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FN macht Tierschutz zum Thema
04.12.2015 / News

Nur fairer, pferdegerechter Sport wird künftig auch von der Gesellschaft akzeptiert werden, so das Resümee der FN-Tierschutztagung.
Nur fairer, pferdegerechter Sport wird künftig auch von der Gesellschaft akzeptiert werden, so das Resümee der FN-Tierschutztagung. / Foto: Irene Gams

Am 2. und 3. Dezember fand auf Initiative der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf die erste FN-Tierschutztagung statt, 130 Verbandsvertreter nahmen daran teil, um sich über Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen des Tierschutzes in Pferdesport und -zucht zu informieren.

 

Die Verantwortlichen der FN wissen, wie wichtig – ja, wie entscheidend das Thema Tierschutz für den gesamten Pferdesport ist und in Zukunft noch viel mehr sein wird: Nur fairer, pferdegerechter Sport, der auf die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes eingeht und Rücksicht nimmt, wird künftig auch von der Gesellschaft akzeptiert werden – und jeder Verband muss auf allen Ebenen dafür sorgen, daß dies auch bei allen Funktionären und Aktiven anerkannt, akzeptiert und auch gelebt wird: Das war die zentrale Botschaft der ersten bundesweiten FN-Tierschutztagung in Warendorf. Oder, wie es FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach formulierte: „Wir wollten mit dieser Tagung Wissen schaffen und die Sensibilität für das Thema Tierschutz erhöhen."

Den gesellschaftlichen Hintergrund zum Thema Tierschutz lieferte Dr. Peter Kunzmann, Professor für angewandte Ethik in der Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. „Das Thema Tier unterliegt einem kolossalen Wandel in der Gesellschaft“, berichtete er. Das Verhältnis zum Tier ist heute von hoher Emotionalität geprägt. „Es gibt gute Gründe, Tieren einen hohen moralischen Stellenwert einzuräumen.“ Eine Entwicklung, die keine „vorüberziehende Wolke“ ist, sondern eine gesellschaftliche Haltung, die von erhöhten Anforderungen an den Tierschutz bis hin zur Ablehnung von Tiernutzung reicht – eine Position, die von Tierrechtlern vertreten wird. „Tierschutz setzt Nutzung von Tieren voraus“, sagte Kunzmann. Allerdings mit dem Anspruch, übermäßige oder nicht zu rechtfertigende Belastungen zu verhindern, denn Pferde haben Bedürfnisse und erleben damit auch Emotionen wie Angst, Schmerz und Mangel. „Alle, die heute mit Tieren agieren, können sich schlechten Umgang nicht leisten. Die Gesellschaft akzeptiert Tierschutzvergehen nicht. Halten Sie Ihre Weste sauber. Ahnden Sie schwarze Schafe konsequent. Man wird sie dafür nicht loben, wenn Sie es tun, aber Sie haben einen ganz schlechten Stand, wenn Sie es nicht tun“, machte der Tierethiker die Konsequenzen klar. „Ich bin positiv überrascht, wie gut die Tagung besucht ist. Die Tagung ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Zeigt sie doch, dass der Verband sich offensiv mit dem Thema Tierschutz auseinandersetzt und dass auch der Bedarf da ist“, sagte Dr. Esther Müller, Vertreterin des Deutschen Tierschutzbundes im FN-Fachbeirat Tierschutz.

Wie sich das konkret im Tierschutzgesetz widerspiegelt, erläuterte Dr. Nicole Schertl als Vertreterin des Referats Tierschutz im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL). Sie zeigte die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen auf. „Das Tierschutzgesetz schützt das Leben und Wohlbefinden der Pferde. Der Mensch muss aber für angemessene Ernährung, Unterbringung, Pflege und Bewegung sorgen. Dies erfordert eine hohe Kompetenz und Sachkenntnis“, sagte sie.

Auf dem Tierschutzgesetz beruhen zum einen die Leitlinien Tierschutz im Pferdesport, die 1992 niedergeschrieben und vom BMEL herausgegeben wurden. Erarbeitet hat sie die Gruppe Tierschutz und Pferdesport. Zum anderen aber auch die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, die von der Sachverständigengruppe tierschutzgerechte Pferdehaltung verfasst wurden. Die jeweiligen Arbeitsgruppen bestanden aus Vertretern von Ministerien, Veterinär-, Pferdesport- und Tierschutzverbänden. „Die Leitlinien zur Pferdehaltung gibt es seit 20 Jahren, weil man schon damals den Bedarf erkannt hat, gemeinsam einen Maßstab für die Haltung und Nutzung von Pferden zu erarbeiten“, sagte Dr. Christiane Müller, Mitglied im FN-Präsidium und dort zuständig für das Thema Tierschutz. „Mit den Leitlinien können wir zeigen, dass wir Pferdefreunde sind und das Wissen und die Expertise haben. Durch deren Einhaltung sollten wir dafür Sorge tragen, dass wir der Öffentlichkeit keine Angriffsfläche bieten.“

Über die Folgen mangelhafter Pferdehaltung berichtete Dr. Margit Zeitler-Feicht, Dozentin unter anderem für Tierschutz und Tierhaltung am Wissenschaftszentrum Weihenstephan und der TU München, wo sie über Tiergerechtheit von Haltungssystemen forscht. So können zu geringe Raufuttergaben beispielsweise Ursache für angenagte Boxenwände sein. „Die Aufgabe der Leitlinien ist es, die Umsetzung des Tierschutzgesetzes zu unterstützen“, sagte Dr. Zeitler-Feicht. „Die Leitlinien sind nicht rechtsverbindlich, haben vor Gericht aber einen hohen Stellenwert und werden im Zweifelsfall auch von Gutachtern herangezogen.“

Die zentrale Erkenntnis der Tagung war, dass der Verband mit der Reitlehre und seinen Werken für die Ausbildung von Reitern, Fahrern, Voltigierern, Züchtern und Pferdehaltern in Sachen Tierschutz gut aufgestellt ist. Ob die Richtlinien für Reiten und Fahren, die Ethischen Grundsätze des Pferdefreundes oder die Regelwerke für den Turniersport, die Ausbildung und die Zucht - die sportlich faire Haltung gegenüber dem Partner Pferd, sein physisches und psychisches Wohlergehen und somit der Tierschutz ist in allen Werken fest verankert. „Die Tagung hat aber auch gezeigt, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht immer übereinstimmen und es manchmal auch an der Akzeptanz unserer eigenen Regeln mangelt“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. „Wir müssen aber den Mut haben, genau hinzuschauen und Missstände offen anzusprechen, denn wir sind die Vorbilder, wenn es um die Umsetzung unserer Reitlehre und die richtlinienkonforme Pferdehaltung geht.“

Quelle: FN-press

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