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Schwerer Herpes-Ausbruch in Mildstedt
26.02.2016 / News

Ein typisches Symptom für eine Herpes-Erkrankung sind neurologische Ausfälle, meist eine Hinderhandschwäche wie bei dem hier gezeigten Pferd.
Ein typisches Symptom für eine Herpes-Erkrankung sind neurologische Ausfälle, meist eine Hinderhandschwäche wie bei dem hier gezeigten Pferd. / Foto: Vedmeduni Wien

In einem Reitstall in Mildstedt (Kreis Nordfriesland) im Bundesland Schleswig-Holstein sind – trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen – bereits sechs Pferde am gefährlichen Herpes-Virus verstorben.

 

Die Hiobsbotschaften für die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins Mildstedt nehmen kein Ende: Bereits Anfang Februar war erstmals die tückische Viruserkrankung aufgetreten, ein Pony musste damals eingeschläfert werden, nachdem es seine Hinterbeine nicht mehr kontrolliert bewegen konnte. Ein Labortest brachte nach anfänglichem Rätselraten schließlich Klarheit über die Todesursache – das Pony war am Equinen Herpes-Virus (EHV) vom Typ 1 befallen.

Die Vereinsleitung ordnete sofort umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen an – die Reitanlage wurde bis Ende Februar gesperrt, sämtliche Lehrgänge und Turniere wurden abgesagt, kein Pferd durfte mehr die Anlage verlassen oder neu betreten, auch der Unterricht wurde eingestellt und der gesamte Stall- und Reitbetrieb neu strukturiert. Eine umgehend angesetzte Informationsveranstaltung informierte sämtliche Einsteller bzw. Vereinsmitglieder über die Gefahren der Herpes-Infektion sowie über die notwendig gewordenen Verhaltensregeln. So hoffte der Vereinsvorstand, die Lage in den Griff zu bekommen und vor allem ein Übergreifen der Infektion auf das zweite, große Stallgebäude zu verhindern – und es sah anfangs tatsächlich so aus, als würde dies auch gelingen.

Doch die Hoffnungen auf eine Entspannung der Situation erfüllten sich leider nicht: Mitte Februar verstarb ein weiteres Pferd an der Herpes-Infektion – noch dazu im großen Stallgebäude, was Schlimmes erahnen ließ. Tatsächlich musste die Vereinsleitung wenige Tage später – am 22. Februar – schließlich weitere schlechte Nachrichten verkünden: Trotz Umsetzung sämtlicher Schutzmaßnahmen, die mit insgesamt vier Tierärzten abgesprochen waren, waren weitere vier Pferde im großen Stall ums Leben gekommen – die Zahl der Todesfälle hatte sich auf insgesamt sechs erhöht. Und es waren noch weitere Pferde des Stalls mit Fieber befallen.

Seither herrscht im Reit- und Fahrverein Mildstedt der Ausnahmezustand – und pure Verzweiflung:  Rätselhaft bleibt vor allem das Übergreifen des Virus auf das entfernt liegende, große Stallgebäude, das sich auch der behandelnde Tierarzt Dr. Karsten Klein nicht völlig erklären kann. Auch die Aggressivität des Virus sei aus fachlicher Sicht ungewöhnlich: Während üblicherweise die Todesrate bei Herpes zwischen drei und fünf Prozent liege, seien im großen Stall bereits 5 von 30 Tieren gestorben. Zwei weitere seien schwer erkrankt – ihr Überleben sei ungewiss, so der Veterinär.

Vereins-Obmann Friedrichsen hofft, daß das Schlimmste aber nun überstanden ist – und die Mitglieder dem Verein auch in dieser schweren Zeit treu bleiben. Der finanzielle Schaden ist jedenfalls enorm – noch schwerer wiegt jedoch das menschliche Leid für die betroffenen Pferdebesitzer: Die Pferde seien für sie wie Familienmitglieder gewesen, eine Familie habe sogar zwei Tiere verloren, so Vereinsobmann Dieter Friedrichsen gegenüber den ,Husumer Nachrichten'.

Hintergrund
Das Equine Herpes-Virus Typ 1 kommt weltweit vor und führt insbesondere im späten Winter sowie im Frühjahr zu regionalen Ausbrüchen unterschiedlicher Intensität. Das Virus kann sowohl direkt über Tröpfcheninfektion – etwa durch Husten und Schnupfen – übertragen werden, als auch indirekt – z. B. über Futterkrippen, Tränkebecken, Kleider und Schuhe von Pflegepersonal und ReiterInnen. Es ist für andere Pferde hochansteckend und kann Aborte sowie neurologische Störungen wie Hinterhandschwäche und Festliegen auslösen. EHV-1 ist weder anzeige- noch meldepflichtig und für den Menschen ungefährlich.

Eine ausführliche Information der Vetmeduni Wien über Symtpome, Übertragungswege, Behandlung sowie Kontroll- und Vorsichtsmaßnahmen dieser gefährlichen Viruserkrankung finden Sie hier.

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