News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Kokos – ein Futtermittel bei Cushing & EMS?
21.09.2015 / News

Für Pferde mit Stoffwechsel-Störungen wie dem Cushing Syndrom werden Futtermittel mit einem NSC-Gehalt von weniger als 12 % empfohlen.
Für Pferde mit Stoffwechsel-Störungen wie dem Cushing Syndrom werden Futtermittel mit einem NSC-Gehalt von weniger als 12 % empfohlen. / Foto: Archiv
Für die Studie wurde das Futtermittel CoolStance Copra verwendet.
Für die Studie wurde das Futtermittel CoolStance Copra verwendet. / Foto: CoolStance

Wie eine australische Studie nahelegt, könnte die Fütterung von Kokos eine Alternative für Pferde sein, die von Stoffwechselerkrankungen wie dem Cushing Syndrom oder EMS betroffen sind.

 

Immer mehr Pferde sind von Stoffwechselerkrankungen wie dem Equinen Cushing Syndron (ECS), dem Equinen Metabolische Snydron (EMS) oder der Polysaccharide-Speicher-Myopathie (PSSM) betroffen – und benötigen folglich eine speziell abgestimmte Diät, die insbesondere einen niedrigen Gehalt an nicht-strukturellen Kohlehydraten (NSC) aufweisen sollte. (Anmerkung: Nicht-strukturelle Kohlenhydrate sind einfache Zucker, Stärke und Fruktan, die leicht verdaulich und daher z. B. für Pferde mit Insulinresistenz problematisch sind). Wissenschaftler empfehlen, daß Pferde, die anfällig für diese Erkrankungen oder bereits unmittelbar von ihnen betroffen sind, nur Futtermittel mit einem NSC-Gehalt von weniger als 12 % erhalten sollten.

Die australischen Forscher Dr. Tim Kempton und Dr. Nerida Richards haben untersucht, wie Pferde auf die Fütterung von vier verschiedenen Futtermitteln mit jeweils unterschiedlichem NSC-Gehalt reagieren – und zwar insbesondere hinsichtlich ihres Blutzucker- und Insulin-Spiegels nach der Fütterung. Ihre Ergebnisse haben sie vor kurzem in der Zeitschrift ,Animal Feed Science and Technology' veröffentlicht.

Von den vier Futtermitteln hatten zwei einen niedrigen NSC-Gehalt – und zwar die Fütterung ausschließlich auf der Weide, bei der der NSC-Gehalt mit 7 % errechnet wurde, und die Fütterung von Kokos, die einen NSC-Gehalt von 11 % aufwies. Zwei weitere Futtermittel hatten einen deutlich höheren Gehalt an nicht-strukturellen Kohlehydraten, nämlich pelletiertes Pferdefutter mit 25,3 % NSC-Gehalt sowie ein Pferdemüsli mit einem NSC-Gehalt von 33,7 %. Verwendet wurden die Futtermittel Cool Stance copra (Kokos), Mitavite Economix (Pellets) und Barastoc Cool Command (Müsli).

An der Studie nahmen vier Pferde (drei Wallache, eine Stute) mittleren Alters (zwischen 14 und 20 Jahren) und mit ähnlichem Body Condition Score (zwischen 4 und 6,5) teil. Jedes der vier Pferde erhielt in zufälliger Reihenfolge jede der vier Diäten, und zwar jeweils vier Tage lang. Sämtliche Pferde hatten täglich von 8 bis 18 Uhr Weidegang, jenes mit ausschließlicher Weideernährung sogar rund um die Uhr – die drei anderen erhielten ihre ergänzenden Futterrationen Kokos, Pellets und Müsli je zur Hälfte am Morgen sowie am Abend. Das Pferd, das ausschließlich Weidegang ohne ergänzende Futterration erhielt, bekam einmal am Tag eine Vitamin- und Mineralstoff-Ergänzung. Sämtliche Pferde hatten während der gesamten Studiendauer uneingeschränkten Zugang zu Wasser und zu einem Salz-Leckstein.

Am jeweils fünften Tag – also nach ,Vollendung' jeder einzelnen Diät – wurden bei jedem Pferd Blutproben entnommen, um den Blutzucker- sowie den Insulinspiegel zu messen. Um den Verlauf des Blutzucker- bzw. Insulinspiegels zu messen, wurden die Blutproben in bestimmten Zeitabständen über eine Dauer von 6 Stunden mittels Dauerkatheter entnommen, beginnend unmittelbar nach Verabreichung der Futterration.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Fütterung von Kokos führte bei den Pferden zu keinem höheren Blutzuckerspiegel als bei den Pferden, welche die Weideernährung mit niedrigen NSC-Gehalt genossen – während die ergänzende Fütterung mit Pellets sowie mit Müsli-Rationen zu einem signifikanten Anstieg des Blutzuckerspiegels nach der Fütterung geführt hat. Die Fütterung von Pellets und Müsli hat auch den Insulinspiegel im Vergleich zur Weide- und Kokos-Fütterung deutlich erhöht. Interessant war, daß die Kokos-Ration den Insulinspiegel zwar unmittelbar nach der Fütterung (im Zeitraum 15 bis 60 Minuten nach Verabreichung der Ration) erhöht hat – nach dieser Zeit gab es aber keine signifikanten Unterschiede mehr.

Das Resümee der Forscher: „Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, daß der NSC-Gehalt eines Futtermittels den Blutzucker- und Insulinspiegel nach der Fütterung beeinflusst, wobei Futtermittel mit niedrigem NSC-Gehalt deutlich niedrigere Werte zur Folge haben als Futtermittel mit höherem NSC-Gehalt. Die Veränderungen des Insulin-Spiegels nach einer Kokos-Ration waren in dieser Studie sowohl in der Größenordnung als auch hinsichtlich der Zeitspanne bescheiden im Vergleich zu jenem Niveau, das in der wissenschaftlichen Literatur für das Entstehen von Hufrehe als relevant eingestuft wird – und sind daher mit hoher Wahrscheinlichkeit physiologisch unbedeutend. Kokos ist somit ein Futtermittel-Bestandteil, der bei Pferden in Betracht gezogen werden kann, die nur Futtermittel mit niedrigem NSC-Gehalt bekommen sollen und bei denen nur minimale Auswirkungen auf den Blutzucker- und Insulinspiegel nach der Fütterung zu erwarten sind."

Die Studie ,The post feeding glycaemic and insulin response to copra meal in horses' von Dr. Tim Kempton und Dr. Nerida Richards ist in der September-Ausgabe der Zeitschrift ,Animal feed and Science Technology' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen