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Neue Hoffnung für Sommerekzemer?
08.03.2016 / News

Typisches klinisches Symptom eines Sommerekzems am Schweif eines betroffenen Pferdes, wie es vor der vierwöchigen Behandlung aussah...
Typisches klinisches Symptom eines Sommerekzems am Schweif eines betroffenen Pferdes, wie es vor der vierwöchigen Behandlung aussah... / Foto: BioMed Central
... und so sah es nach der Behandlung aus: eine deutliche Verbesserung.
... und so sah es nach der Behandlung aus: eine deutliche Verbesserung. / Foto: BioMed Central

Finnische Wissenschaftler haben einen vielversprechenden Ansatz bei der Behandlung von Pferden mit Sommerekzem entdeckt: Im Zentrum stehen dabei die sogenannten Lipide, die u. a. ein Haupt-Bestandteil der Zellmembranen sind.

 

Lipide sind natürliche Stoffe bzw. Verbindungen, zu denen u. a. auch Fette, Fettsäuren, Öle etc. zählen – weshalb sie fälschlicherweie oft generell als ,Fette' bezeichnet werden (diese sind jedoch nur ein Teil der Lipide). Wie neue Forschungen zeigen, spielen bestimmte Gruppen von Lipiden – so etwa die Phospholipide, ein Hauptbestandteil von Biomembranen – eine wichtige Rolle bei der Körperregulation, nicht zuletzt aus diesem Grund sind sie bei der Erforschung von Autoimmun-Erkrankungen und Allergien zusehends ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Lipide gelten mittlerweile als wichtige Biomarker, um diese Erkrankungen zu erkennen und zu analysieren.

Diesen Ansatz wählten auch Rija Hallamaa und Krishna Batchu von der Universität Helsinki, um neue Behandlungsmöglichkeiten für das bei Pferden verbreitete Sommerekzem – einer allergischen Hauterkrankung, ausgelöst durch eine Überempfindlichkeit auf Insektenstiche bzw. den dabei abgegebenen Insektenspeichel – zu entwickeln. Trotz vieler Studien und Forschungsprojekte ist die Behandlung des Sommerekzems nach wie vor schwierig, neue Therapie-Ansätze sind daher durchaus gefragt. So besteht etwa seit kurzem die Möglichkeit, körpereigene Phospholipide bei der Behandlung von Pferden einzusetzen – bislang konnten jedoch die einzelnen Phospholipide, die mit dieser allergischen Erkrankung in Verbindung stehen, nur unzureichend identifiziert werden..

Das Hauptziel der Studie war es daher, die exakten Profile der Phospholipide zu analysieren, die im Blut von allergiekranken Pferden sowie im Blut einer gesunden Kontrollgruppe nachgewiesen werden konnten. In einem weiteren Schritt sollte aber auch untersucht werden, ob sich eine Veränderung dieser Profile auch im klinischen Status der Tiere, sprich: in deren Gesundheitszustand, nach einer entsprechenden Therapie nachweisen lässt.

Im Rahmen der Studie wurden Blutproben von 10 Pferden mit Sommerekzem sowie von einer Kontrollgruppe mit 10 gesunden Pferden sowohl vor als auch vier Wochen nach der durchgeführten Therapie entnommen. Die Ekzempferde wurden mit einem speziell entwickelten Medikament behandelt, das aus dem Blut der Pferde gewonnen und anschließend oral verabreicht wurde. Sämtliche entnommenen Blutproben wurden auf ihre Phospholipid-Konzentrationen hin analysiert und mit den Veränderungen der klinischen Symptome in Verbindung gesetzt.

Die wichtigsten Phospholipid-Klassen, die nachgewiesen werden konnten, waren Phosphatidylcholine (PC), Sphingomyelin (SM), Phosphatidylinositol (PI) und Phosphatidylethanolamine (PE). Ekzempferde zeigten eine deutlich geringere Konzentration von PC sowie von SM als die Pferde der gesunden Kontrollgruppe. Nach der vierwöchigen Therapie konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen mehr festgestellt werden. Die Veränderungen in der Konzentration von Sphingomyelin (SM) zeigten eine deutliche Übereinstimmung mit den Veränderungen der klinischen Symptome.

Von den 10 Ekzempferden zeigten fünf Pferde leichte und fünf Pferde mittelstarke klinische Symptome vor der Behandlung – die Gesamtzahl der Symptome lag bei 15. Nach der vierwöchigen Therapie hatte sich der Zustand bei 6 der 10 Ekzempferde verbessert, bei drei Pferden war er unverändert geblieben – nur bei einem Pferd hatte er sich verschlechtert. Insgesamt war die Gesamtzahl der klinischen Symptome auf 10 gesunken. Die Pferde, bei denen sich der klinische Zustand verbessert hatte, zeigten einen leichteren Rückgang der Sphingomyelin (SM)-Konzentrationen als Pferde, deren Zustand sich nicht so deutlich verbessert hat. Die Veränderungen der SM-Konzentrationen zeigten eine deutliche Übereinstimmung mit den Veränderungen der klinischen Symptome – keine andere Phospholipid-Klasse zeigte eine ähnlich klare Korrelation.

Das Resümee der WissenschaftlerInnen: „Pferde mit Sommerekzem haben ein verändertes Phospholipid-Profil im Vergleich zu gesunden Pferden – und diese Profile verändern sich mit dem klinischen Status. Sphingomyelin (SM) scheint eine aktive Rolle bei der Ausbildung einer Überempfindlichkeit gegen Insektenstiche zu spielen."

Die Studie „Phospholipid analysis in sera of horses with allergic dermatitis and in matched healthy controls" von Raija Hallamaa und Krishna Batchu ist am 2. März 2016 im Journal ,Lipids in Health and Disease' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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