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Umfrage: Diese Futterzusätze verwenden Reiter am häufigsten
25.02.2016 / News

Welche Futterzusätze verabreichen Pferdebesitzer an ihre Vierbeiner – und aus welchen Gründen? Diesen Fragen sind britische Wissenschaftler nachgegangen.
Welche Futterzusätze verabreichen Pferdebesitzer an ihre Vierbeiner – und aus welchen Gründen? Diesen Fragen sind britische Wissenschaftler nachgegangen. / Foto: Archiv

Eine Online-Befragung unter den Besitzern von Dressur- und Vielseitigkeitspferden in Großbritannien hat einige überraschende Ergebnisse über den Einsatz von Futterzusätzen gebracht.

 

Bislang gab es, so die britischen Wissenschaftler einleitend, nur wenige Studien darüber, aus welchen Motiven Pferdebesitzer unterschiedliche Futterzusätze kaufen und verabreichen – und auch nur ein begrenztes Wissen über deren Effizienz bei der Vorbeugung und Behandlung von Gesundheits- und Leistungsproblemen. Dies ist ein durchaus erstaunliches Faktum, insbesondere angesichts der Größe des Marktes: Pro Jahr werden allein in Großbritannien ca. 171.000 Futterzusätze verkauft und ein Umsatz von ca. 34 Millionen Pfund (= 43 Millionen Euro) erzielt, wie Zahlen der ,British Equestrian Trade Association' aus dem Jahr 2011 zeigen. Im Schnitt gibt ein Käufer 198 Pfund (= 250,– Euro) pro Jahr für Futterzusätze aus.

Ein Forscherteam rund um Prof. Prof. Sarah Freeman von der Veterinärmedizinischen Universität Nottingham wollte diesen riesigen Markt näher beleuchten und lancierte auf beliebten Dressur- und Vielseitigkeits-Webseiten eine detaillierte Online-Umfrage: Damit wollte man von den Besitzern von Dressur- und Vielseitigkeitspferden in Großbritannien Näheres über den Kauf bzw. die Verwendung von Futterzusätzen erfahren: Was wird genau wofür gekauft – und aus welchen Gründen? Zugleich wurden auch Daten über die Besitzer selbst (Alter, Einkommen etc.) und ihrer Pferde (Rasse, Alter etc.) erhoben – und auch abgefragt, welche Meinung die Reiter über Gesundheits- und Leistungsprobleme bei ihren Pferden haben. Insgesamt konnten 599 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden, der Großteil davon stammte von Dressurpferde-Besitzern (441), der Rest (158) von den Besitzern von Vielseitigkeitspferden. Die Teilnehmer waren mit durchschnittlich 26,4 Jahren Reiterfahrung erstaunlich arriviert – und sie besaßen im Schnitt 1,2 Pferde.

Die Umfrage brachte hinsichtlich der Verwendung von Futterzusätzen durchaus erstaunliche Ergebnisse: So zeigte sich, daß die Besitzer für ihre besten Turnierpferde durchschnittlich zwei Futterzusätze verwenden, wobei die Bandbreite von null bis zu zehn (!) verwendeten Zusätzen reichte.

Bei den Dressurpferden wurden als wichtigste Gesundheits- bzw. Leistungsprobleme die Bereiche „Energie/Verhalten", „Lahmheiten" sowie „Rücken- und Muskelprobleme" angeführt. Als wichtigste Probleme bei Vielseitigkeitspferden wurden „Ausdauer und Fitness-Niveau", „Lahmheiten" und „Energie/Verhalten" genannt.

Dressurpferde-Besitzer nannten als Hauptgründe für die Verwendung von Futterzusätzen bei ihren Top-Turnierpferden die Bereiche „Gelenke und Beweglichkeit" sowie „Verhalten" – für Vielseitigkeitspferde-Besitzer waren es „Elektrolyte" sowie „Energie/Verhalten".

Lahmheiten und Verhaltens-Probleme waren somit für beide Besitzer-Gruppen Bereiche von zentralem Interesse, so das Studien-Team. Bemerkenswert aber war, daß die Meinung über die wichtigsten gesundheitlichen Probleme für die jeweilige Disziplin nicht mit den Motiven übereinstimmte, Futterzusätze zu verabreichen, so die Forscher. Im Klartext: Vielfach werden Futterzusätze gekauft und verabreicht, die oft nur wenig mit den vermuteten gesundheitlichen Hauptproblemen seines Pferdes zu tun haben.

Das führt zu einigen erstaunlichen Beobachtungen: So nennen etwa die Besitzer von Dressurpferden die Bereiche „Verhalten" und „Energie" an oberster Stelle ihrer gesundheitlichen Prioritäten, gefolgt von Lahmheit sowie Rücken- und Muskelproblemen. Verhaltensprobleme werden an nächster Stelle genannt, und danach folgend auch noch „Gelenke und Beweglichkeit". Überraschenderweise sind jedoch Probleme bei  „Gelenken und Beweglichkeit" der wichtigste Grund für die Verwendung von Futterzusätzen.

Diese Inkongruenz kam auch in den Befragungsergebnissen unter Vielseitigkeitspferde-Besitzern zutage, wie die Forscher feststellten: „Diese haben die Bereiche ,Ausdauer' und ,Fitness' als Punkte von höchster Wichtigkeit bezeichnet, gefolgt von ,Lahmheiten', sowie an dritter Stelle von ,Verhalten und Energie'. Als Hauptproblem ihres besten Turnierpferdes wurden jedoch Verhaltensprobleme genannt, gefolgt von ,Gelenke und Beweglichkeit', was sich weitgehend mit den Antworten der Dressurpferde-Besitzer deckt. Es zeigt sich aber auch hier, daß ihre allgemeinen Ansichten über Gesundheits- und Leistungsprobleme sich nicht mit der Verwendung ihrer Futterzusätze gedeckt haben – und daß der Hauptgrund für die Verwendung von Futterzusätzen die Elektrolyt-Ergänzung sowie die Unterstützung bei Gelenks- und Beweglichkeits-Problemen war."

Weshalb theoretisches Wissen und praktisches Handeln in diesem Punkt so weit auseinandergehen, darüber können auch die Forscher nur Mutmaßungen anstellen: Es sei denkbar, daß etwa die begrenzte Zahl von wissenschaftlichen Studien über Verhaltensprobleme bei Pferden ein möglicher Grund sein könnte – ebenso, daß es über die Effektivität von Futterzusätzen bei Verhaltensproblemen nur wenig gesichertes Wissen gibt. Im Gegensatz dazu existieren erheblich mehr Studien über den Einsatz von Futterzusätzen zur Unterstützung der Gelenks-Funktionen sowie der Beweglichkeit. Die Forscher weiter:  „Das könnte erklären, warum Besitzer und Reiter diese Futterzusätze als so wichtig einschätzen, um sie bei ihren Pferden zu verwenden – auch wenn ihre Wirkung nicht immer zweifelsfrei erwiesen ist.

Denkbar ist jedoch auch, daß viele Pferdebesitzer Futterzusätze zur Förderung von „Gelenken und Beweglichkeit" gleichsam vorbeugend, als präventive Maßnahme verabreichen  – etwa, um das Risiko einer Gelenkserkrankung zu minimieren oder mögliche Beweglichkeits-Probleme von vornherein zu vermeiden – und weniger als Mittel zur Lösung bzw. Linderung eines akuten Gesundheits- oder Leistungs-Problems.

Ein weiteres spannendes Ergebnis der Umfrage: Obwohl es vielfach an einem verlässlichen Wirkungs-Nachweis bei vielen Futterzusätzen fehlt, erfreuen sich diese offenbar enormer Beliebtheit: Von 542 Teilnehmern gaben lediglich 29 an, keinerlei Futterzusätze zu verwenden. Und der weitaus größte Teil zeigte sich auch noch von der Wirkung überzeugt – die meisten gaben an, die Zusätze hätten bei ihren Pferden eine deutliche Verbesserung gebracht.

Für die Forscher aufschlussreich war insbesondere die große Wichtigkeit, die Pferdebesitzer dem Bereich der Verhaltens-Probleme bei ihren Turnierpferden zuerkennen: Dies sollte Anlass für weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich sein, so etwa über das Vorkommen, die Häufigkeit und die Gründe von Verhaltensproblemen bei Turnierpferden – aber auch generell über die Wirksamkeit und Effizienz von Futterzusätzen bei Pferden, so die Forscher abschließend.

Die Studie „The use of nutritional supplements in dressage and eventing horses" von
C. Agar, R. Gemmill, T. Hollands und S. L. Freeman ist in der Februar-Ausgabe 2016 des Magazins ,Veterinary Record Open' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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