Eine Britin war mit Anhänger und zwei Pferden unterwegs, als bei einem Tempo von 80 km/h die Anhängerkupplung von ihrem Auto abbrach. Das Sicherungsseil löste die Handbremse des Anhängers und rettete den Pferden das Leben – weil es richtig befestigt war.
Georgia Rodway hat ihr dramatisches Erlebnis dem Magazin ,Horse&Hound’ geschildert und so mit der Öffentlichkeit geteilt – sie möchte so verhindern, dass andere eine ähnliche Erfahrung machen und dabei vielleicht nicht soviel Glück haben wie sie. Am Sonntag, den 1. Mai, war Georgia mit ihren Pferden Flight und Alfie, die einem Freund gehören, zu einem Geländekurs unterwegs, als es auf einer Freilandstraße zu dem Zwischenfall kam. Sie hatte ihren Land Rover Discovery erst vor einer Woche gebraucht gekauft, ihn aber vor der Inbetriebnahme zu einem umfassenden Sicherheits- und Technik-Check in doe Werkstatt gebracht und dafür über 2.000,– Pfund ausgegeben: Sie wollte einfach sicherstellen, dass mit dem Fahrzeug alles in Ordnung sei.
Ihre Fahrt mit dem Anhänger verlief anfangs auch völlig problemlos. „Er fuhr sich absolut perfekt, aber als wir ungefähr auf halber Strecke waren, hörte ich plötzlich einen mächtigen Knall und konnte im Rückspiegel sehen, wie der Anhänger ins Schlingern geriet und von einer Seite zur anderen kippte“, so Georgia. „Ich nahm instinktiv den Fuß vom Gaspedal, um das Tempo zu verringern – es fühlte sich an, als würde es eine Ewigkeit dauern, aber natürlich ging alles sehr schnell – und der Anhänger kam zum Stehen, weil das Abreißseil die Handbremse angezogen hatte. Wie sich herausstellte, war die Anhängerkupplung vollständig vom Auto abgebrochen.“ Georgias Partner – der einen Lieferwagen mit Anhängerkupplung besitzt – wurde zu Hilfe gerufen und brachte die Pferde schließlich wieder sicher nach Hause.
„Das Sicherungsseil hat ihnen das Leben gerettet“, so Georgia zu ,Horse&Hound’. „Ich musste die Anhänger-Prüfung machen und erinnere mich aus dem Training an die Bedeutung des Abreißseils. Sie sehen ja immer wieder Leute, die das Seil einfach über die Anhängerkupplung legen, ich aber habe es immer mit dem Fahrzeug-Chassis verbunden – und ich bin verdammt froh, dass ich das so gemacht habe.“
Georgia fand mittlerweile heraus, dass es einige Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung und Lagerung der Anhängerkupplung an diesem speziellen Fahrzeug gab; 2014 wurde vom Hersteller ein Schreiben an die registrierten Halter verschickt, in dem an die Bedienungsanleitung im Fahrzeughandbuch erinnert und eine kostenlose Überprüfung und – falls erforderlich – Reparatur angeboten wurde. Davon aber hatte Georgia nichts mitbekommen, da sie das Auto gerade erst gekauft hatte.
An den Vorfall denkt Georgia noch heute mit Schaudern: „Das war mein schlimmster Albtraum. Wir hatten großes Glück, dass uns niemand entgegengekommen ist, als wir mitten auf der Straße landeten. Irgendwann stand der Anhänger neben dem Auto, weil er so stark schlingerte – und wenn das Kabel nicht gewesen wäre, wäre der Anhänger eine Klippe hinuntergestürzt. Ich darf gar nicht daran denken.“
Georgia wollte ihre Geschichte teilen, um andere auf die Bedeutung des Sicherungsseils – und vor allem seine richtige Befestigung – hinzuweisen. „Ich wusste gar nicht, dass es sich um eine abnehmbare Anhängerkupplung gehandelt hat, aber diese war ja kaputt. Das hätte niemals passieren dürfen“, sagte sie. „Ich wollte diesen Vorfall öffentlich machen, damit niemandem etwas Ähnliches zustößt. Beim nächsten Mal hat ein anderer vielleicht nicht so viel Glück.“
Das Sicherungsseil – kein nettes Detail, sondern lebenswichtig!
Der dramatische Zwischenfall macht deutlich, dass es sich beim Abreiß- oder Sicherungsseil nicht um ein technisches Detail, sondern ein lebenswichtiges Sicherheits-Feature handelt: Es löst die Anhängerbremse aus, wenn der Anhänger vom Kugelkopf springt – oder, wie im geschilderten Fall, sich die Anhängerkupplung vom Zugfahrzeug löst bzw. abreißt. Damit es diese lebensrettende Aufgabe aber erfüllen kann, muss das Sicherungsseil aber korrekt verlegt sein – wie man das tut, sei hier kurz anhand der Bestimmungen in einigen Ländern vorgestellt (Quelle: ADAC).
Bestimmungen in den Niederlanden
Nach den niederländischen Vorschriften benötigen ungebremste Anhänger eine sog. „Losreißvorkehrung“, die verhindert, dass der Anhänger sich selbständig macht, falls er sich vom Zugfahrzeug losreißt.
Für größere Anhänger mit eigener Bremse ist eine sog. „Reißbremsvorkehrung“ (auch "Abreißseil" oder „Handreißbremskabel“) vorgeschrieben. Hierbei handelt es sich um ein Stahlverbindungskabel zwischen Zugfahrzeug und Bremseinrichtung des Anhängers. Löst sich der Anhänger vom Zugfahrzeug, zieht dieses Kabel die Bremse des Anhängers an und reißt anschließend ab.
Wichtig: Die sowohl für ungebremste als auch für gebremste Anhänger vorgeschriebenen Sicherungs- bzw. Abreißseile müssen zusätzlich mit einer speziellen Öse oder Bügel am Zugfahrzeuges so befestigt sein, dass sie nicht abrutschen können. Nicht ausreichend ist es, das Sicherungskabel in einer Schlaufe lose über die Anhängerkupplung zu legen!
Verstöße gegen die Vorschrift werden mit Bußgeldern bis zu 230 Euro geahndet.
Bestimmungen in Österreich
Ungebremste Anhänger benötigen nach den österreichischen Vorschriften ebenfalls eine zusätzliche Sicherungsverbindung (z. B. Sicherungsseil oder -kette) mit dem Zugfahrzeug.
Spezielle Regelungen zur Befestigung der Sicherungsverbindung sieht das Gesetz nicht vor. Der ADAC empfiehlt das Seil gegen ein Abrutschen zu sichern, vorgeschrieben ist das in Österreich allerdings nicht.
Verstöße gegen die Vorschrift führen zu einem Bußgeld von bis zu 100 Euro. Das Bußgeld droht hierbei nicht nur dem Fahrer, sondern auch dem Fahrzeughalter.
Bestimmungen in der Schweiz
Die Schweizer Vorschriften sehen vor, dass auch bei ungebremsten Anhängern eine zusätzliche Sicherheitsverbindung (Seil, Kette) mit dem Zugfahrzeug erforderlich ist.
Die Sicherheitsverbindung muss mit einem festen Teil des Fahrzeugs verbunden sein, zum Beispiel an der Anhängerkupplung oder an einer Öse am Fahrzeug.
Nach Auskunft der zuständigen schweizerischen Behörde gilt bei abnehmbaren Anhängerkupplungen Folgendes:
Verfügt die abnehmbare Anhängerkupplung bereits über eine integrierte Öse, so darf das Sicherungsseil auch daran befestigt werden. Fehlt eine solche integrierte Öse, wird auch die Sicherung durch Anbringung an einer so genannten „Hollandöse“ ausnahmsweise geduldet, wenn eine anderweitige Sicherung des Sicherungsseils an einem fest verbauten Teil des Fahrzeugs nicht zumutbar ist.
Bestimmungen in Deutschland
Lt. ADAC müssen in Deutschland lediglich Anhänger mit Auflaufbremse mit einem Abreißseil sichern. Dabei handelt es sich um ein ummanteltes, dünnes Stahlseil von ca. 100 Zentimetern Länge mit einem speziellen Karabinerhaken. Anhänger über 750 Kilo fallen automatisch unter die Kategorie „gebremst“ und müssen gesichert werden. Für ungebremste Anhänger bis 750 Kilo brauchen Sie kein Sicherungsseil. Der ADAC empfiehlt jedoch, auch in Deutschland ungebremste Anhänger zusätzlich mit einem stabilen Sicherungsseil am Fahrzeug zu fixieren.
Die ADAC-Experten empfehlen dabei, den Federhaken des Abreißseils durch Ösen oder Langlöcher am fest mit dem Auto verschraubten Träger der abnehmbaren Anhängevorrichtung zu stecken, und das Seil erst danach um den Kugelkopf zu führen und wieder eine Schlinge zu bilden.
Eine gute Übersicht über das korrekte Anlegen des Abreißseils (samt grafischen Darstellungen) findet man hier!