Die fünfte Auflage der Österreichischen Pferdefachtagung am 27. Februar in der Puttererseehalle gelang Dank bester Organisation und exzellenter Vortragender einmal mehr hervorragend.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Qualität setzt sich durch – und die Erfolgsgeschichte der Österreichischen Pferdefachtagung ist ein gutes Beispiel dafür. Seit der Premiere im Jahr 2012 – damals noch im LFZ Raumberg-Gumpenstein – ist man konsequent den qualitätsorientierten Weg gegangen, hat auf jegliches Sensationsgeheische verzichtet und Jahr für Jahr darauf geachtet, seriöse, fachlich hochstehende und für die heimische Pferdebranche relevante Informationen weiterzugeben. Beispielhaft sei hier der Vorstoß zur Lösung der Grundwasser-Problematik (Belastung durch Stickstoff, Nitrat etc.) auf heimischen Gatschkoppeln erwähnt, der zu einem deutlich höheren Problembewusstsein bei vielen Pferdehaltern geführt hat.

Die Tagung des Jahres 2016 ist diesen Weg weitergegangen und hat wieder viele interessante Infos und spannende Themen aufs Tapet gebracht: Ein Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung war das Thema Kolik, das gleich von zwei Referenten – Prof. Rene van den Hoven von der Vetmeduni Wien sowie Fachtierarzt Dr. Karl Pauritsch – aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde. Gundula Lorenz stellte das Equinofit-Trainingskonzept vor, in dessen Zentrum die gesundheitsfördernde und artgerechte Arbeit mit dem Partner Pferd steht – und Aktivstall-Pionier Thorsten Hinrichs gab viele spannende Fakten und Zahlen über die Wirtschaftlichkeit von Gruppenhaltungen im HIT-Aktivstall zum Besten. Den Schlusspunkt setzte Ing. Karl Platzer mit einem vielversprechenden Ausblick auf die im April beginnende OÖ Landesausstellung „Mensch und Pferd" – ein Event, den zweifellos kein heimischer Pferdefreund versäumen sollte!

Doch die diesjährige Pferdefachtagung ging über die Vermittlung von bloßer Fachinformation noch weit hinaus: Der erste Vortrag des Tages – gleichsam das ,Impulsreferat' der ganzen Tagung – wurde von Meinungsforscher Werner Beutelmeyer aus Linz gehalten, und er vollbrachte tatsächlich das Kunststück, aus einem Wust trockener Umfrage-Daten viele spannende, ungewöhnliche und überraschende Fakten über Pferde & Pferdemenschen zu destillieren, und das auf rhetorisch höchst unterhaltsame Weise! Als absoluter Profi seines Fachs entpuppte sich auch der aus Deutschland angereiste Generalsekretär der FN, Soenke Lauterbach, der die gesellschaftlichen Herausforderungen insbesondere der Pferdesportorganisationen skizzierte und sich auch bei den an ihn gerichteten, nicht immer freundlichen Fragen als überaus souveräner und versierter Kommunikator entpuppte.

Aufschlussreich war zweifellos auch die anschließende Podiumsdiskussion mit namhaften Vertretern der wichtigsten heimischen Pferde-Organisationen und Kammern. Aufgrund von Terminproblemen blieb der für den Vertreter der Wirtschaftskammer vorgesehene Stuhl leider leer – was allgemein mit Bedauern registriert wurde, hatten sich doch viele ZuhörerInnen im aktuell schwelenden Konflikt um landwirtschaftliche bzw. gewerbliche Pferdeeinstellung zumindest eine Klärung der Standpunkte erhofft. So blieb es beim allgemeinen Bekenntnis zu mehr und besserer Zusammenarbeit – wieviel dieses wert ist, wird man wohl in den nächsten Monaten sehen.

Dass Qualität ein wesentlicher Baustein des Erfolgs ist, wurde bereits gesagt – es müssen aber auch die richtigen Menschen da sein, um diesen Baustein ins Gesamtgebäude einzufügen. Für die Österreichische Pferdefachtagung ist dies kein Geringerer als Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber, der sich immer mehr als Glücksfall für die Pferdeszene herausstellt, weil er nicht nur über das Ansehen und die fachliche Souveränität, sondern auch die charakterliche Festigkeit verfügt, der heimischen Pferdebranche ihre Optionen aufzuzeigen und auch den Finger in offene Wunden zu legen.

Der unsägliche – und in Wahrheit hochgradig überflüssige – Konflikt rund um das Gewerberecht, so Dr. Buchgraber in seinem Diskussions-Resümee, müsse auf fachlicher Ebene verhandelt und gelöst und von persönlichen Emotionen und Befindlichkeiten befreit werden – ansonsten werde die gesamte Szene noch mehr Schaden nehmen. Und es müsse – nach Jahren des Stillstands und der Diskussionsverweigerung – nun rasch eine Lösung geben, so Dr. Buchgraber weiter. Im Idealfall sollte diese bei der nächsten Pferdefachtagung im Februar 2017 verkündet werden, denn zuviel Zeit wurde bereits verschwendet – ein Statement, dem nichts hinzuzufügen ist und das viel Applaus erntete: Möge auch diese Übung gelingen – einen besseren Moderator und Mediator werden die beiden Konfliktparteien in dieser Frage nicht finden. In diesem Sinne hoffen wir auf ein kleines Wunder – bei der 6. Österreichischen Pferdefachtagung im Jahr 2017!

Weitere Impressionen der Pferdefachtagung 2016 findet man auf der Website des LFZ Raumberg-Gumpenstein!