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In Wien fährt wieder die Pferde-Straßenbahn
22.09.2015 / News

Hier die beiden Norikerstuten Fanni und Gisela bei der nächtlichen Generalprobe am Wiener Ring am 18. September.
Hier die beiden Norikerstuten Fanni und Gisela bei der nächtlichen Generalprobe am Wiener Ring am 18. September. / Foto: Wiener Linien/Thomas Jantzen
Ein wunderschönes Bild: Bei der Jubiläums-Parade am 27. September fährt die historische Pferde-Tramway an der Spitze.
Ein wunderschönes Bild: Bei der Jubiläums-Parade am 27. September fährt die historische Pferde-Tramway an der Spitze. / Foto: Wiener Linien/Thomas Jantzen

Am 27. September findet anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Wiener Tramway eine große Fahrzeugparade auf der Ringstraße statt, bei der auch eine historische Pferde-Straßenbahn zu sehen ist.

 

Es war auch international aufsehenerregend, als sich am 4. Oktober 1865 die ersten Straßenbahngarnituren auf der etwas über 4 Kilometer langen Schienenstrecke vom Schottentor über die Alser Straße nach Hernals in Bewegung setzten – selbstverständlich von Pferden gezogen. Am 27. September hat man die seltene Gelegenheit, dieses Bild wieder zu erleben und 50 historische Fahrzeuge aus der Wiener Verkehrsgeschichte im Rahmen einer großen Oldtimer-Parade am Ring bewundern zu können, darunter auch die Pferde-Tramway, die aus dem Jahr 1868 stammt und die seit vielen Jahrzehnten im Verkehrsmuseum Remise der Wiener Linien ausgestellt ist. Es ist eine reizvolle Erinnerung daran, daß das Pferd seit Jahrtausenden ein Begleiter des Menschen ist – und daß ohne Pferde auch früher nichts ging.

Für die nötige Zugkraft bei der Jubiläums-Parade sorgen die beiden Noriker-Stuten Fanni (12 Jahre alt) und Gisela (5 Jahre alt), die auch schon bei der nächtlichen Generalprobe am 18. September ihre Aufgabe souverän erledigten. Gelenkt werden sie von keinem Geringeren als Franz Rieger aus dem niederösterreichischen Tullnerbach, einem Hotelier und passionierten Pferdemann, dessen Familie seit drei Generationen mit Pferden verbunden ist und auch ein Fiakerunternehmen in Wien betreibt. Sohn Manfred aus Pressbaum ist ebenfalls mit dabei und hat auch schon bei der Generalprobe darauf geachtet, daß alles – im wahrsten Sinn des Wortes – wie auf Schienen läuft, auch von kleineren Hürden läßt man sich nicht aus der Ruhe bringen: „Der Asphalt zwischen den Schienen ist ziemlich glatt, aber unsere Pferde sind glücklicherweise sehr trittsicher", so Manfred Rieger. Ein wenig improvisieren musste man aber doch, denn bei der Generalprobe zeigte sich ein kleines Problem: „Die in der Pferde-Tramway eingesetzten Pferde waren deutlich kleiner als unsere Noriker, meist hat man ausrangierte Armeepferde dafür herangezogen, die problemlos in der schmalen Schienenspur gehen konnten. Bei unseren Norikern geht sich das nicht ganz aus, deshalb müssen wir leicht versetzt fahren, damit keines der Pferde auf einem Gleisstrang gehen muss."

Bei der Frage, ob die Pferde keine Mühe haben, die große Straßenbahngarnitur zu ziehen, muss Manfred Rieger schmunzeln: „Das ist ein Klacks für unsere Noriker, weil der Rollwiderstand ja sehr gering ist, das strengt die überhaupt nicht an. Problematischer wäre theoretisch der ganze Rummel und Lärm rundherum – unmittelbar hinter uns fährt ja die Dampf-Tramway, die schon ein ziemliches Theater macht. Aber die Noriker sind geborene Phlegmatiker – auch bei der Generalprobe hat sie das alles nicht aus der Ruhe bringen können." Somit steht einer gemütlichen Ausfahrt am 27. September nichts mehr im Wege – anschauen lohnt sich auf jeden Fall.

Am 27. September kann man übrigens zwischen 8.00 und 22.00 Uhr alle Wiener Linien (inklusive Schnellbahn, Badner Bahn und Busse) gratis mit Sonderfahrschein benutzen. Den Sonderfahrschein gibt's in allen Ticket- und Infostellen der Wiener Linien bzw. zum Download unter www.wienerlinien.at.

Das Programm
Die Jubiläumsveranstaltung „150 Jahre Wiener Tramway" beginnt am 27. September um 10 Uhr mit einem Orchester-Konzert am Wiener Rathausplatz. Um 11.15 Uhr folgt ein Auftritt von Christina Stürmer auf der Showbühne, um 12.30 Uhr die offizielle Eröffnung mit den Festreden.
Die historische Oldtimer-Parade mit insgesamt 50 Fahrzeugen samt Pferde-Straßenbahn beginnt um 13.00 Uhr bei der Station Schottentor und führt bis zum Schwarzenbergplatz. Der gesamte Festzug wird auf die Screens bei der Showbühne am Rathausplatz übertragen (Dauer bis ca. 15 Uhr).
Ab 15.30 Uhr folgt auf der Showbühne der Auftritt der Wiener Legenden – u. a. mit Kultband Monti Beton, Johann K. (Hans Krankl), Herbert Prohaska, Horst Chmela, Tini Kainrath, Michael Seida und Andy Baum. Ende ist ca. um 17 Uhr.

 

HISTORISCHES
Erst Pferde, dann Dampf, dann Strom
Die ersten 20 Jahre – also von 1865 bis in die 1880er Jahre – wurden die Tramway-Wagen ausschließlich von Pferden (im Normalbetrieb wurden zwei Tiere eingespannt) gezogen, danach wurden vermehrt die moderneren Dampfstraßenbahnen eingesetzt, die jedoch wegen der starken Rauchentwicklung vor allem in den Vororten und Vorstädten unterwegs waren. Statt der üblichen zwei Pferdestärken waren sie bereits mit rund 100 PS unterwegs. Die ersten 38 Jahre bis 1903 waren es Privatfirmen, die mit Pferde- oder Dampkraft den öffentlichen Verkehr in der Stadt besorgten. Dann übernahm die öffentliche Hand in Form der „Städtischen Straßenbahnen“ – heute Wiener Linien – die Verantwortung.

Das gesamte Tramwaynetz wurde ab 1925 sukzessive elektrifiziert und ausgebaut. Zu Beginn der 1930er Jahre hatte das Straßenbahnnetz mit über 300 Kilometern seine größte Ausdehnung. Waren in den 1960er Jahren die Fahrgastzahlen sogar rückläufig, setzte mit der Inbetriebnahme der ersten U-Bahn-Linien ein beispielloser Erfolgsrun der Verkehrsbetriebe ein. Heute bilden U-Bahn, Straßenbahn und Bus die drei Säulen des öffentlichen Verkehrs in der Stadt. Zusammen können sie auf beinahe 1 Milliarde Fahrgäste im Jahr verweisen, ein auch international rekordverdächtiger Wert.

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