich höhere Temperaturen für die Entwicklung der Eier zu infektiösen L3-Larven förderlich aus – der Prozess war bei 10°C am langsamsten und bei 30°C am schnellsten.
Die Ergebnisse unterstützen die Praxis, den Pferdekot mindestens zweimal pro Woche von der Weide zu entfernen, was eine signifikante Kontamination der Weide verhindern sollte. Die ForscherInnen hoffen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen werden, die mathematische Modellierung von Parasitenrisiken bei Weidepferden zu verbessern.
Die Studie „Effect of temperature on the development of the free-living stages of horse cyathostomins" von A. Merlin, N. Ravinet, C. Sévin, M. Bernez-Romand, S. Petry, M. Delerue, L. Briot, A. Chauvin, J. Tapprest und L. Hébert ist am 14. Jän. 2022 in der Zeitschrift ,Veterinary Parasitology: Regional Studies and Reports' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.
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Das händische Abmisten der Weide ist zwar ein wenig mühsam, aber für die Parasitenkontrolle höchst effektiv, wie schwedische ForscherInnen herausfanden. / Symbolfoto: Archiv
Eine schwedische Studie unterstreicht die Wirksamkeit des Aufsammelns von Pferdemist von Weiden zur Bekämpfung von Strongyle-Parasiten. Es erwies sich in dem kalten nordischen Klima, in dem die Studie durchgeführt wurde, als weitaus besser und effektiver als das Eineggen der Pferdeäpfel.
Wie andere Weidetiere sind Pferde Darmparasiten ausgesetzt, die Magen-Darm-Erkrankungen verursachen können. Als in den 1960er Jahren Breitspektrum-Entwurmungsmittel eingeführt wurden, basierte die Parasitenbekämpfung zunächst auf Intervallbehandlungen mit wahllosem Einsatz der Medikamente. Obwohl eine solche häufige Verwendung von Entwurmungsmitteln die Wurmprävalenz verringerte, förderte sie auch die Entwicklung von Resistenzen.
Heute wird in Schweden zunehmend eine gezielte selektive Behandlung eingesetzt – eine Strategie, die seit zwei Jahrzehnten von Parasitologen befürwortet wird. Indem nur Pferde behandelt werden, die einen bestimmten Grenzwert überschreiten, oft 200 Strongyleleier pro Gramm Kot, werden deutlich weniger medikamentöse Behandlungen verabreicht, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Entwicklung und Ausbreitung von Resistenzen verlangsamt wird.
Aber das ist nur ein Teil der Lösung: Wie Eva Osterman-Lind und ihre Forscherkollegen in der Zeitschrift Animals schreiben, werden auch vorbeugende Kontrollmethoden im Zusammenhang mit dem Weidemanagement nachdrücklich empfohlen.
Die WissenschaftlerInnen stellten fest, dass Schweden jetzt etwa 350.000 Pferde hat und damit die Zahl der Milchkühe übersteigt. „Da sich etwa 80 % aller Reitanlagen in städtischen Regionen befinden, sind die Weideflächen oft begrenzt und überbelegt, wodurch die Belastung durch Parasiteneier immer mehr verstärkt.“
Die Forscher der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften wollten daher im Rahmen einer Studie Weidemanagementmethoden evaluieren, die darauf abzielen, die Parasitenbelastung auf Weiden in einem nordischen Klima zu reduzieren.
Sie untersuchten zwei gängige Strategien: Erstens das regelmäßige, manuelle Absammeln des Pferdemists von der Weide und zweitens das Eggen bei trockenem Wetter. Außerdem untersuchten sie, wie weit Strongyle-Larven auf der Weide wandern sowie ihre Fähigkeit, den kalten nordischen Winter zu überstehen. In der Studie wurden Strongyle-ausscheidende Pferde verwendet, die auf Weideflächen unter den beiden Management-Strategien untergebracht waren. In der Überwinterungsstudie wurde eine grundsätzlich parasitenfreie Weide zu Versuchszwecken mit dem Mist eines Pferdes infiziert, das 550 Eier pro Gramm Kot ausscheidet, wobei das umgebende Gras wurde im Laufe der Zeit auf Larvenbefall kontrolliert wurde.
Die AutorInnen fanden heraus, dass die zweimal wöchentliche Kotentfernung den Larvenzahl auf der Koppel signifikant reduzierte, während das einmalige Eggen bei trockenem Wetter im Sommer dies trotz Schonung der Weide nicht tat. Strongyliden-Larven konnten sich 150 Zentimeter von den Kotflecken entfernen, aber die meisten Larven wurden innerhalb von 50 cm gefunden.
Sowohl kleine Strongyliden als auch große Strongyliden überlebten die Wintermonate, wobei die Larven bis zu 17 bis 18 Monate nach der Platzierung des Kots geerntet wurden. Obwohl das infektiöse Strongyle-Larvenstadium eine Wintersaison überleben konnte, war die Anzahl der Larven bis zum nächsten Sommer deutlich reduziert, was darauf hindeutet, dass eine einjährige Ruhezeit auf den Weiden in einem gemäßigten Klima zu einer erheblich verringerten Infektiosität führt. Um Weiden gänzlich frei von Parasiten zu bekommen, sollten sie jedoch zwei Jahre lang für Pferde gesperrt werden.
Die AutorInnen sagten, dass ihre Studie die Wirksamkeit der manuellen Kotentfernung von Weiden bei der Reduzierung der Strongyle-Infektiosität unterstreicht: „Diese Managementstrategie hat ein erhebliches Potenzial, da sie eine Reduzierung der Anthelminthika-Behandlungen bei Pferden ermöglicht und somit den Selektionsdruck für Anthelminthika-Resistenzen verringert, ohne die Gesundheit der Pferde zu gefährden.“
Zudem habe die Studie gezeigt, dass eine zuvor parasitenfreie Weide durch zweimaliges Entfernen von Kot für eine fünfwöchige Weideperiode und dann für weitere drei Monate fast vollständig frei von infektiösen Larven bleiben könne.
Leider haben Untersuchungen in der Vergangenheit gezeigt, dass die regelmäßige Kotentfernung in einigen Ländern offenkundig selten angewendet wird: In Schweden erreichte diese Methode der Kotentfernung im Jahr 2007 gerade einmal 6 %, und obwohl ein höherer Prozentsatz der Pferdebesitzer in einer neueren Studie angab, dem Pferdemist auf diese Weise zu entfernen (46,2 %), tat dies nur eine Minderheit mindestens zweimal wöchentlich (7.1 %).
In Bezug auf das Eggen meinten die AutorInnen, dass die wissenschaftliche Evidenz darauf hindeutet, dass ein einzelnes Eggen im Sommer in einem nördlichen Klima nicht ratsam ist, wenn das Ziel darin besteht, die Anzahl infektiöser Larven auf der Weide zu reduzieren: „Da über das gesamte Jahr hinweg nach dem Eggen keine Unterschiede in der Larvenzahl zu beobachten waren, scheint diese Methode auch dann nicht sinnvoll zu sein, wenn die Weide entgegen der bisherigen Vermutung über einen längeren Zeitraum ruhen soll.“
Die Wissenschaftler merkten aber auch, dass „unter anderen klimatischen Bedingungen, zum Beispiel in subtropischen Regionen, diese Praxis immer noch von Vorteil sein kann.“ Darüber hinaus könnte das Eggen in nördlichen Klimazonen dann von Vorteil sein, „wenn es nach der Weidesaison durchgeführt wird und die Larven den winterlichen Bedingungen ohne die schützende Wirkung eines intakten Kotballens ausgesetzt werden“, so die WissenschaftlerInnen. Dies müsse aber noch durch spezifische Studien bestätigt werden.
Sie betonten auch, dass es überraschend war festzustellen, dass Larven bis zu 150 cm von den Fäkalien entfernt gewandert seien. Kleine und große Strongyliden im dritten Larvenstadium waren in der Lage, die Wintermonate zu überstehen und konnten noch bis zu 18 Monate nach der Platzierung der Fäkalien nachgewiesen werden. Dies beweise, dass ruhende Weiden auch nach einem Jahr in einem kalt-gemäßigten Klima nicht frei von Strongyliden-Larven sind. Der Winter und das frühe Frühjahr beinhalteten zwar eine hohe Häufigkeit von Frost-Tau-Zyklen, aber diese führten nicht zu einer signifikanten Verringerung der Larvenzahlen. Die Larvenzahl war nach einem Jahr zwar deutlich reduziert, doch die Weide war nicht parasitenfrei. Das Resümee der ForscherInnen: „Eine Weideruhe von einem Jahr reduzierte den Parasitenbefall stark, aber für eine parasitenfreie Weide waren zwei Jahre Ruhe erforderlich.“
Die Studie „Evaluation of Strategies to Reduce Equine Strongyle Infective Larvae on Pasture and Study of Larval Migration and Overwintering in a Nordic Climate" von Eva Osterman-Lind, Ylva Hedberg Alm, Hillevi Hassler, Hanna Wilderoth, Helena Thorolfson und Eva Tydén ist am 10. Nov. 2022 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
02.07.2022 - Studie zeigt: So schlecht wirkt die alte Entwurmungs-Praxis
Studie zeigt: So schlecht wirkt die alte Entwurmungs-Praxis 02.07.2022 / News
Ein weiteres Ergebnis der ungarischen Studie: Eine hohe Besatzdichte sorgt auch für eine höhere Anzahl von Wurmeiern im Kot. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Um der wachsenden Bedrohung durch Wurmmittel-Resistenzen zu begegnen, plädieren Experten seit einiger Zeit für eine gezielte oder strategische Wurmbekämpfung statt der jahrzehntelang praktizierten regelmäßigen Behandlung. Eine aktuelle Studie zeigt am Beispiel Ungarn, wie dringlich dieser Strategiewechsel ist.
Wie die Studien-AutorInnen eingangs feststellen, wird in Ungarn immer noch häufig der althergebrachte Ansatz zur Parasitenbekämpfung bei Pferden angewendet, bei dem in regelmäßigen Abständen wechselnde Entwurmungs-Behandlungen durchgeführt werden – nahezu keine landwirtschaftlichen Betriebe verwenden regelmäßig Eizählungen (Fegal Egg Counts = FEC) als Richtschnur für ihre Entwurmungsbehandlungen.
Die Wissenschaftlerin Kinga Joó und ihre Mitarbeiter von der Unversität Kaposvar sowie der Veterinärmedizinischen Universität Budapest bezeichneten diesen Ansatz als „sicherlich nicht nachhaltig“ und als „Hauptfaktor, der für die derzeit hohen Grade an Anthelminthika-Resistenzen verantwortlich ist.“ Sie führten eine Studie mit dem Ziel durch, Risikofaktoren im Zusammenhang mit Strongyliden-Eizählungen zu untersuchen und statistisch zu analysieren. Ihre Arbeit wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift ,Veterinary Parasitology: Regional Studies and Reports’ veröffentlicht.
Das Forschungsteam sammelte Kotproben von 216 Sport- und Freizeitpferden, die auf 13 Pferdebetrieben in Ungarn gehalten wurden. Die Pferde waren zwischen 5 Monaten und 30 Jahren alt und hatten zuletzt mindestens 60 Tage zuvor eine anthelmintische Behandlung (also Entwurmungsmittel) erhalten.
Keiner der an der Studie beteiligten Betriebe hatte zuvor Eizählungen im Kot verwendet, um regelmäßig Entwurmungsbehandlungen durchzuführen. Die Analyse der Ergebnisse zeigte:
– Der größte Teil der fäkalen Wurmeierproduktion war auf eine begrenzte Anzahl von Pferden zurückzuführen. Nur 22 % der Pferde waren für 80 % der gesamten Strongyliden-Eierproduktion verantwortlich. Dies deckt sich mit den Ergebnissen anderer Studien.
– Junge Pferde (unter 5 Jahren) hatten signifikant höhere Eizahlen im Kot als Pferde im Alter von 5–17 Jahren und über 17 Jahre.
– Pferde mit sehr hoher Besatzdichte (mehr als 30 Pferde/ha) hatten signifikant höhere EPG-Werte (Wurmeier pro Gramm = eggs per gram) als Pferde mit geringerer Besatzdichte.
– Ein besonders bemerkenswertes und beunruhigendes Ergebnis war jedoch: Pferde, die mindestens einmal jährlich mit Benzimidazolen (z. B. Fenbendazol) behandelt wurden, hatten signifikant höhere FEC-Werte (Wurmei-Anzahl im Kot, fecal egg count) als Equiden, die keine Benzimidazole erhalten hatten.
Vor allem der letzte Befund deutet eindeutig darauf hin, dass Entwurmungs-Produkte auf der Basis von Benzimidazol (z.B. Fenbendazol) nicht mehr effektiv wirken, die zu bekämpfenden Parasiten (insbesondere kleine Strongyliden) also offenkundig bereits Resistenzen gegen diese Wirkstoffe entwickelt haben. Dazu die AutorInnen: „Die hier berichteten Ergebnisse weisen jedoch eindeutig darauf hin, dass die Wirksamkeit von Fenbendazol sehr gering gewesen sein könnte, und legen sicherlich nahe, dass die Verwendung dieser Anthelminthika-Klasse zur routinemäßigen Parasitenkontrolle überdacht und mit Teststudien über Verringerung der Anzahl der Wurmeier im Kot (FECRT = fecal egg count reduction test) bewertet werden sollte. Wie diese Studie zeigt, ist Pyrantel kein häufig verwendetes Anthelminthikum in Ungarn, daher könnte dieses Medikament in einigen Betrieben immer noch gegen Cyathostomine wirksam sein und kann daher verwendet werden, wenn Kontrollzählungen der Wurmeier im Kot eine gute Wirksamkeit dokumentiert haben.“
Entsprechend eindeutig fiel auch das Resümee der WissenschaftlerInnen aus: „Zusammenfassend unterstreicht diese Studie den Wert der FEC-Überwachung auf Pferdebetrieben. Die Mehrheit der Pferde waren schwache Ausscheider, die weniger anthelminthische Eingriffe erforderten. Die Studie weist nachdrücklich darauf hin, dass die routinemäßige Anwendung von Fenbendazol zu einer suboptimalen Parasitenkontrolle führt und dass dieses Medikament in naher Zukunft unter ungarischen Bedingungen evaluiert werden sollte. Schließlich zeigte die Studie, wie hohe Besatzdichten mit signifikant höheren Strongyliden-FEC-Werten verbunden waren, was zeigt, dass unter solchen Umständen ein hoher Strongylid-Infektionsdruck entsteht.“
Die Studie „Evaluation of risk factors affecting strongylid egg shedding on Hungarian horse farms“ von Kinga Joó, Roxána L Trúzsi, Csenge Zs Kálmán, Virág Ács, Szilárd Jakab, András Bába und Martin K Nielsen ist am 30. Nov. 2021 in der Zeitschrift ,Veterinary Parasitology: Regional Studies and Reports’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
31.12.2018 - Fohlen in Gefahr: Wurmkur-Resistenzen weiter im Vormarsch
Fohlen in Gefahr: Wurmkur-Resistenzen weiter im Vormarsch 31.12.2018 / News
Nicht gut: Bereits Fohlen sind von Resistenzen gegen Entwurmungsmittel betroffen, wie schwedische Forscher nun herausfanden. / Symbolfoto: Irene Gams
Eine schwedische Studie konnte erstmals Resistenzen gegen das Entwurmungs-Mittel Pyrantel bei Fohlen nachweisen – und zwar bei Spulwürmern. Dieses Ergebnis ist alarmierend – Wissenschaftler raten dringend dazu, die Entwurmungs-Praxis anzupassen und rasch Behandlungs-Alternativen zu finden.
Es sind in der Tat beunruhigende Ergebnisse, die eine Gruppe schwedischer Forscher in ihrer kürzlich veröffentlichten Untersuchung zutage förderten. Die Studie verfolgte zwei wesentliche Ziele: zum einen wollte man ermitteln, welche genaue Spezies von Spulwürmern (Parascaris) bei Fohlen in Schweden vorkommen – und ob sich bei ihnen irgendeine Art von Resistenz gegen die handelsüblichen Entwurmungsmittel (Anthelminthika) Pyrantel und Fenbendazol nachweisen lässt.
Als vorherrschende Parasiten-Spezies wurde im Rahmen der Untersuchung – durchaus überraschend – Parascaris univalens ermittelt, der durch ein Chromosomen-Paar gekennzeichnet ist – und nicht der deutlich bekanntere Parascaris equorum, der lange Jahre auch im wissenschaftlichen Focus stand. Dies bestätigt im Übrigen auch die Erkenntnisse des bekannten US-amerikanischen Parasitologen Martin K. Nielsen, der bereits 2014 in einer Untersuchung darlegte, dass Pascaris univalens mittlerweile die häufigste bei Pferden vorkommende Spulwürmer-Spezies sei (und daher auch die allgemeine Bezeichnung Parascaris spp. verwendet werden sollte).
Um allfällige Wurmmittel-Resistenzen festzustellen, führte das schwedische Forscher-Team von September 2016 bis Mai 2017 auf insgesamt neun Gestüten Eizahlreduktionstests bei insgesamt 142 Fohlen durch. Gesunde Fohlen mit mindestens 150 Parasiten-Eiern pro Gramm Kot (EPG) wurden in die Studie aufgenommen und mit oral verabreichten Pasten aus Pyrantel-Embonat oder Fenbendazol jeweils nach Herstellerangaben behandelt.
Die Wirksamkeit der Entwurmungsmittel wurde mit Hilfe eines statistischen Modells (Bayes-Statistik) berechnet. In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der American Association of Equine Practitioners wurden Parasiten dann als resistent gegen Pyrantel eingestuft, wenn die EPG-Reduktion kleiner als 85 % war – und gegen Fenbendazol, wenn die beobachtete Wirksamkeit geringer als 90 % war.
Die Ergebnisse zeigten ein klares Bild: Vier von elf Gruppen, die mit Pyrantel behandelt worden waren, hatten eine beobachtete Wirksamkeit von weniger als 85 % – und 43 % der mit Pyrantel behandelten Fohlen schieden 10–16 Tage nach der Behandlung noch Parasiten-Eier aus: ein klarer Hinweis, dass dieses Wurmmittel keine effektive Bekämpfung des Parasitenbefalls mehr gewährleistet. Im Gegensatz dazu wies nur eine der sechs mit Fenbendazol behandelten Gruppen eine beobachtete Wirksamkeit von weniger als 90 % auf – und nur 6 % der behandelten Fohlen haben 10–16 Tage nach der Behandlung noch Parasiten-Eier ausgeschieden.
Entsprechend ernüchternd fiel das Resümee der schwedischen Wissenschaftler aus: „Da bereits in früheren Untersuchungen die Resistenz gegen Ivermectin bei Spulwürmern (Parascaris spp.) in Schweden nachgewiesen werden konnte, ist es wahrscheinlich, dass mittlerweile multiresistente Populationen in schwedischen Zuchtbetrieben vorhanden sind. Dies ist die erste Studie, welche die Existenz von Pyrantel-resistenten Spulwürmern (Parascaris spp.) in Europa nachweisen konnte – und die erste Studie, die eine Resistenz gegen Entwurmungsmittel bei Parascaris univalens aufgezeigt hat.“
Basierend auf ihren gewonnenen Erkenntnissen raten die Wissenschaftler dringend dazu, die Entwurmungs-Praxis bei Fohlen entsprechend zu adaptieren: „Da die Wirksamkeit von Fenbendazol in der Mehrzahl der Betriebe immer noch im erwartbaren Bereich liegt, schlagen wir vor, dass dieses Medikament die erste Wahl für die Behandlung von Parascaris-Infektionen sein sollte, wobei eine möglichen Anpassung der Behandlungszeiten auf 2 und 5 Monate empfehlenswert ist, wie sie auch von Leathwick und Kollegen (2017) vorgeschlagen wird. Betriebe sollten auch regelmäßig die Wirksamkeit der Entwurmungsmittel überwachen, um durch Parasiten hervorgerufene Erkrankungen bei Fohlen zu vermeiden. Unsere Ergebnisse unterstreichen auch die Bedeutung der Suche nach alternativen Methoden zur Verhinderung von Parasiten-Infektionen bei Fohlen – und der Suche nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung eines Befalls mit Parascaris univalens sowie der Entwicklung molekularer Methoden zur Früherkennung von Arzneimittel-Resistenzen.“
Die Untersuchung „Resistance to pyrantel embonate and efficacy of fenbendazole in Parascaris univalens on Swedish stud farms“ von Frida Martin, Johan Höglund, Tomas F.Bergström, Oskar Karlsson Lindsjö und EvaTydén ist im Dezember 2018 in der Zeitschrift „Veterinary Parasitology“ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
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