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Reiterin begegnet bei Ausritt einem Luchs und reagiert goldrichtig
27.09.2023 / News

Die Wahrscheinlichkeit, in freier Natur einem Luchs zu begegnen, ist extrem gering.
Die Wahrscheinlichkeit, in freier Natur einem Luchs zu begegnen, ist extrem gering. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay/R-Winkelmann

Während eines Ausritts im Schweizer Kanton Aargau traf eine Reiterin auf einen Luchs, der ihrem Pferd bedrohlich nahekam. Doch die 36-jährige verhielt sich genau richtig – die seltene Raubkatze trat schließlich den Rückzug an.


Die 36-jährige Aargauerin glaubte ihren Augen kaum zu trauen, als sie bei näherem Hinsehen erkannte, dass da ein Luchs in der Wiese hinter lag – und sich sogar an sie heranzupirschen schien. Sie habe nie zuvor einen Luchs in freier Natur gesehen – und hatte mehr Angst um ihr Pferd als um sich selbst, wie sie gegenüber der Website 20min.ch schilderte. Es waren bange Sekunden für die Reiterin, und als der Luchs noch einige Schritte näherkam, entschloss sie sich, die Wildkatze mit Rufen zu verscheuchen – was schließlich auch funktionierte: Der Luchs drehte ab und verschwand mit wenigen Sprüngen im Gebüsch.

Die Reiterin habe genau richtig reagiert, so Nicole Bosshard von der Stiftung KORA für Raubtierökologie und Wildtiermanagement. Luchse sind sehr scheue Tiere und weichen Menschen meist weiträumig aus, aus diesem Grund stellen sie auch keine Gefahr für sie dar. Im konkreten Fall vermutet die Expertin, dass es sich womöglich um ein Jungtier gehandelt habe, das zum ersten Mal ein Pferd gesehen und aus Neugier nähergekommen ist – den Menschen darauf habe es vermutlich erst durch die Zurufe wahrgenommen.

Dass der Luchs das Pferd angegriffen hätte, schließt Nicole Bosshard aus: Pferde seien viel zu groß für einen Luchs und entsprechen auch nicht seinem Nahrungsspektrum, das vor allem aus Rehen, Gämsen und kleinen Säugetieren besteht, so die Expertin.

Auch für den Menschen stelle der Luchs keine Gefahr dar – begegnet man dennoch irgendwann einem Luchs, genüge es üblicherweise, durch Rufen und Klatschen auf sich aufmerksam zu machen, damit die Raubkatze die Flucht ergreift: „Luchse sind scheue und heimliche Tiere. Sieht oder hört er einen Menschen, verzieht er sich. Die Reiterin im Video hat alles richtig gemacht", so Bosshard.

Begegnungen mit Wildtieren sind bei einem Ausritt mitunter eher möglich als für Fußgänger – denn der Geruch des Pferdes überdeckt meist jenen des Reiters bzw. der Reiterin, weshalb man auch menschenscheuen Tieren  näherkommen kann als Spaziergänger, Wanderer oder Mountainbiker.

Die Wahrscheinlichkeit, einem Luchs im Wald zu begegnen, ist dennoch extrem gering – und das, obwohl die Schweiz in der glücklichen Lage ist, über eine vergleichsweise große Population von insgesamt ca. 300 Tieren zu verfügen. In den frühen 1970er Jahren wurde mit der Wiederansiedlung begonnen und Luchse in zwei Tälern des Kantons Obwalden freigelassen, wenig später auch im Kanton Neuenburg. Insgesamt wurden in den 1970er Jahren in der Schweiz 25 bis 30 Luchse ausgesetzt. Heute bestehen in der Schweiz zwei geografisch getrennte Populationen: die Jura- und die Alpenpopulation, die streng geschützt sind und mittels Wildkameras auch überwacht werden.

In der Schweiz ist die Wiederansiedlung des Luchses also geglückt – und es leben hier auch mehr Tiere al sin den Nachbarländern Deutschland und Österreich. In Deutschland wird der Bestand derzeit auf ca. 180 bis 200 Tiere geschätzt, in Österreich sind es lt. Schätzungen des WWF um die 15-35 selbständige Tiere. 6 erwachsene Luchse wurden 2019 in der Region um den Nationalpark Kalkalpen nachgewiesen, von der Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Population wurden zuletzt 19 Luchse auch auf österreichischer Seite nachgewiesen. In Vorarlberg gab es zuletzt ebenfalls Nachweise von mehreren Luchsen, dazu kommen noch einzelne Luchse in Tirol, Kärnten, der Steiermark und Salzburg.

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