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Hufrehe bei Pferden – eine ganzjährige Gefahr
12.09.2015 / News

Typische Schonhaltung eines von Hufrehe betroffenen Pferdes: Die Vorderbeine werden vorgeschoben, die Hinterbeine unter den Bauch gesetzt, das Gewicht auf die Hinterhand verlagert, insbesondere auf die Trachten (Ballenfußung).
Typische Schonhaltung eines von Hufrehe betroffenen Pferdes: Die Vorderbeine werden vorgeschoben, die Hinterbeine unter den Bauch gesetzt, das Gewicht auf die Hinterhand verlagert, insbesondere auf die Trachten (Ballenfußung). / Foto: World Horse Welfare
Die Broschüre ,Hufrehe
Die Broschüre ,Hufrehe' (Laminitis) steht auf der Website von World Horse Welfare zum kostenlosen Download zur Verfügung. / Foto: World Horse Welfare

Die Tierschutzorganisation World Horse Welfare hat eine neue Broschüre zum Thema ,Hufrehe' herausgegeben, um Pferdebesitzer über Ursachen, Behandlung und Vorbeugung der gefährlichen Erkrankung zu informieren.

 

Hufrehe ist eine für Pferde äußerst schmerzvolle und schwer zu behandelnde Erkrankung – und ein Albtraum für jeden Pferdebesitzer. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Tierschutzorganisation ,World Horse Welfare'  ein Forschungsprojekt zu dieser Erkrankung unterstützt und auch – in Zusammenarbeit mit britischen Fachtierärzten – einen Ratgeber zusammengestellt, der prägnant und praxisnah über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und vorbeugende Maßnahmen informiert.

Wie die AutorInnen betonen, kommt der Vorbeugung ganz besondere Bedeutung im Kampf gegen Hufrehe zu: „Vorbeugung ist definitiv besser als Behandlung. Maßnahmen, um seine Pferde vor Hufrehe zu schützen, sind besonders wichtig für kleinere Pferde, für Pferde, die in den vergangenen drei Monaten deutlich an Gewicht zugelegt haben sowie für Pferde, die bereits einmal an Hufrehe erkrankt sind sowie solche mit Hormon- bzw. Stoffwechsel-Erkrankungen wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder ECS (Equines Cushing Syndrom)." Im Übrigen zeigen jüngste Forschungsergebnisse, daß Hufrehe eine ganzjährige Gefahr für Pferde darstellt – während man früher vielfach meinte, daß sie vor allem im Frühjahr gehäuft auftritt. Dies ist nicht so, wie aktuelle Statistiken beweisen – im Gegenteil: Die meisten Fälle sind während der Wintermonate zu verzeichnen, Pferdebesitzer sollten daher das ganze Jahr hindurch ihre Pferde aufmerksam beobachten und insbesondere Änderungen im Bewegungsverhalten im Auge behalten.

Da übergewichtige Pferde deutlich öfter von Hufrehe betroffen sind als normalgewichtige, kommt der kontinuierlichen Kontrolle des Gewichts bzw. des Fütterungszustandes des Pferdes überragende Bedeutung zu: „Um Hufrehe zu vermeiden, ist zuallererst sicherzustellen, daß sein Pferd das richtige Gewicht hat. Dies geschieht durch eine regelmäßige Gewichtskontrolle, durch eine ausgewogene, artgerechte Ernährung und durch entsprechende Bewegung." Um abschätzen zu können, ob ein Pferd übergewichtig ist, empfiehlt sich die Gewichtsbestimmung mittels ,body condition score' bzw. ,fat score' – wie das geht, hat World Horse Welfare ebenfalls in einer eigenen Broschüre zusammengestellt.

Bei gefährdeten Pferden empfiehlt sich eine medizinische Abklärung, ob Hormon- bzw. Stoffwechselstörungen vorliegen. Wie aktuelle Forschungen belegen, sind EMS (Equines Metabolisches Syndrom) sowie ECS (Equines Cushing Syndrom) mittlerweile weltweit für die meisten Hufrehe-Fälle verantwortlich. Sofern noch keine andere eindeutige Ursache für eine auftretende Hufrehe gefunden werden konnte, sollte der Tierarzt eine entsprechende Untersuchung des Pferdes auf diese beiden Erkrankungen durchführen.

Auch das rasche Erkennen einer Hufrehe ist von entscheidender Bedeutung – je früher die Erkrankung erkannt wird, umso besser sind die Behandlungs- und Heilungschancen. Typische Merkmale bzw. Anzeichen einer Hufrehe sind u. a.:
– Anzeichen von Schmerzen (auch im Gesicht des Pferdes), die Pferde bewegen sich nur unwillig, sind an ihrer Umgebung desinteressiert
– Füße sind deutlich erwärmt
– erhöhte Pulsation der Zehenarterien (zu tasten an der Hinterseite des Fesselkopfs)
– deutliche Schonhaltung – die Vorderbeine werden oft vor den Körper gestellt, das Gewicht vermehrt auf den Hufballen verlagert)
– allgemeine Steifigkeit
– abwechselnde Belastung der Beine beim Ausruhen
– klammer, gestelzter Gang, bei dem der Ballen vor den Zehen aufgesetzt wird
– Lahmheit, die bei hartem Untergrund deutlich zunimmt

Sollten derartige Symptome beim Pferd beobachtet werden und der ernste Verdacht einer Reheerkrankung bestehen, ist umgehend der Tierarzt zu verständigen. Wie die Broschüre deutlich festhält, ist eine akute Hufrehe „ein absoluter medizinischer Notfall, der rasche Behandlung erfordert. Während man auf den Tierarzt wartet, sollte man das Pferd nicht unnötig bewegen und auch nicht mehr reiten, da sich die Erkrankung ansonsten verschlimmern kann. Auch das Pferd auf der Weide weiter grasen zu lassen kann zu einer Verschlechterung des Zustands führen, daher sollte das Pferd nach Möglichkeit von der Weide in eine gut eingestreute, weiche Box gestellt und mit ausreichend Heu und Wasser versorgt werden – dies jedoch nur, wenn der Stall nicht allzu weit vom Standort des Pferdes entfernt ist. Falls die Entfernung zum Stall zu groß ist, ist es besser, das Pferd an seinem Standort zu lassen und es ihm dort so angenehm wie möglich zu machen – nach Möglichkeit sollte man es aber am Grasen hindern. Ihr Tierarzt wird Ihnen weitere Anweisungen geben, sobald er eingetroffen ist."

Im Übrigen macht die Broschüre Pferdebesitzern auch Mut: Hufrehe ist längst kein Todesurteil mehr für die meisten betroffenen Pferde: Frühzeitig erkannt und richtig behandelt, kann sie heute in vielen Fällen auch geheilt werden. Und auch der Ausblick stimmt zuversichtlich: „Mit fortschreitender Forschung ist zu hoffen, daß wir die Faktoren, die ein Pferd für Hufrehe anfällig machen, künftig noch besser verstehen und daß noch effektivere Vorbeugungsmaßnahmen gesetzt werden können, um vielen Pferden die leidvolle Erfahrung dieser Erkrankung zu ersparen."

Die Hufrehe-Broschüre (leider nur in englischer Sprache, aber einfach und durchaus verständlich formuliert) von World Horse Welfare steht hier zum Gratis-Download zur Verfügung.

Die erwähnte Broschüre zur Gewichts-Beurteilung bei Pferden und zur Ermittlung des ,body condition score' von World Horse Welfare mit dem Titel ,Right weight' steht (ebenfalls in englischer Sprache) hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.

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